Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
bunteren Farben bildete – ohne jede Beifalls- oder Unmutsäußerung – einen Kreis um zwei große, schlanke Männer mit gezwirbelten Schnurrbärten in langen Mänteln aus glänzender Seide im Stil Murandys. Sie trugen Schwerter mit kunstvoll vergoldeten Knäufen und Parierstangen. Der Kerl mit dem roten Mantel stand vor Vergnügen grinsend da und beobachtete den in Gelb, wie er einen Jungen, der Mat kaum bis zur Hüfte reichte, beim Kragen gepackt hielt und schüttelte, so wie ein Hund eine Ratte in den Zähnen hält und schüttelt.
Mat beherrschte sich. Er dachte daran, dass er ja überhaupt nicht wusste, wie die ganze Auseinandersetzung begonnen hatte. »Behandelt den Jungen nicht so grob«, sagte er und legte dem mit dem gelben Mantel mäßigend eine Hand auf den Arm. »Was hat er getan, dass Ihr …?«
»Er hat Pferd meiniges angefasst!«, fauchte der Mann im mindeanischen Dialekt und schüttelte Mats Hand ab. Die Mindeaner gaben damit an – sie gaben wirklich damit an! –, sie seien die unbeherrschtesten unter den verschiedenen Bewohnern Murandys. »Ich werden ihm seinen dünnen Bauernhals brechen! Ich drehen ihm seinen mageren …!«
Ohne ein weiteres Wort riss Mat den Schaft seines Speeres wuchtig hoch und traf mit dem Ende den Kerl genau zwischen die Beine. Der Mund des Burschen aus Murandy öffnete sich, doch es kam kein Laut heraus. Seine Augäpfel kippten hoch, bis fast nur noch Weiß zu sehen war. Der Junge löste sich blitzschnell aus dem Griff des Mannes, als dessen Beine nachgaben und er schließlich auf Knien und dem Gesicht im Schmutz der Straße lag. »Nein, das werdet Ihr nicht!«, sagte Mat.
Das war natürlich noch nicht das Ende der Auseinandersetzung. Der Mann im roten Mantel riss nun an seinem Schwert. Er brachte die Klinge aber nur ein paar Fingerbreit heraus, und dann knallte ihm Mat den Speerschaft auf das Handgelenk. Stöhnend ließ der Mann das Heft los und griff mit der anderen Hand nach dem langen Messer an seinem Gürtel. Schnell hieb Mat ihm den Speer auf den Kopf über ein Ohr. Der Hieb war nicht einmal hart, doch der Kerl brach genau über dem anderen Mann zusammen. Verdammter Idiot! Mat war nicht ganz sicher, ob er damit den Rotmantel meinte oder sich selbst.
Endlich schob sich ein halbes Dutzend Rotwaffen durch den Ring der Zuschauer. Es waren tairenische Kavalleristen, die in ihren kniehohen Stiefeln ungeschickt einhermarschierten und deren rot- und goldfarbene Puffärmel von den roten Bändern abgeschnürt wurden. Edorion hielt den Jungen fest. Er war mager und blickte verstockt drein. Etwa sechs Jahre mochte er alt sein. Seine bloßen Zehen krümmten sich hin und wieder im Straßenstaub, wenn er ausprobierte, ob er eine Chance habe, aus Edorions Griff zu entkommen. Er war vielleicht das hässlichste Kind, das Mat je erblickt hatte – die Nase platt, der Mund zu breit, um in das Gesicht zu passen, und die Ohren standen wie die Henkel einer Tasse ab. Den Löchern in seinem Mantel und Hose nach zu schließen, gehörte er zu den Flüchtlingen. An ihm war wohl mehr Schmutz als irgendetwas anderes.
»Schlichtet diese Angelegenheit, Harnan«, sagte Mat. Das war eine Rotwaffe mit kantigem Kinn, ein Zugführer mit einem Gesichtsausdruck, als leide er andauernd, und mit einer ungeschickt gestochenen Tätowierung in Form eines Falken auf der linken Wange. Diese Mode schien sich in der Bande ständig auszubreiten, doch die meisten beschränkten sich dabei auf Körperteile, die normalerweise unter der Kleidung verborgen waren. »Findet heraus, was den Streit verursacht hat, und dann jagt diese beiden groben Kerle aus der Stadt.« Das hatten sie in jedem Fall verdient, wie auch immer sie provoziert worden sein mochten.
Ein knochiger Mann in einem Mantel vom typischen Schnitt aus Murandy wand sich zwischen den Zuschauern hindurch und fiel neben dem Paar auf die Knie. Der Gelbmantel hatte gerade damit begonnen, ersticktes Stöhnen von sich zu geben, während der Rotmantel sich mit beiden Händen an den Kopf fasste und etwas vor sich hin murmelte, was wie Verwünschungen klang. Der Neuankömmling veranstaltete mehr Aufhebens als beide zusammen. »Oh, meine Lords! Mein Lord Paers! Mein Lord Culen! Seid Ihr getötet worden?« Er streckte zitternde Hände in Mats Richtung aus. »Oh, tötet sie nicht, mein Lord! Nicht so hilflos, wie sie sind. Sie sind Jäger des Horns, mein Lord. Ich bin ihr Bursche, Padry. Sie sind Helden, mein Lord!«
»Ich werde überhaupt niemanden töten«,
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