Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
bemerken.
    Er hatte gesiegt und bemerkte sie nicht einmal. Das ärgerte sie. Licht, er hatte gesiegt. Vielleicht sollte sie in ihre Räume zurückkehren. Wenn sie Tallanvor und Lamgwin und Basel anwies, ihr einen Fluchtweg zu graben, würden sie es versuchen. Und sie würden sterben, und sie ebenfalls. Sie hatten noch niemals ein Schwert geführt, aber wenn sie diesen Befehl gäbe, würden sie eines aufnehmen. Sie würde sterben, und Elayne würde den Löwenthron besteigen. Sie würde es tun, sobald al’Thor davon vertrieben wäre. Die Weiße Burg würde dafür sorgen, dass Elayne bekäme, was ihr gehörte. Die Burg. Wenn die Burg den Thron für Elayne sicherte … Es schien verrückt, und doch traute sie der Burg noch weniger als Niall. Nein, sie musste Andor selbst retten. Aber der Preis. Der Preis musste bezahlt werden.
    Sie zwang sich dazu, es auszusprechen. »Ich bin bereit, Euren Vertrag zu unterzeichnen.«
    Niall schien sie zunächst nicht zu hören. Dann blinzelte er, lachte plötzlich verzerrt und schüttelte dann den Kopf. Auch das ärgerte sie. Überraschung vorzutäuschen. Sie hatte nicht versucht zu fliehen. Sie war ein Gast. Sie wünschte, sie könnte ihn am Galgen sehen.
    Er bewegte sich so schnell, dass es die Erinnerung an seine vorherige Teilnahmslosigkeit fast vertrieb. Im Handumdrehen hatte er seinen kleinen, eingetrockneten Schreiber mit einem Pergament hereingerufen, auf dem bereits alles aufgeführt war und das sogar bereits eine Nachahmung des Siegels von Andor aufwies, die sie nicht von dem Original unterscheiden konnte.
    Ob sie nun eine Wahl hatte oder nicht – sie las die Bedingungen sorgfältig durch. Sie waren nicht anders, als sie erwartet hatte. Niall würde die Weißmäntel in den Kampf zur Wiedererlangung ihres Throns führen, aber er forderte auch einen Preis, wenn er auch nicht als solcher bezeichnet wurde. Eintausend Weißmäntel würden ständig in Caemlyn stationiert, mit einer eigenen Gerichtsbarkeit unabhängig von andoranischem Recht. Die Weißmäntel würden in ganz Andor dauerhaft mit der Garde der Königin gleichgestellt. Es würde vielleicht ihr ganzes Leben lang dauern, diese Unterschrift wieder unwirksam zu machen, und auch Elaynes, aber die Wahl wäre al’Thor, der den Thron als Trophäe einnähme. Wenn ihn überhaupt wieder eine Frau innehätte, wäre es Elenia oder Naean oder ähnliche, und zwar als al’Thors Marionette. Entweder das oder Elayne als Marionette der Burg. Sie konnte sich nicht dazu bringen, der Burg zu trauen.
    Sie unterzeichnete deutlich mit ihrem Namen und presste das nachgemachte Siegel in das rote Wachs, das Nialls Schreiber unten auf das Pergament hatte tropfen lassen: der Löwe von Andor, von der Rosenkrone umgeben. Also war sie die erste Königin, die jemals fremde Soldaten auf andoranischem Boden duldete.
    »Wie bald?« Es war schwerer auszusprechen, als sie es sich vorgestellt hatte. »Wie bald werden Eure Legionen einreiten?«
    Niall zögerte und blickte auf den Tisch. Dort war nichts außer einem Stift, Tinte, einer Schale mit Sand und einem frisch abgebrannten Stück Siegelwachs zu sehen, als habe er erst vor sehr kurzer Zeit einen Brief geschrieben. Er führte seine Unterschrift unter den Vertrag zu Ende, prägte sein eigenes Siegel darauf, eine flammende Sonne in goldenem Wachs, und reichte das Pergament dann seinem Schreiber. »Bringt dies ins Urkundenarchiv, Balwer. Ich fürchte, ich kann nicht so schnell vorrücken, wie ich gehofft hatte, Morgase. Es sind Entwicklungen zu bedenken. Nichts, worum Ihr Euch sorgen müsstest. Einfach die Frage, wie man sich am besten in Gebieten vorwärtsbewegt, die nicht mit Andor verbunden sind. Ich bestehe darauf, dass Ihr dies einfach als zusätzliche Zeit anseht, in der ich das Vergnügen Eurer Gesellschaft genießen kann.«
    Balwer verbeugte sich gekonnt, wenn auch etwas pedantisch, obwohl sie sich fast sicher war, dass sein Blick vor Überraschung fast ruckartig zu Niall gewandert war. Sie hätte selbst beinahe den Mund aufgesperrt. Er bedrängte sie ständig, und jetzt musste er sich um andere Angelegenheiten kümmern? Balwer eilte hinaus, als fürchte er, sie könnte den Vertrag wieder an sich nehmen und zerreißen, aber daran dachte sie am wenigsten. Zumindest würde es keine weiteren Hinrichtungen geben. Um das Übrige würde man sich zu gegebener Zeit kümmern müssen. Eines nach dem anderen. Ihr beharrlicher Widerstand war erlahmt, aber jetzt hatte sie wieder Zeit, ein unerwartetes

Weitere Kostenlose Bücher