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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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glatt. Man hätte denken können, Nynaeve habe sich mit Absicht angeschlichen. Die Frau nahm aber auch alles immer persönlich.
    »Lasst es sein«, sagte Nynaeve gefasst. Sie würde sich nicht durch solche Nebensächlichkeiten ablenken lassen. »Was ich aber nicht sein lasse, ist, Euch zu untersuchen.« Heute würde sie etwas Nützliches tun, und wenn sie sich dafür umbringen musste. Siuan öffnete den Mund und blickte sich dabei um. »Nein, Marigan ist nicht hier, und im Moment benötige ich sie auch nicht. Ihr habt mich erst zweimal – zweimal! – an Euch herangelassen, seit ich einen Hinweis darauf fand, dass etwas in Euch geheilt werden könnte. Ich werde Euch heute untersuchen, und falls Ihr das verhindert, erzähle ich Sheriam, dass Ihr ihren Befehl missachtet, Euch mir zur Verfügung zu halten. Ich schwöre Euch, ich werde das sagen!«
    Einen Augenblick lang glaubte sie, die andere Frau werde es aufs Äußerste ankommen lassen, aber schließlich sagte Siuan mürrisch: »Heute Nachmittag. Heute Vormittag habe ich zu tun. Es sei denn Ihr glaubt, Eure Tätigkeit sei wichtiger, als Eurem Freund von den Zwei Flüssen zu helfen?«
    Nynaeve trat näher an sie heran. Niemand sonst auf der Straße schenkte ihnen mehr Beachtung als höchstens einen Blick im Vorübergehen, aber trotzdem senkte sie die Stimme: »Was haben sie mit ihm vor? Ihr sagt immer wieder, sie hätten sich noch nicht entschlossen, was sie seinetwegen unternehmen sollen, aber mittlerweile müssen sie doch wohl zu irgendwelchen Schlüssen gekommen sein!« Falls ja, dann wusste Siuan Bescheid, ob das nun beabsichtigt war oder nicht.
    Urplötzlich war Leane da, und Nynaeves Worte verpufften wirkungslos. Siuan und Leane starrten sich gegenseitig wütend an wie zwei verfeindete Katzen, die sich ins Gehege gekommen waren.
    »Nun?«, knurrte Siuan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Leane schnaubte und schüttelte den Kopf, dass ihre Locken flogen. Ein hämisches Grinsen verzerrte ihr Gesicht, doch ihre Worte entsprachen keineswegs Ihrer Miene oder dem Tonfall: »Ich habe versucht, ihnen das auszureden«, fauchte sie, allerdings leise. »Aber sie hatten dir noch nicht einmal gut genug zugehört, um sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Heute Abend wirst du nicht mit den Weisen Frauen zusammentreffen.«
    »Möwenscheiße«, fluchte Siuan. Dann drehte sie sich auf dem Fuß um und stolzierte davon, allerdings auch nicht schneller als Leane in entgegengesetzter Richtung.
    Nynaeve hätte fast die Hände frustriert gehoben. Sie redeten, als befände sie sich überhaupt nicht hier, und als wisse sie nicht genau, wovon sie sprachen. Ignorierten sie einfach. Siuan sollte besser heute Nachmittag bei ihr erscheinen, wie sie es versprochen hatte. Sonst würde sie eine Möglichkeit finden, die Frau auszuwringen und zum Trocknen aufzuhängen! Sie zuckte zusammen, als hinter ihr eine Frau zu sprechen begann: »Diese beiden sollte man wirklich zu Tiana schicken, damit sie eine kräftige Tracht Prügel beziehen.« Lelaine trat neben Nynaeve und blickte erst Siuan und dann Leane hinterher. So herumzulaufen und sich an Leute anzuschleichen! Logain, Burin oder die Adligen aus Altara waren nirgends zu sehen. Die Blaue Schwester rückte ihre Stola zurecht. »Natürlich sind sie nicht mehr die, die sie einst waren, aber man sollte doch denken, dass sie wenigstens den Schein wahren. Es wird nicht besonders gut wirken, wenn sie sich wirklich noch einmal auf der Straße gegenseitig die Haare ausreißen.«
    »Manchmal passen Leute einfach nicht zusammen, und es kommt ständig zu Reibereien«, sagte Nynaeve. Siuan und Leane arbeiteten so hart daran, dieses Täuschungsmanöver aufrechtzuerhalten, und dann war wohl das wenigste, was sie dazu beitragen konnte, ein bisschen Unterstützung zum rechten Zeitpunkt. Wie sie es hasste, wenn sich Menschen an sie heranschlichen.
    Lelaine blickte auf Nynaeves Hand, die schon wieder ihren Zopf ergriffen hatte, und sie riss die Hand schnell weg. Zu viele kannten mittlerweile ihre Angewohnheit. Dabei strengte sie sich so an, das zu unterdrücken. Aber die Aes Sedai sagte lediglich: »Nicht, wenn es die Würde der Aes Sedai untergräbt, Kind. Frauen, die den Aes Sedai dienen, sollten sich in der Öffentlichkeit zurückhalten, gleich wie töricht sie sich privat auch verhalten mögen.« Daran gab es gewiss nichts zu deuteln, oder jedenfalls nichts, was sie hätte sagen können, ohne Anstoß zu erregen. »Warum seid Ihr hereingekommen, als

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