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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Graendal in Arad Doman. Wäre Graendal in der Lage gewesen, jetzt seine Miene zu sehen, hätte sie wirklich Angst empfunden. Was auch geschehen mochte: Sammael hatte vor, derjenige zu sein, der am Tag der Wiederkehr auf dem Posten war, um sich zum Nae’blis ernennen zu lassen und den Wiedergeborenen Drachen zu besiegen.

KAPITEL 24

    Eine Abordnung
    E gwene bahnte sich gut gelaunt ihren Weg durch die Menge, nachdem sie sich von den Musikanten an der Straßenecke – einer schwitzenden Frau, die auf einer langen Flöte spielte, und einem rotgesichtigen Mann, der ein neunsaitiges Instrument zupfte – abgewandt hatte. Die Sonne stand wie geschmolzenes Gold hoch am Himmel, und die Pflastersteine waren heiß genug, dass sie sich durch die Sohlen ihrer weichen Stiefel brannten. Schweiß tropfte ihr von der Nase herab, ihr Umhängetuch fühlte sich wie eine schwere Decke an, obwohl es locker um die Oberarme geschlungen war, und es lag genug Staub in der Luft, dass sie bereits jetzt das Gefühl hatte, sich waschen zu müssen, aber sie lächelte dennoch. Einige Leute sahen sie fragend an, wenn sie glaubten, dass sie nicht hinsah, was sie fast zum Lachen brachte. So betrachteten sie Aiel nun einmal. Die Menschen sahen, was sie zu sehen erwarteten, und sie sahen nur eine Frau in Aielkleidung, ohne jemals ihre Augen oder ihre Größe zu beachten.
    Straßenhändler und Hausierer priesen lauthals ihre Waren an und versuchten damit, sich gegen die Rufe der Schlächter und Kerzenmacher, das Rasseln und Klappern der Silberschmieden und Töpferläden und das Quietschen ungeölter Radachsen durchzusetzen. Fluchende Wagenlenker und Männer, die neben Ochsenkarren einhergingen, kamen sich mit dunkel lackierten Sänften und schlichten Kutschen mit Haussiegeln an den Türen ins Gehege. Überall waren Musikanten, Akrobaten und Jongleure zu sehen. Eine Gruppe blasser Frauen in Reitkleidung und mit Schwertern stolzierte vorüber. Sie ahmten das ihrer Vorstellung nach typische Verhalten von Männern nach, lachten zu rau und bahnten sich auf eine Art ihren Weg durch die Menge, die auf hundert Schritt ein Dutzend Kämpfe bewirkt hätte, wenn sie wirklich Männer gewesen wären. Der Hammer eines Hufschmieds traf klirrend auf den Amboss auf. Die Luft war von Murmeln und Tumult erfüllt, die Geräuschkulisse einer Stadt, die sie unter den Aiel fast vergessen hatte. Vielleicht hatte sie sie sogar vermisst.
    Sie musste mitten auf der Straße lachen. Als sie zum ersten Mal die Geräusche einer Stadt gehört hatte, war sie wie betäubt gewesen. Manchmal schien es ihr, als sei das Mädchen von damals mit den großen Augen jemand anderes gewesen.
    Eine Frau, die ihre kastanienbraune Stute durch die Menge lenkte, sah sie neugierig an. Man hatte dem Pferd kleine Silberglöckchen in die lange Mähne geflochten, und die Frau trug ebenfalls Glöckchen in ihrem dunklen, bis zur Taille reichenden Haar. Sie war hübsch und wahrscheinlich nicht wesentlich älter als Egwene, aber ihr Gesicht wirkte hart, sie blickte scharf um sich und trug nicht weniger als sechs Messer an ihrem Gürtel, von denen eines so groß wie das einer Aiel war. Sie war zweifellos eine Jägerin des Horns.
    Ein großer, gut aussehender Mann in einem grünen Mantel und mit zwei auf den Rücken gebundenen Schwertern beobachtete, wie die Frau vorüberritt. Er war wahrscheinlich ebenfalls ein Jäger des Horns. Sie schienen überall zu sein. Als die Frau auf dem Kastanienbraunen in der Menge verschwand, wandte der Mann sich um und bemerkte, dass Egwene ihn betrachtete. Er lächelte plötzlich neugierig, straffte die breiten Schultern und kam auf sie zu.
    Egwene setzte hastig ihr abweisendstes Gesicht auf, versuchte Sorilea angestrengt mit Siuan Sanche in Verbindung zu bringen, die Stola vom Amyrlin-Sitz um die Schultern.
    Er blieb überrascht stehen. Als er sich dann abwandte, hörte sie ihn deutlich grollen: »Verfluchte Aiel.« Sie konnte nicht umhin, erneut zu lachen. Er musste es trotz des Lärms gehört haben, denn er erstarrte und schüttelte den Kopf. Aber er schaute nicht zurück.
    Es gab zwei Gründe für Egwenes gute Stimmung. Zum einen hatten die Weisen Frauen letztendlich zugestimmt, dass das Wandern durch die Stadt eine genauso gute Übung war wie das Wandern um deren Außenmauern. Sorilea schien am wenigsten zu verstehen, warum Egwene auch nur eine Minute länger als nötig unter Massen von Feuchtländern verbringen wollte, die sich innerhalb der Stadtmauern besonders

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