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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Lebens Töpfe schrubben lassen«, sagte Sheriam leutselig.
    Myrelle nickte. »Ihr könntet den ganzen Tag in den Küchen arbeiten.«
    »Wie könnten Euch stattdessen auch jeden Tag auspeitschen lassen.«
    »Eure Haut in Streifen abschälen lassen.«
    »Euch in ein Fass einnageln und Euch durchs Zapfloch Nahrung zukommen lassen.«
    »Nur Brei, wenn auch verdorbenen Brei.«
    Nynaeve versagten die Knie. »Es war ein Versehen! Ich schwöre es! Ich wollte das nicht!«
    Sheriam schüttelte sie fest, ohne ihren Schritt auch nur zu verlangsamen. »Seid keine Närrin, Kind. Ihr habt vielleicht gerade das Unmögliche getan.«
    »Ihr glaubt mir? Ihr glaubt mir! Warum habt Ihr nichts gesagt, als Nisao und Varilin und … Warum habt Ihr nichts gesagt?«
    »Ich sagte ›vielleicht‹, Kind.« Sheriams Stimme klang auf niederdrückende Weise unbeteiligt.
    »Eine andere Möglichkeit ist«, sagte Myrelle, »dass Euer Gehirn vielleicht durch die Anstrengung angeschwollen ist.« Ihre mit Lidern versehenen Augen betrachteten Nynaeve. »Ihr wärt überrascht über die Anzahl der Aufgenommenen und sogar Novizinnen, die behaupten, sie hätten irgendein verlorenes Talent wiederentdeckt oder ein neues gefunden. Zu meiner Zeit als Novizin war eine Aufgenommene namens Echiko so davon überzeugt zu wissen, wie man fliegen könne, dass sie vom höchsten Punkt der Burg sprang.«
    Nynaeve wandte ruckartig den Kopf und schaute von einer Frau zur anderen. Glaubten sie ihr oder nicht? Glaubten sie wirklich, ihr Geist wäre gebeugt worden? Was, unter dem Licht, werden sie mit mir tun? Sie versuchte, Worte zu finden, um sie zu überzeugen – sie log nicht und war nicht verrückt; sie hatte Logain Geheilt –, aber ihr Mund formte noch tonlose Worte, als sie bereits in die Kleine Burg eilten.
    Erst als sie den ehemaligen Privatspeiseraum betraten, ein langer Raum, in dem jetzt ein schmaler Tisch mit Stühlen vor einer Wand stand, erkannte Nynaeve, dass ihnen viele Menschen gefolgt waren. Mehr als ein Dutzend Aes Sedai folgten ihnen auf den Fersen in den Raum. Nisao kreuzte ihre Arme fest unter den Brüsten, und Dagdara reckte das Kinn empor, als wollte sie durch eine Mauer gehen. Shanelle und Therva und … Alle Mitglieder der Gelben Ajah, außer Sheriam und Myrelle. Der Tisch ließ den Raum wie einen Verhandlungsraum wirken, und die Reihe grimmiger Gesichter ließ ebenfalls an eine Verhandlung denken. Nynaeve schluckte schwer.
    Sheriam und Myrelle ließen sie stehen und traten zum Tisch hinüber, um sich leise zu beraten. Als sie sich wieder umwandten, waren ihre Mienen unlesbar.
    »Ihr behauptet, Logain Geheilt zu haben.« In Sheriams Stimme klang eine Spur Verachtung mit. »Ihr behauptet, einen gedämpften Mann Geheilt zu haben.«
    »Ihr müsst mir glauben«, beharrte Nynaeve. »Ihr sagtet, Ihr würdet mir glauben.« Sie zuckte zurück, als etwas Unsichtbares hart über ihre Hüften schlug.
    »Erinnert Euch, Aufgenommene«, sagte Sheriam kalt. »Habt Ihr diese Behauptung aufgestellt?«
    Nynaeve starrte die Frau an. Sheriam war die Verrückte, die ihre Meinung ständig änderte. Dennoch sagte sie respektvoll: »Ja, Aes Sedai.« Dagdara schnaubte, was wie reißendes Segeltuch klang.
    Sheriam beendete mit einer Geste das Murmeln unter den Gelben. »Und Ihr habt es versehentlich getan, wie Ihr sagtet. Wenn das stimmt, besteht vermutlich keine Aussicht, es zu beweisen, indem Ihr es erneut tut.«
    »Wie könnte sie?«, fragte Myrelle anscheinend belustigt. Belustigt! »Wenn sie blind dort hineingestolpert ist – wie sollte sie es dann wiederholen können? Aber das wäre unwichtig, wenn sie es zunächst tatsächlich vollbracht hätte.«
    »Antwortet mir!«, fauchte Sheriam, und die unsichtbare Peitsche schlug erneut zu. Dieses Mal gelang es Nynaeve, nicht zurückzuzucken. »Besteht auch nur die geringste Chance, dass Ihr Euch an irgendetwas von dem erinnert, was Ihr getan habt?«
    »Ich erinnere mich, Aes Sedai«, sagte sie mürrisch und erwartete den nächsten Schlag. Er kam nicht, aber sie konnte um Sheriam jetzt das Leuchten Saidars sehen. Das Leuchten schien bedrohlich.
    Ein unbedeutender Tumult an der Tür, und Carlinya und Beonin drangen durch die Reihen der Gelben Schwestern, wobei eine Siuan und die andere Leane vor sich herschob. »Sie wollten nicht mitkommen«, verkündete Beonin verärgert. »Ist es zu glauben, dass sie uns weismachen wollten, sie wären beschäftigt?« Leanes Gesicht gab genauso wenig preis wie die Gesichter aller Aes Sedai,

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