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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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irgendjemand außer ihm selbst jemals uneingeladen so weit in die Gemächer ›Lord Brends‹ vordringen würde. Die Luft war angenehm kühl. In einer Ecke stand der Hohlzylinder eines Luftaustauschers. Glühbirnen, hell und gleichmäßig leuchtend, wirkten eigenartig auf den schweren, goldenen Kerzenhaltern und ergaben eine wesentlichere Beleuchtung, als Kerzen oder Öllampen jemals liefern konnten. Ein kleines Musikgerät stand auf dem Marmorsims des Kamins und gab aus seinem Speicher die sanften Klänge einer Klangskulptur wieder, die man vermutlich außerhalb dieses Saals dreitausend Jahre lang nicht mehr vernommen hatte. Und sie erkannte mehrere der Kunstwerke an den Wänden.
    Sie blieb vor Ceran Tols Tempo der Unendlichkeit stehen. Es handelte sich nicht um eine Kopie. »Man könnte meinen, Ihr hättet ein Museum geplündert, Sammael.« Es fiel ihr schwer, den Neid aus ihrem Tonfall herauszuhalten, und als sie sein leichtes Lächeln entdeckte, war ihr klar, dass er sie durchschaut hatte.
    Er goss Wein in zwei silberne Pokale und reichte ihr einen davon. »Nur eine Stasis-Kammer. Ich denke, die Menschen haben versucht, alles zu bewahren, was sie nur konnten, damals, in jenen letzten Tagen.« Sein Lächeln verzerrte diese schreckliche Narbe, die schräg über sein Gesicht verlief. Er blickte sich stolz in dem Saal um. Besonders selbstgefällig sah er das Zarabrett an, das sein Spielfeld aus im Moment noch durchscheinenden Würfeln in die Luft projizierte. Ihm hatten schon immer die gewaltsameren Spiele am besten gefallen. Klar – ein Zarabrett bedeutete, dass die Stasis-Kammer von jemandem gefüllt worden war, der dem Großen Herrn folgte, denn auf der anderen Seite hatte bereits der Besitz einer einzigen früher einmal menschlichen Spielfigur zu einer Gefängnisstrafe geführt. Was hatte er sonst noch gefunden?
    Sie schlürfte ihren Wein und unterdrückte ein Aufseufzen, denn er stammte aus dem Hier und Jetzt. Sie hatte auf die zarte Blume eines Satare oder einen der exquisiten Comolader gehofft. Dann strich sie mit beringten Fingern über ihr Gewand. »Ich habe auch eine gefunden, doch sie enthielt außer Streith nur eine abschreckende Sammlung von nutzlosem Schrott.« Da er sie schließlich hierher eingeladen und ihr dies alles gezeigt hatte, war es an der Zeit für Vertraulichkeiten. Kleine Vertraulichkeiten.
    »Wie traurig für Euch.« Wieder dieses leichte Lächeln. Er hatte zweifellos mehr gefunden als nur hübsche Spielzeuge. »Auf der anderen Seite«, fuhr er fort, »bedenkt bitte, wie furchtbar es gewesen wäre, eine Kammer zu öffnen und ein Nest voll Cafar aufzuscheuchen, oder sagen wir, eine Jumara, oder eine von Aginors anderen kleinen Schöpfungen. Wusstet Ihr, dass in der Fäule Jumara frei herumlaufen? Voll ausgewachsen, wenn sie sich nun auch niemals verwandeln werden. Sie bezeichnen sie als ›Würmer‹.« Darüber musste er derart schallend lachen, dass sein ganzer Körper bebte.
    Graendal lächelte um einiges wärmer als ihr zumute war, aber falls ihr Gewand die Farbe änderte, war es wohl nur eine kleine Nuance. Sie hatte einmal eine unangenehme, ja beinahe tödliche Begegnung mit einem von Aginors Geschöpfen erlebt. Der Mann war auf seine Art brillant gewesen, aber eben wahnsinnig. Nur ein Wahnsinniger hätte etwas wie den Gholam geschaffen. »Ihr scheint guter Dinge zu sein?«
    »Warum auch nicht?«, erwiderte er überschwänglich. »Ich habe ein ganzes Lager voller Angreal und was dort sonst noch so enthalten sein mag, schon beinahe in der Hand. Schaut nicht so überrascht drein. Natürlich habe ich gewusst, dass der Rest von euch spioniert hat in der Hoffnung, dass ich euch ohne es zu wissen dorthin führen werde. Nun, das wird euch nicht helfen. O ja, ich werde mit euch teilen, aber erst, nachdem es sich in meinem Besitz befindet und ich ausgewählt habe, was ich für mich behalten will.« Er lag entspannt auf einem stark vergoldeten Sessel – oder vielleicht bestand er sogar aus reinem Gold, das sähe ihm ähnlich –, hatte einen Stiefel auf die Spitze des anderen gestützt und strich sich den goldenen Bart. »Außerdem habe ich al’Thor einen Abgesandten geschickt. Und die Antwort ist positiv ausgefallen.«
    Graendal hätte fast ihren Wein verschüttet. »Tatsächlich? Ich hörte, er habe Euren Boten getötet.« Falls ihn ihr Wissen um diese Tatsache erschütterte, beherrschte er sich gut. Er lächelte sogar.
    »Al’Thor hat niemanden getötet. Andris ging dorthin, um zu

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