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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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humpelte um das Zelt herum, wobei er den Boden genau betrachtete. Er wusste selbst nicht, wonach er suchte. Die weichen Aielstiefel hatten keine Spuren hinterlassen, soweit er das im Schein der Laterne feststellen konnte. Zwei der Zeltleinen hingen lose, wo man sie durchschnitten hatte, aber … Er stellte die Laterne auf den Boden und befühlte die Leinen. Dieses Geräusch hätte davon stammen können, dass man eine straffe Leine kappte, aber es hatte doch gar keinen Grund gegeben, sie durchzuschneiden, um hineinzukommen. Etwas an dem Winkel der Schnitte und der Art, wie sie sich aneinanderfügten, erregte seine Aufmerksamkeit. Er nahm die Laterne wieder und blickte sich in der Umgebung um. Ein dürftiger Busch unweit des Zeltes war an einer Seite abgeschnitten worden. Dünne Zweige mit kleinen Blättern daran lagen auf dem Boden. Der Busch war ganz sauber getrimmt worden, die Schnittfläche gerade und die Enden der abgeschnittenen Zweige glatt. Es wirkte, als habe ein Möbelschreiner daran gearbeitet.
    Die Härchen in Mats Nacken standen zu Berge. Eines dieser Löcher in der Luft, wie sie Rand benutzte, war hier geöffnet worden. Schlimm genug, dass Aiel versucht hatten, ihn zu töten, aber sie waren von jemandem geschickt worden, der eines dieser … Wegetore, wie Rand sie bezeichnete, öffnen konnte, Licht, wenn er inmitten der Bande noch nicht einmal vor den Verlorenen in Sicherheit war, wo dann? Er fragte sich, wie er von nun an schlafen solle – vielleicht mit Wachfeuern um sein Zelt herum? Und mit einer Leibgarde – nein, als Ehrengarde würde er sie bezeichnen, damit es ihnen nicht ganz so schwerfallen würde, vor seinem Zelt Wache zu stehen. Beim nächsten Mal würden möglicherweise hundert Trollocs kommen, oder tausend, anstelle einer Handvoll Aiel. War er überhaupt wichtig genug für so etwas? Falls sie entschieden, er sei zu wichtig, könnte es beim nächsten Mal ein Verlorener sein. Blut und Asche! Er hatte nie darum gebeten, ein Ta’veren zu sein, und freiwillig hätte er sich niemals an den Wiedergeborenen verdammten Drachen gebunden!
    »Blut und blutige …!«
    Ein Knirschen am Boden in seinem Rücken warnte ihn, und er wirbelte knurrend mit dem Speer in Händen herum. Gerade noch rechtzeitig hielt er die zustoßende Klinge am Ende des Speers zurück, als Olver aufschrie und platt auf den Rücken fiel. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Junge die Speerspitze an.
    »Was, beim verdammten Krater des Verderbens, tust du hier?«, fuhr ihn Mat an.
    »Ich … ich …« Der Junge musste erst einmal schlucken. »Sie sagen, fünfzig Aiel hätten versucht, Euch im Schlaf zu töten, Lord Mat, aber Ihr hättet sie zuerst getötet, und ich wollte sehen, ob es Euch gut geht, und … Lord Edorion hat mir Schuhe gekauft. Seht Ihr?« Er hob einen beschuhten Fuß.
    Mat knurrte in sich hinein und zog Olver hoch. »Das hatte ich nicht gemeint. Warum bist du nicht in Maerone? Hat Edorion niemanden gefunden, der sich um dich kümmert?«
    »Sie war nur hinter Lord Edorions Geld her und wollte mich gar nicht haben. Außerdem hatte sie schon sechs eigene Kinder. Meister Burdin gibt mir eine Menge zu essen, und alles, was ich tun muss, ist, seine Pferde zu tränken und sie trockenzureiben. Das gefällt mir, Lord Mat. Aber er lässt mich nicht reiten.«
    Jemand räusperte sich. »Lord Talmanes hat mich geschickt, mein Lord.« Nerim war selbst für einen Bewohner Cairhiens klein, ein hagerer, grauhaariger Mann mit einem langen Gesicht, das wirkte, als wolle es sagen: ›Im Moment geht alles schief, und wahrscheinlich auch auf lange Sicht, aber heute ist ein besserer Tag als üblich.‹ »Wenn mein Lord mir meine Worte verzeiht, diese Blutflecke werden nie mehr aus der Unterwäsche meines Lords zu entfernen sein, aber falls mein Lord mir die Erlaubnis gibt, werde ich vielleicht in der Lage sein, etwas hinsichtlich der Risse in meinem Lord zu unternehmen.« Er hatte sein Nähkästchen unter den Arm geklemmt. »Du, Junge, hol ein wenig Wasser! Keine Widerrede. Wasser für meinen Lord, und das etwas plötzlich.« Nerim brachte es fertig, beim Verbeugen noch die Laterne aufzuheben. »Wenn mein Lord mit hineinkommen würde? Die Nachtluft ist schlecht für offene Wunden.«
    Nach kurzer Zeit lag Mat neben seinem Bettzeug auf dem Boden ausgestreckt – »Mein Lord wird seine Decken nicht beschmutzen wollen« –, ließ Nerim getrocknetes Blut abwaschen und ihn die Wunden zusammenflicken. Talmanes hatte recht: als Näherin

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