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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nichts. So stellte sie sich einen Hocker vor. Der erschien prompt, mit in Rankenform geschnitzten Beinen. Sie setzte sich hin und wartete. Ein Stuhl wäre bequemer gewesen, würde aber wieder Kritik hervorrufen. Wenn eine Aufgenommene es sich bequem machte, nahm man von ihr an, sie habe nicht genug zu tun. Einen Augenblick später ließ Siuan einen beinahe identischen Hocker erscheinen. Sie lächelte Elayne etwas gezwungen zu und schnitt den Rücken der Aes Sedai eine Grimasse.
    Als Elayne dieses Zimmer in Tel’aran’rhiod zum ersten Mal betreten hatte, hatte vor dem schweren Schreibtisch ein Dutzend oder mehr solcher Hocker im Halbkreis gestanden. Bei jedem Besuch waren es weniger gewesen, und jetzt stand keiner mehr dort. Sie war sicher, dass das eine Bedeutung haben musste, doch welche, das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie zweifelte nicht daran, dass es auch Siuan aufgefallen war. Vermutlich hatte die schon einen Grund im Kopf, dachte aber nicht daran, ihre Überlegungen mit Nynaeve oder Elayne zu teilen.
    »Die Kampfhandlungen in Shienar und Arafel haben stark nachgelassen«, murmelte Sheriam mehr in sich selbst hinein, »aber es steht immer noch nichts drin, warum sie überhaupt begannen. Auch wenn es nur bloße Scharmützel waren, kämpfen doch die Menschen der Grenzlande nicht gegeneinander. Sie haben schließlich die Fäule im Nacken.« Sie kam aus Saldaea, und Saldaea gehörte zu den Grenzlanden.
    »Wenigstens bleibt es in der Fäule noch ruhig«, sagte Myrelle. »Beinahe zu ruhig. Das kann nicht andauern. Es ist schon gut, dass Elaida in den Grenzlanden genug Augen-und-Ohren besitzt.« Siuan brachte eine Mischung aus schuldbewusstem und gleichzeitig wütendem Blick hervor, mit dem sie die Aes Sedai bedachte. Elayne glaubte nicht, dass sie bisher den Kontakt mit ihren Agenten in den Grenzlanden wieder aufgenommen hatte. Der Weg nach Salidar war eben sehr weit.
    »Ich würde mich wohlerfühlen, wenn man von Tarabon dasselbe behaupten könnte.« Das Blatt in Beonins Hand wurde länger und breiter. Sie blickte darauf nieder, schnaubte, und warf es weg.
    »Die Augen-und-Ohren in Tarabon, sie schweigen immer noch. Allesamt. Die einzige Nachricht aus Tarabon, die sie bekommen hat, besteht aus Gerüchten von Amadicia her, dass Aes Sedai in den Krieg verwickelt seien.« Sie schüttelte den Kopf über den absurden Vorgang, solche Gerüchte überhaupt zu Papier zu bringen. Aes Sedai ließen sich nicht in Bürgerkriege verwickeln. Jedenfalls nicht so offensichtlich, dass man es bemerken würde. »Und wie es scheint, liegen auch aus Arad Doman kaum mehr als eine Handvoll ziemlich verwirrender Berichte vor.«
    »Im Falle Tarabons werden wir selbst bald genug Bescheid wissen«, sagte Sheriam beruhigend. »Nur noch ein paar Wochen.«
    Die Suche ging noch stundenlang weiter. Die Dokumente wurden nie knapp, und das lackierte Kästchen war nie leer. Manchmal nahm sogar der Inhalt zu, wenn irgendein Schriftstück entnommen wurde. Natürlich blieben nur die kürzesten Schriftstücke lang genug stabil, um sie ganz lesen zu können, aber gelegentlich fanden sie im Kasten einen Brief oder einen Bericht wieder, den sie schon einmal überflogen hatten. Lange Zeitspannen über herrschte nur Schweigen, aber dazwischen rief das eine oder andere Schriftstück doch Kommentare hervor, und ein paarmal diskutierten die Aes Sedai sogar heftig. Siuan begann aus Langeweile mit einem Fadenspiel, und schien sich dabei so auf ihre Fingerfertigkeit zu konzentrieren, dass sie augenscheinlich auf nichts anderes mehr achtete. Elayne wünschte, sie könne das auch, oder noch besser, sie habe ein Buch zum Lesen in Händen – prompt erschien ein Buch auf dem Boden zu ihren Füßen, Die Reisen des Jain Fernstreicher , bevor sie es schnell wieder verschwinden ließ –, aber man ließ den Frauen, die sowieso keine Aes Sedai waren, mehr Freiheiten als solchen, die zu Aes Sedai ausgebildet wurden. Trotzdem, beim Zuhören erfuhr sie auch einige interessante Dinge.
    Eine Einmischung der Aes Sedai in Tarabon war nicht das einzige Gerücht dieser Art, das seinen Weg auf Elaidas Schreibtisch gefunden hatte. So schien den Gerüchten zufolge der Rückzug der Weißmäntel auf Befehl Pedron Nialls alle möglichen Gründe zu haben, von der Absicht, den Thron Amadicias zu erringen – was bestimmt nicht mehr nötig war –, bis hin zu der Vermutung, er wolle die Bürgerkriege und die Anarchie in Tarabon und Arad Doman unterdrücken und Rand unterstützen!

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