Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
ersten Mal seit einer Woche ein Bad nehmen konnte. Jetzt kommt weiter. Wir werden sowieso noch den halben restlichen Tag brauchen, um unsere Runde zu beenden.«
Er hätte ja einiges dafür gegeben, herauszufinden, wie dieses Gerücht zustande gekommen war. Es lag nur um einen halben Tag falsch und es war doch niemand dabei gewesen, der sie hätte beobachten können. Es war in den ganz frühen Morgenstunden noch vor Sonnenaufgang gewesen, als plötzlich ein greller Lichtstreifen in seinem Zimmer im ›Goldenen Hirsch‹ erschienen war. Er war verzweifelt über das Himmelbett mit seinen vier Pfosten gehechtet, den einen Stiefel ganz und den anderen zur Hälfte ausgezogen, und hatte das Messer herausgerissen, das zwischen seinen Schulterblättern hing, bevor er erkannte, dass es sich um Rand handelte, der aus einem dieser verdammten Löcher ins Nichts herausstieg. Offensichtlich kam er aus dem Palast in Caemlyn, denn es waren noch ein paar Säulen im Hintergrund sichtbar gewesen, bevor die Öffnung verschwand. Es überraschte ihn schon sehr, dass er mitten in der Nacht ankam, ohne seine Aiel, und dann auch noch geradewegs in Mats Zimmer auftauchte. Diese Tatsache ließ Mat die Haare zu Berge stehen. Wenn er am falschen Fleck gestanden hätte, dann hätte ihn dieses Ding glatt in zwei Hälften zerschneiden können. Er konnte diese Tricks der Einen Macht einfach nicht leiden. Das Ganze war überhaupt schon sehr eigenartig gewesen.
»Eile mit Weile, Mat«, sagte Rand, wobei er im Zimmer auf und ab schritt. Er blickte nie in Mats Richtung. Sein Gesicht glänzte von Schweiß und sein Kinn wirkte trotzig. »Er muss es kommen sehen. Alles kommt darauf an.«
Im Sitzen auf dem Bett riss sich Mat den Stiefel ganz vom Fuß und ließ ihn auf den kleinen Bettvorleger fallen, den ihm Frau Daelvin zugestanden hatte. »Ich weiß«, sagte er mürrisch, und dann unterbrach er sich und rieb sich erst einmal den Knöchel, den er an einem Bettpfosten angeschlagen hatte. »Ich habe geholfen, diesen verdammten Plan zu entwerfen, oder erinnerst du dich nicht mehr daran?«
»Woran merkst du, dass du eine Frau liebst, Mat?« Rand hörte nicht mit dem Herumgetigere auf und seine Frage klang, als gehöre sie durchaus zu seinem vorherigen Gesprächsthema.
Mat riss die Augen auf. »Woher, beim Krater des Verderbens, soll ich das wissen? In diese Falle habe ich noch nie einen Fuß gesetzt. Wie kommst du denn auf so was?«
Aber Rand rollte nur seine Schultern, als streife er etwas ab. »Ich werde Sammael zur Strecke bringen, Mat. Das habe ich versprochen, und ich schulde es den Toten. Aber wo halten sich die anderen auf? Ich muss sie alle erledigen.«
»Aber doch wohl einen nach dem anderen.« Beinahe wäre daraus eine Frage geworden; man konnte nie wissen, was sich Rand heutzutage vielleicht in den Kopf gesetzt hatte.
»Es befinden sich Drachenverschworene in Murandy, Mat. Und auch in Altara. Männer, die sich mir verschworen haben. Sobald Illian mein ist werden Altara und Murandy wie reife Pflaumen fallen. Ich werde Kontakt mit den Drachenverschworenen in Tarabon aufnehmen und in Arad Doman, und falls mich die Weißmäntel aus Amadicia fernhalten wollen, werde ich sie zerschmettern. Der Prophet hat Ghealdan bereits vorbereitet und Amadicia zumindest zum Teil, wie ich hörte. Kannst du dir Masema als Propheten vorstellen? Saldaea wird sich mir anschließen, wie mir Bashere versichert. Alle Grenzlande werden zu mir kommen. Sie müssen einfach! Ich werde es schaffen, Mat. Alle Länder vereint, bevor die Letzte Schlacht beginnt. Ich werde es schaffen!« Rands Stimme klang nun etwas fieberhaft.
»Sicher, Rand«, sagte Mat in beruhigendem Tonfall und stellte seinen anderen Stiefel neben den ersten. »Aber eins nach dem anderen, ja?«
»Kein Mann sollte die Stimme eines anderen Mannes im Kopf tragen«, murmelte Rand, und Mats Hände erstarrten, als er gerade einen Wollstrumpf herunterrollen wollte. Seltsamerweise ertappte er sich dabei, wie er sich fragte, ob er dieses Paar Strümpfe wohl noch einen weiteren Tag lang tragen könne. Rand wusste einiges von dem, was innerhalb jenes Ter’angreals in Rhuidean geschehen war – wusste jedenfalls, dass er irgendwie weitreichende militärische Kenntnisse gewonnen hatte –, aber doch nicht alles. Bestimmt nicht alles, dachte sich Mat. Nicht das mit den Erinnerungen anderer Männer. Rand schien nichts Außergewöhnliches zu bemerken. Er strich sich lediglich mit den Fingern durchs Haar und fuhr fort:
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