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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weißes, geöffnetes Hemd glänzte an zwei Stellen dunkel und feucht. »Es scheint«, brachte er schwer atmend heraus, »dass Nerim wieder einmal seine Künste als Näherin bei mir ausprobieren muss, und das mit seinen Wurstfingern.« Nerim war sein Bursche und flickte seinen Herrn genauso oft zusammen wie dessen Kleidung.
    »Wird er wieder?«, fragte Mat leise.
    Daerid zuckte die Achseln. Er hatte nur seine Hose an. »Er blutet weniger als Ihr, glaube ich.« Er blickte auf. Jetzt würde er der Sammlung auf seinem Gesicht eine neue Narbe hinzufügen können. »Gut, dass Ihr ihnen rechtzeitig aus dem Weg gegangen seid, Mat. Es ist unverkennbar, dass sie hinter Euch her waren.«
    »Dann haben sie glücklicherweise nicht bekommen, was sie wollten.« Stöhnend kämpfte sich Talmanes mit einem Arm um Daerids Schulter auf die Beine. »Es wäre schlimm, das Glück der Bande einer Handvoll Wilder in der Nacht zu opfern.«
    Mat räusperte sich. »Das hatte ich auch im Sinn.« Die Erinnerung daran, wie die Aiel in seinem Zelt verschwunden waren, stieg in seinem Geist empor und ließ ihn schaudern. Wieso, beim Licht, wollten Aiel ihn umbringen?
    Nalesean kam von der Stelle herüber, wo man die Leichen der Aiel nebeneinandergelegt hatte. Selbst jetzt hatte er seinen Mantel an, wenn er auch nicht zugeknöpft war. Dabei studierte er finster einen Blutfleck auf dem Revers. Vielleicht war es sein eigenes Blut, vielleicht auch nicht. »Seng meine Seele, ich wusste doch, dass diese Wilden uns früher oder später überfallen würden. Ich schätze, sie kamen aus der Truppe, die uns vor ein paar Stunden überholt hat.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Mat. »Hätten sie mich gewollt, dann hätten sie mich auf den Spieß gesteckt und zum Abendessen über dem Feuer geröstet, bevor einer von Euch etwas gemerkt hätte.« Er zwang sich, hinüberzuhumpeln und die Aiel zu mustern. Er nahm eine Laterne mit, die jemand gebracht hatte, um den schwachen Mondschein zu unterstützen. Die Erleichterung, nur die Gesichter von Männern zu entdecken, ließ ihm die Knie zittern. Er kannte keinen von ihnen, aber er kannte sowieso nur wenige Aiel. »Shaido, denke ich«, sagte er und kehrte mit der Laterne zu den anderen zurück. Das konnten wirklich Shaido sein. Und Schattenfreunde dazu. Er wusste nur zu gut, dass es unter den Aiel Schattenfreunde gab. Und Schattenfreunde hatten allen Grund, seinen Tod zu wünschen.
    »Morgen«, sagte Daerid, »sollten wir meiner Meinung nach eine dieser Aes Sedai auf dem anderen Ufer aufspüren. Talmanes wird es überleben, wenn er nicht zu viel Alkohol verloren hat, aber einige andere haben vielleicht nicht so viel Glück.« Nalesean sagte nichts, aber sein Knurren sprach Bände. Er war schließlich Tairener und liebte die Aes Sedai noch weniger als Mat.
    Mat zögerte nicht mit seiner Zustimmung. Er würde nicht zulassen, dass eine Aes Sedai bei ihm die Macht anwandte – auf gewisse Weise bedeutete jede Narbe für ihn einen Sieg, eine weitere Gelegenheit, da er die Aes Sedai hatte meiden können –, aber er konnte von keinem Mann verlangen, deshalb zu sterben. Anschließend sagte er ihnen, was er noch wollte.
    »Einen Graben?«, fragte Talmanes in ungläubigem Tonfall.
    »Rund um das Lager herum?« Naleseans Spitzbart bebte. »Jeden Abend?«
    »Und eine Palisade?«, rief Daerid. Er blickte sich schnell um und senkte die Stimme. Es befanden sich noch einige Soldaten in ihrer Nähe, um die Leichen wegzuschaffen. »Das wird eine Meuterei geben, Mat.«
    »Nein, wird es nicht«, sagte Mat. »Am Morgen wird auch der letzte Mann wissen, dass sich Aiel ins Lager eingeschlichen hatten, um mein Zelt zu erreichen. Die Hälfte wird nicht mehr schlafen aus Angst, einen Aielspeer zwischen die Rippen zu bekommen. Ihr drei werdet ihnen die Tatsache schmackhaft machen, dass eine Palisade die Aiel davon abhalten wird, sich noch mal bei uns einzuschleichen.« Zumindest würde es sie aufhalten. »Jetzt geht und lasst mich heute Nacht noch ein wenig schlafen.«
    Nachdem sie weg waren, betrachtete er sein Zelt genauer. Lange Schlitze in den Wänden, wo die Aiel eingedrungen waren, deren Ränder im leichten Wind flatterten. Seufzend wollte er schon zu seiner Decke im Gestrüpp zurückkehren, zögerte dann aber. Das Geräusch, das ihn aufgeschreckt hatte. Die Aiel hatten kein Geräusch verursacht, hatten nicht einmal geflüstert. Ein Schatten war genauso laut wie ein Aiel. Was hatte das also verursacht?
    Er stützte sich auf seinen Speer und

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