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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war der Mann wirklich ein lausiger Versager. Da aber Olver zugegen war, blieb ihm nichts anderes übrig, als mit den Zähnen zu knirschen und alles über sich ergehen zu lassen.
    In dem Versuch, sich von Nerims Nadel abzulenken, deutete Mat auf die zerschlissene Stofftasche, die von Olvers Schulter hing. »Was hast du da drinnen?«, ächzte er.
    Olver drückte die zerfledderte Tasche an seine Brust. Er war gewiss sauberer als zuvor, wenn auch nicht hübscher deswegen. Die Schuhe schienen fest zu sein, und sein wollenes Hemd und die Hose wirkten neu. »Das ist meine«, sagte er trotzig. »Ich habe nichts gestohlen.« Einen Augenblick später öffnete er die Tasche und fing an Gegenstände herauszunehmen. Eine Ersatzhose, zwei weitere Hemden und einige Paare Strümpfe interessierten ihn selbst offenbar wenig. Doch die anderen Dinge zählte er auf: »Das ist meine Feder von einem roten Milan, Lord Mat, und dieser Stein hat die Farbe der Sonne. Seht Ihr?« Er legte einen kleinen Beutel dazu. »Ich habe fünf Kupferpfennige und sogar einen Silberpfennig.« Ein eingerolltes Tuch, das durch eine Schnur zusammengehalten wurde, und ein kleines Holzkästchen. »Mein Schlangen-und-Füchse-Spiel. Das hat mein Vater für mich gemacht. Er hat auch das Brett bemalt.« Einen Moment lang verzog er sein Gesicht, als wolle er weinen, doch dann fuhr er fort: »Und schaut mal … In diesem Stein ist ein Fischkopf drin. Ich weiß nicht, wie er da hineingekommen ist. Und das ist mein Schildkrötenpanzer. Eine Schildkröte mit blauem Rücken. Seht Ihr die Streifen?«
    Mat ächzte unter einem besonders harten Stoß der Nähnadel und streckte die Hand nach dem zusammengerollten Tuch aus. Er fühlte sich viel besser, wenn er durch die Nase atmete. Es war eigenartig, wie sich die Löcher in seinen Erinnerungen auswirkten. Er erinnerte sich beispielsweise daran, wie man Schlangen und Füchse spielte, aber nicht, dass er es jemals gespielt hätte. »Das ist ein schöner Schildkrötenpanzer, Olver. Ich hatte auch einmal einen. Eine grüne Karettschildkröte.« So streckte er die Hand nach der anderen Seite aus und fand seinen Geldbeutel. Er kramte zwei Goldkronen aus Cairhien heraus. »Steck die in deinen Beutel, Olver. Ein Mann braucht ein wenig Gold in der Tasche.«
    Beleidigt begann Olver, seine Habseligkeiten in die Tasche zu packen. »Ich bettle nicht, Lord Mat. Ich kann für mein Essen arbeiten. Ich bin kein Bettler.«
    »Ich habe das auch nie behauptet.« Mat überlegte krampfhaft, um einen Grund zu finden, den Jungen mit den beiden Kronen bezahlen zu können. »Ich … ich brauche jemanden als Laufburschen, um für mich Botschaften zu überbringen. Ich kann kein Mitglied der Bande darum bitten, denn sie haben alle ihre Aufgaben als Soldaten. Sicher, du müsstest dann dein eigenes Pferd pflegen. Ich kann schlecht jemand anders bitten, das für dich zu erledigen.«
    Olver stand plötzlich ganz gerade da. »Ich würde mein eigenes Pferd bekommen?«, fragte er ungläubig.
    »Selbstverständlich. Dann ist da noch etwas. Ich heiße Mat. Wenn du mich noch einmal Lord Mat nennst, werde ich dir einen Knoten in die Nase machen.« Aufbrüllend zuckte er hoch. »Seng Euch, Nerim. Das ist ein Bein und kein verdammtes Stück Rindfleisch!«
    »Wie mein Lord meint«, murmelte Nerim. »Das Bein meines Lords ist kein Stück Rindfleisch. Ich danke Euch, mein Lord, dass Ihr mich davon unterrichtet habt.«
    Olver fühlte zögernd nach seiner Nase, als überlege er, ob sie sich wirklich verknoten ließe.
    Mat sank stöhnend zurück. Nun hatte er sich den Jungen aufgehalst und ihm damit keineswegs einen Gefallen getan, jedenfalls nicht, falls er beim nächsten Mal in der Nähe war, wenn die Verlorenen sich bemühten, die Anzahl der Ta’veren auf der Welt zu verringern. Nun, sollte Rands Plan aufgehen, würde es stattdessen einen Verlorenen weniger geben. Wenn es allerdings nach Mat Cauthon ging, wollte er sich lieber aus allen Schwierigkeiten heraushalten, bis es keine Verlorenen mehr gab.

KAPITEL 23

    Um eine Botschaft zu begreifen …
    G raendal beherrschte sich gerade noch, um nicht erstaunt die Augen aufzureißen, als sie den Saal betrat, doch ihr Gewand aus Streith verfärbte sich zu einem stumpfen Schwarz, bevor sie es verhindern und wieder in einen blauen Nebelschleier verwandeln konnte. Sammael hatte alles dafür getan, dass keiner glauben mochte, es handle sich hier um den Großen Ratssaal in Illian. Andererseits wäre sie überrascht gewesen, falls

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