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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hinterherzurennen, so schnell es nur ging. Sie betraten eine Szene wie aus einem Albtraum. Buchstäblich.
    Etwa dreißig Schritt zu ihrer Rechten erweiterte sich der mit Wandteppichen ausgestattete Korridor zu einer Steinhöhle, die sich bis in die Ewigkeit zu erstrecken schien. Beleuchtet wurde sie in Abständen vom trüben, roten Glühen von vereinzelten Feuern und Fackeln in Wandhaltern. Überall befanden sich Trollocs, große, menschenähnliche Gestalten, deren fast zu menschliche Gesichter von tierischen Schnauzen und Fängen und Schnäbeln verunziert wurden, und auf deren Köpfen Hörner oder fedrige Kämme zu sehen waren. Diejenigen in größerer Entfernung erschienen undeutlicher als die nächsten, nur halb ausgebildete Gestalten, während die nächsten Riesen waren, zweimal so groß wie ein normaler Mann und damit sogar noch größer als die wirklichen Trollocs, alle in Leder und schwarze Dornenpanzer gehüllt, und so heulten und kreischten sie beim Tanz um Lagerfeuer und Suppenkessel, die an Gestellen und seltsam verzerrten Rahmen und Metallgerüsten hingen.
    Es war wirklich ein Albtraum, wenn auch weitaus größer, als Elayne es bisher von Egwene oder den Weisen Frauen vernommen hatte. Einmal von dem schlafenden Verstand befreit, der ihn erschaffen hatte, trieben solche Dinge manchmal ziellos durch die Welt der Träume, und gelegentlich blieben sie an einem bestimmten Fleck haften. Die Traumgängerinnen der Aiel zerstörten jeden ganz selbstverständlich, wenn sie auf einen stießen, aber sie und Egwene hatten ihr geraten, das Beste sei, jeden ganz zu meiden, den sie irgendwo antraf. Unglücklicherweise hatte Carlinya offensichtlich nicht hingehört, als sie und Nynaeve ihnen das erklärten.
    Die Weiße Schwester hing an Händen und Füßen gebunden mit dem Kopf nach unten an einer Kette, die in der Dunkelheit über ihnen verschwand. Elayne sah das Glühen Saidars um sie herum, und doch wand sich Carlinya verzweifelt und schrie, als sie langsam mit dem Kopf voran in einen großen, schwarzen Kessel voll blasenschlagenden, kochenden Öls gesenkt wurde. In dem Augenblick, als Elayne in den Korridor hinausrannte, standen Anaiya und Morvrin genau an der Grenze, wo aus dem Flur plötzlich eine Höhle wurde. Nur einen Herzschlag lang standen sie dort, und dann plötzlich schienen sich ihre verschwommenen Gestalten auf die Grenze zu in die Länge zu ziehen wie Rauch, der in einen Schornstein hineingesaugt wird. Kaum hatten sie die Grenze berührt, befanden sie sich auch schon drinnen. Morvrin schrie, als zwei Trollocs an großen Eisenrädern drehten, die sie immer weiter streckten. Immer dünner schien sie so zu werden. Anaiya dagegen hing gefesselt an ihren Handgelenken, und um sie herum tanzten Trollocs und schlugen mit Peitschen, deren Schnüre mit Metallspitzen versehen waren, auf sie ein. Die Peitschen rissen lange Streifen aus ihrem Kleid.
    »Wir müssen uns verknüpfen«, sagte Sheriam, und das Glühen, das sie umgab, verschmolz mit dem um Myrelle und Beonin. Aber selbst so verstärkt erschien es blass dem Strahlen gegenüber, das eine einzelne Frau in der wachenden Welt umgab, eine Frau, die eben nicht nur ein verschwommener Traum war.
    »Nein!«, schrie Elayne verzweifelt. »Ihr dürft dies nicht als real anerkennen! Ihr müsst es als …« Sie packte Sheriam am Arm, aber der Strang aus Feuer, den die drei gewoben hatten, so schwach er auch trotz ihrer Verknüpfung war, berührte die Trennlinie zwischen Traum und Albtraum. Das Gewebe verschwand augenblicklich, als sei es von dem Albtraum absorbiert worden, und im gleichen Augenblick verzerrten sich die Gestalten der drei Aes Sedai wie feiner Nebel, der vom Wind erfasst wird. Sie hatten gerade noch Zeit erschrocken aufzuschreien, bevor sie die Grenzlinie berührten und verschwanden. Sheriam erschien im Innern wieder. Ihr Kopf ragte aus einer düsteren Metallglocke heraus. Trollocs legten Hebel und Handgriffe an der Außenseite um, und Sheriams rotes Haar flog wild, als sie immer gellender schrie. Von den anderen beiden war nichts zu sehen, aber Elayne glaubte weitere Schreie aus einiger Entfernung wahrnehmen zu können. Irgendjemand heulte »Nein!«, immer und immer wieder, während eine andere Stimme um Hilfe rief.
    »Erinnert Ihr euch daran, was wir Euch sagten, wie man einen Albtraum vertreibt?«, fragte Elayne.
    Den Blick auf die gleiche Szene vor ihnen gerichtet, nickte Siuan. »Die Wirklichkeit einfach nicht anerkennen. Versuchen, sich die Szene

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