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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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dieser Brief von einem Eilboten gebracht worden war. Diese Gesellschaft musste bald danach aufgebrochen sein.
    Sie würden Rand nicht finden – nicht bis er unbemerkt hineingeschlüpft war. Sie hatte entschieden, dass er irgendwie die Begabung, die man das Schnelle Reisen nannte, wiederentdeckt haben musste, wenn sie sich auch nicht erklären konnte, wie es vonstattenging – aber unabhängig davon, ob sie Rand fanden oder nicht, durften sie Egwene nicht finden. Das Beste, was sie erwarten konnte, war, wie eine Aufgenommene kurzerhand und ohne eine vereidigte Schwester, die sie überwachen würde, aus der Burg geworfen zu werden, und das war nur zu erwarten, wenn Elaida wirklich nicht sie suchte. Aber selbst dann würden sie sie nach Tar Valon zurückbefördern – mit Elaida. Sie hegte keine Illusionen darüber, sich fünf oder sechs Aes Sedai widersetzen zu können.
    Mit einem letzten Blick auf die Aes Sedai raffte sie ihre Röcke und rannte los, schoss zwischen den Menschen hindurch, stieß manchmal gegen sie und duckte sich unter den Köpfen von Pferdegespannen von Wagen oder Kutschen hindurch. Verärgertes Geschrei folgte ihr. Als sie schließlich eines der hohen, eckigen Stadttore passierte, peitschte der heiße Wind ihr Gesicht. Von Gebäuden ungehindert, brachte er Staubwogen mit sich, die sie husten ließen, aber sie lief weiter, den ganzen Weg zu den niedrigen Zelten der Weisen Frauen zurück.
    Zu ihrer Überraschung stand vor Amys’ Zelt eine graue Stute, deren Sattel und Zaumzeug goldverziert waren und die von einem Gai’shain beaufsichtigt wurde, der den Blick senkte, wenn er das lebhafte Tier berührte. Sie betrat das Zelt in geduckter Haltung und fand die Reiterin, Berelain, mit Amys, Bair und Sorilea Tee trinkend vor, die es sich auf hellen, mit Quasten versehenen Kissen bequem gemacht hatten. Eine weiß gewandete Frau, Rodera, kniete auf einer Seite und wartete demütig darauf, die Tassen erneut zu füllen.
    »Aes Sedai sind in der Stadt«, sagte Egwene, sobald sie das Zelt betreten hatte. »Sie reiten auf den Sonnenpalast zu. Es muss Elaidas Abordnung für Rand sein.«
    Berelain erhob sich ohne Hast. Egwene musste, wenn auch widerwillig, zugeben, dass die Frau Anmut besaß. Ihre Reitkleidung war schicklich geschnitten, denn auch sie war nicht so töricht, in ihrer üblichen Kleidung in der Sonne zu reiten. Die anderen erhoben sich mit ihr. »Ich sollte wohl zum Palast zurückkehren«, seufzte sie. »Das Licht weiß, wie sie sich fühlen werden, wenn niemand zu ihrer Begrüßung erscheint. Amys, würdet Ihr Rhuarc benachrichtigen, dass er mich treffen soll?«
    Amys nickte, aber Sorilea sagte: »Ihr solltet nicht so sehr auf Rhuarc vertrauen, Mädchen. Rand al’Thor hat Cairhien in Eure Obhut gegeben. Reicht den meisten Männern den Finger, und sie werden die ganze Hand nehmen, bevor Ihr es merkt. Reicht einem Clanhäuptling den Finger, und er wird den ganzen Arm nehmen.«
    »Das stimmt«, murmelte Amys. »Rhuarc ist der Schatten meines Herzens, aber es stimmt.«
    Berelain zog schmale Reithandschuhe aus ihrem Gürtel und streifte sie über. »Er erinnert mich an meinen Vater. Manchmal zu sehr.« Sie verzog einen Moment reumütig das Gesicht. »Aber er ist ein sehr guter Berater. Und er weiß, wann er gebraucht wird und wie sehr. Ich glaube, dass sogar die Aes Sedai beeindruckt sein müssen, wenn Rhuarc sie ansieht.«
    Amys lachte kehlig. »Er ist beeindruckend. Ich werde ihn zu Euch schicken.« Sie küsste Berelain leicht auf die Stirn und auf beide Wangen.
    Egwene sah verwundert zu. So küsste eine Mutter ihren Sohn oder ihre Tochter. Was ging tatsächlich zwischen Berelain und den Weisen Frauen vor? Sie konnte natürlich nicht fragen. Eine solche Frage wäre beschämend für sie und für die Weisen Frauen. Und auch für Berelain, obwohl sie es nicht wissen würde, wobei Egwene nichts dagegen hätte, Berelain zu beschämen.
    Als Berelain sich zum Gehen wandte, legte Egwene eine Hand auf den Arm der Frau. »Sie müssen vorsichtig behandelt werden. Sie werden Rand nicht freundlich gesinnt sein, aber ein falsches Wort könnte sie zu offenen Feinden machen.« Das war nur zu wahr, aber es war noch nicht das, was sie sagen musste. Sie hätte sich lieber die Zunge herausgerissen, als Berelain um einen Gefallen zu bitten.
    »Ich hatte schon früher mit Aes Sedai zu tun, Egwene Sedai«, erwiderte die andere Frau trocken.
    Egwene versagte es sich, tief durchzuatmen. Es musste getan werden, aber sie würde

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