Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
und scheinbar zum ersten Mal seit Stunden durch. Ihr Herz begann zu rasen. »Sage ihr, dass ich Logain Geheilt habe.«
KAPITEL 30
Die Heilung
E twas stieß gegen die Abschirmung, die Nynaeve zwischen Logain und der Wahren Quelle befestigt hatte, und baute sich auf, bis sich die Barriere zu biegen begann und das Gewebe fast bis zum Bersten erbebte. Sie ließ Saidar süß und bis an den Rand des Schmerzes durch sich hindurchfließen und die Macht durch jede Faser in den Geist, in den geistigen Schild lenken. »Geh, Elayne!« Es kümmerte sie nicht im Geringsten, ob es gequält klang.
Elayne – das Licht möge auf sie scheinen – verschwendete keine Zeit mit Fragen. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und war im Handumdrehen verschwunden.
Logain hatte keinen Muskel bewegt. Sein Blick hielt Nynaeves Blick fest. Seine Augen schienen zu strahlen. Licht, wie groß er war. Sie streckte die Hand nach ihrem Gürtelmesser aus, erkannte, wie lächerlich diese Geste war – er konnte es ihr wahrscheinlich ohne die geringste Anstrengung abnehmen, denn seine Schultern schienen plötzlich so breit, wie sie groß war –, und richtete einen Teil ihres Gewebes als Fesseln in die Luft, die ihn an Armen und Beinen genau dort festhielten, wo er saß. Er war immer noch groß, aber er wirkte plötzlich normaler und vollkommen kontrollierbar. Erst da kam es ihr in den Sinn, dass sie die Kraft des Schildes geschwächt hatte. Aber sie konnte keinesfalls weiterhin die Macht lenken. Die … die pure Freude am Leben, die Saidar bedeutete, war in ihr bereits so stark, dass sie fast weinte. Er lächelte sie an.
Einer der Behüter streckte den Kopf zur Tür herein, ein dunkelhaariger Mann mit kühner Nase und einer tiefen, weißen Narbe am hageren Kiefer. »Stimmt etwas nicht? Die andere Aufgenommene lief davon, als hätte sie sich auf ein Nadelkissen gesetzt.«
»Es ist alles unter Kontrolle«, belehrte sie ihn kühl. So kühl, wie es ihr möglich war. Niemand brauchte es zu wissen – niemand! –, bevor sie nicht mit Sheriam hatte sprechen können, um die Frau auf ihre Seite zu ziehen. »Elayne war gerade etwas eingefallen, was sie vergessen hatte.« Das klang albern. »Ihr könnt gehen. Ich bin beschäftigt.«
Tervail – das war sein Name. Tervail Dura, Beonin zugeschworen. Und was, unter dem Licht, kümmerte sie sein Name? Tervail grinste sie verzerrt an und verbeugte sich spöttisch, bevor er ging. Behüter ließen es Aufgenommenen selten durchgehen, wenn sie sich mit Aes Sedai beschäftigten.
Es kostete sie erhebliche Mühe, sich nicht über die Lippen zu lecken. Sie betrachtete Logain. Er wirkte äußerlich ruhig, als wenn sich nichts geändert hätte.
»Das ist nicht nötig, Nynaeve. Glaubt Ihr, ich würde beschließen, ein Dorf anzugreifen, in dem sich Hunderte von Aes Sedai befinden? Sie würden mich in Stücke hacken, bevor ich auch nur zwei Schritte getan hätte.«
»Seid still«, sagte sie mechanisch. Sie griff hinter sich nach einem Stuhl und setzte sich hin, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Licht, was hielt Sheriam auf? Sheriam musste begreifen, dass es ein Versehen gewesen war. Sie wusste es! Der Zorn auf sich selbst war das Einzige, was es ihr weiterhin erlaubte, die Macht zu lenken. Wie hatte sie so sorglos, solch ein blinder Dummkopf sein können?
»Fürchtet nichts«, sagte Logain. »Ich werde mich jetzt nicht gegen sie wenden. Ihre Erfolge entsprechen meinen Plänen, ob sie es wissen oder nicht. Die Rote Ajah ist erledigt. In einem Jahr wird keine Aes Sedai mehr zuzugeben wagen, dass sie eine Rote ist.«
»Ich sagte, seid still!«, fauchte sie. »Denkt Ihr, ich würde Euch glauben, dass Ihr nur die Roten hasst?«
»Wisst Ihr, ich bin einmal einem Mann begegnet, der mehr Schwierigkeiten verursachen wird, als ich es jemals getan habe. Vielleicht war er der Wiedergeborene Drache. Ich weiß es nicht. Das war, als sie mich durch Caemlyn führten, nachdem ich gefangen genommen wurde. Er war weit weg, aber ich sah ein … ein Leuchten, und ich wusste, dass er die Welt erschüttern würde. Obwohl ich gefangen war, konnte ich nicht umhin zu lachen.«
Sie verrückte einen kleinen Teil der Luft, die ihn festhielt, und zwang sie als Knebel zwischen seine Kiefer. Er senkte in düsterem Zorn die Augenbrauen, obwohl dieser Ausdruck sofort wieder wich. Es kümmerte sie nicht. Sie hatte ihn jetzt geknebelt. Zumindest … Er hatte sich überhaupt nicht zu wehren versucht, aber das kam vielleicht daher, dass er vom ersten
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