Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
den Weisen Frauen ohnehin nicht. Die restlichen Aiel waren wie Rhuarc, ruhig und unerschütterlich. Ihre Haltung ließ die Launenhaftigkeit der Weisen Frauen noch krampfhafter wirken. Amys und Sorilea kamen ziemlich aufgebracht von einem Treffen mit Rand zurück. Sie sagten nicht warum, nicht solange Egwene es hören könnte, aber das Gefühl verbreitete sich so schnell wie ein Gedanke unter den Weisen Frauen, bis jede Einzelne von ihnen wie eine kratzbürstige Katze umherschlich. Ihre Lehrlinge bewegten sich fast lautlos und sprachen leise, aber sie wurden dennoch stirnrunzelnd für Dinge gerügt, die zuvor unbemerkt geblieben wären, und für Vergehen bestraft, die zuvor nur ein Stirnrunzeln bewirkt hätten.
    Shaido-Weise Frauen, die im Lager erschienen, halfen nicht. Zumindest waren Therava und Emerys Weise Frauen. Die dritte war Sevanna, die wichtigtuerisch und mit ausreichend weit geöffneter Bluse herumstolzierte, um Berelain Konkurrenz zu machen, egal wie viel Staub heranwehte. Therava und Emerys sagten, Sevanna sei eine Weise Frau, und obwohl Sorilea deswegen grollte, musste sie als solche anerkannt werden. Egwene war sich sicher, dass sie spionierten, aber Amys sah sie nur an, als sie es erwähnte. Durch die Bräuche geschützt, konnten sie frei zwischen den Zelten umhergehen und wurden von allen Weisen Frauen – sogar von Sorilea – herzlich willkommen geheißen, als seien sie enge Freundinnen oder Erstschwestern. Dennoch verschärfte ihre Anwesenheit die Übellaunigkeit aller noch, besonders Egwenes. Diese selbstgefällige Katze Sevanna wusste, wer sie war, und machte sich nicht die Mühe, ihr Vergnügen daran zu verbergen, ›das kleine Lehrmädchen‹ bei jeder Gelegenheit nach einem Becher Wasser oder Ähnlichem zu schicken. Sevanna sah sie an – mit prüfendem Blick. Egwene wurde an jemanden erinnert, der ein Huhn betrachtet, während er darüber nachdenkt, wie er es zubereiten will, nachdem er es gestohlen hat. Und was noch schlimmer war – die Weisen Frauen wollten ihr nicht sagen, worüber sie sprachen. Es waren Angelegenheiten der Weisen Frauen und nicht die der Lehrlinge. Aus welchem Grund auch immer die Shaido dort waren, sicherlich interessierte sie die Stimmung unter den Weisen Frauen. Mehr als einmal sah Egwene Sevanna, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, lächeln, wenn sie Amys oder Malindhe oder Cosain vorbeistolzieren, mit sich reden und nutzlos ihre Schultertücher richten sah. Aber natürlich hörte niemand auf Egwene. Zu viele Bemerkungen über die Shaido-Frauen brachten ihr schließlich die Strafe ein, den größten Teil des Tages ein Loch graben zu müssen, das »ausreichend tief war, um darin zu stehen, ohne gesehen zu werden«, und als sie schwitzend und schmutzig dort herauskletterte und das Loch wieder zuzuschaufeln begann, sah Sevanna zu.
    Zwei Tage, nachdem Rand gegangen war, überredeten Aeron und einige andere Weise Frauen drei Töchter des Speers, sich nachts über die Mauer von Arilyns Palast zu stehlen, um zu sehen, was sie herausfinden konnten, und das machte alles noch schlimmer. Die drei umgingen Gawyns Wachen, wenn auch unter größeren Schwierigkeiten als erwartet, aber die Aes Sedai waren eine andere Sache. Während sie noch vom Dach in eine Mansarde kletterten, wurden sie von der Macht umhüllt und hineingezogen. Glücklicherweise schienen Coiren und die anderen zu glauben, sie seien dort eingedrungen, um etwas zu stehlen, obwohl die Töchter des Speers es vielleicht für nicht so vorteilhaft gehalten hatten. Sie wurden so verprügelt auf die Straße geworfen, dass sie kaum gehen konnten, und versuchten dennoch, sich nichts anmerken zu lassen, als sie zu den Zelten zurückkehrten. Die anderen Weisen Frauen wechselten sich darin ab, Aeron und ihre Freundinnen unter vier Augen zu tadeln, obwohl Sorilea es sich zur Aufgabe gemacht zu haben schien, sie vor so vielen Leuten wie möglich öffentlich zu rügen. Sevanna und ihre beiden Begleiterinnen zeigten ihre Schadenfreude recht offen, wann immer sie Aeron oder eine der anderen sahen, und rätselten untereinander in lautem Tonfall darüber, was die Aes Sedai tun würden, wenn sie es herausfänden. Sogar Sorilea sah sie deshalb fragend an, aber niemand sagte etwas, und Aeron und ihre Freundinnen fingen an, sich zu verbergen, wenn sie nicht gerade ihren Pflichten nachgingen oder Unterricht hatten. Ungezügelte Temperamente wurden gefährlich wie Rasierklingen.
    Bis auf das Graben des Lochs umging Egwene die schlimmsten

Weitere Kostenlose Bücher