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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zusammendrängten. Aber hauptsächlich war sie guter Stimmung, weil die Weisen Frauen ihr gesagt hatten, sie könne jetzt, da die Kopfschmerzen, die sie so verwirrt hatten, vollkommen vergangen waren – sie hatte sie nicht ganz verbergen können – bald nach Tel’aran’rhiod zurückkehren. Noch nicht bis zum nächsten Treffen in drei Nächten, aber bis zum darauffolgenden.
    Das bedeutete nicht nur in einer Hinsicht eine Erleichterung. Es bedeutete, sich nicht mehr heimlich in die Welt der Träume stehlen zu müssen. Es bedeutete, nicht mehr alles mühsam selbst herausfinden zu müssen. Es bedeutete, keine Angst mehr haben zu müssen, dass die Weisen Frauen sie erwischen und sich weigern könnten, sie weiterhin zu unterrichten. Es bedeutete, nicht mehr lügen zu müssen. Es war notwendig gewesen – sie konnte es sich nicht leisten, Zeit zu verschwenden; es gab so vieles zu lernen, und sie konnte nicht glauben, noch genug Zeit dafür zu haben –, aber das würden sie niemals verstehen.
    Auch Aiel befanden sich in der Menge, sowohl im Cadin’sor als auch im Weiß der Gai’shain . Die Gai’shain gingen dorthin, wo sie hingeschickt wurden, aber es war durchaus möglich, dass sich die anderen zum ersten Mal – und höchstwahrscheinlich auch zum letzten Mal – innerhalb der Stadtmauern aufhielten. Die Aiel mochten Städte anscheinend nicht, obwohl eine große Anzahl von ihnen vor sechs Tagen hierhergekommen war, um zuzusehen, wie Mangin gehängt wurde. Es hieß, er hätte sich die Schlinge selbst um den Hals gelegt und irgendeinen Aielscherz darüber gemacht, ob das Seil ihm den Hals oder sein Hals das Seil brechen würde. Sie hatte mehrere Aiel diesen Scherz, aber niemals eine Bemerkung über die Hinrichtung wiedergeben hören. Rand hatte Mangin gemocht, dessen war sie sich sicher. Berelain hatte den Weisen Frauen von dem Urteil erzählt, als teile sie ihnen mit, ihre Wäsche sei am nächsten Tag fertig, und die Weisen Frauen hatten es unbewegt aufgenommen. Egwene glaubte nicht, dass sie die Aiel jemals verstehen würde. Sie befürchtete auch sehr, Rand nicht mehr zu verstehen. Berelain verstand sie nur zu gut. Sie interessierte sich nur für achtsame Männer.
    Bei diesen Gedanken war es schwierig, ihre gute Stimmung wiederzuerlangen. Im Inneren der Stadt war es sicherlich nicht kühler als außerhalb der Stadtmauern – tatsächlich vielleicht sogar heißer, da kein Lüftchen wehte und die Menschen sich zusammendrängten – und fast ebenso staubig, aber zumindest gab es hier mehr zu sehen als nur die Asche des Vortors. In einigen Tagen würde sie wieder lernen können, wirklich lernen können. Das ließ sie wieder lächeln.
    Sie blieb neben einem drahtigen, verschwitzten Feuerwerker stehen. Es war leicht zu erkennen, was er war. Sein dichter Schnurrbart war nicht von dem transparenten Schleier bedeckt, den Taraboner häufig trugen, aber die sackartige, an den Beinen bestickte Hose und ein ebenso sackartiges, über der Brust besticktes Hemd kennzeichneten ihn ausreichend gut. Er verkaufte Finken und andere Singvögel in grob zusammengezimmerten Käfigen. Da ihr Gildehaus von den Shaido niedergebrannt worden war, versuchten eine Anzahl Feuerwerker Möglichkeiten zu finden, nach Tarabon zurückzukehren.
    »Ich weiß es aus einer höchst zuverlässigen Quelle«, erzählte er einer hübschen, bereits langsam ergrauenden Frau in einem schlicht geschnittenen, dunkelblauen Kleid. Sie war zweifellos eine Händlerin, die diejenigen anfuhr, die in Cairhien auf bessere Zeiten warteten. »Die Aes Sedai spalten sich«, flüsterte ihr der Feuerwerker über einen gefangenen Vogel gebeugt zu. »Die Aes Sedai stehen im Krieg miteinander.« Die Händlerin nickte zustimmend.
    Egwene blieb stehen, um angeblich den Kauf eines grünköpfigen Finks zu erwägen, und ging dann wieder weiter, wobei sie einem rundgesichtigen Feuerwerker aus dem Weg springen musste, der in einem auffallenden, flickenbesetzten Mantel einherschritt. Feuerwerker wussten sehr wohl, dass sie unter den wenigen Feuchtländern in der Wüste willkommen waren. Aiel schüchterten sie nicht ein. Zumindest erweckten sie den Anschein.
    Dieses Gerücht beunruhigte sie. Nicht dass sich die Burg gespalten hatte – das hätte nicht länger geheim bleiben können –, aber die Erwähnung eines Krieges unter den Aes Sedai. Zu wissen, dass Aes Sedai gegen Aes Sedai angingen, war genauso, als wüsste sie, dass ein Teil ihrer Familie gegen einen anderen anginge, was kaum

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