Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
bewahren, in Ebou Dar Schaden zu erleiden. Du kannst Rand nach dem Ter’angreal fragen, wenn ich dich seiner Obhut übergebe.«
Sie sah ihn einen langen Moment an, als wollte sie ihn mit Willenskraft niederstrecken, wandte sich dann aber wortlos auf dem Absatz um. Er folgte ihr zum Lager zurück und war überrascht, sie die Reihe der angepflockten Pferde entlanggehen zu sehen. Sie begutachtete die Feuer und die ausgelegten Decken und schüttelte beim Anblick der Essensreste der Reiter den Kopf. Er hatte keine Ahnung, was sie vorhatte, bis sie mit hocherhobenem Kinn zu ihm zurückkam.
»Deine Männer haben ihre Sache sehr gut gemacht, Meister Cauthon«, sagte sie so laut, dass jedermann sie hören konnte. »Ich bin ganz allgemein überaus zufrieden. Aber wenn du richtig vorausgeplant hättest, müssten die Männer keine Nahrung herunterschlingen, die sie heute Nacht wachhalten wird. Dennoch – du hast deine Aufgabe insgesamt gut erfüllt. Und sicherlich wirst du in Zukunft vorausdenken.« Sie kehrte so kühl, wie man es sich nur vorstellen konnte, zu ihrem Feuer zurück, bevor er ein Wort sagen konnte, sodass er ihr nur hinterherstarrte.
Aber wäre das alles gewesen – dass die verdammte Tochter-Erbin ihn für einen ihrer Untergebenen hielt und Nynaeve und sie selbst Vandene und Adeleas gegenüber verschlossen waren –, dann hätte er einen Freudentanz aufgeführt. Aber unmittelbar nach Elaynes Weggang wurde der Fuchskopf, noch bevor Mat überhaupt seine Decken erreichen konnte, kalt.
Er war so erschrocken, dass er am Fleck stehen blieb und auf seine Brust hinabstarrte, bevor er auch nur daran dachte, zum Feuer der Aes Sedai zu schauen. Sie standen, einschließlich Aviendha, an der unsichtbaren Linie aufgereiht. Elayne murmelte etwas Unverständliches, und die beiden weißhaarigen Aes Sedai nickten, während Adeleas unaufhörlich einen Federhalter in ein Tintenfass an ihrem Gürtel tauchte und in einem kleinen Buch Notizen machte. Nynaeve zog an ihrem Zopf und murmelte vor sich hin.
Es dauerte nur wenige Augenblicke. Dann verging die Kälte, und die Frauen kehrten, leise miteinander sprechend, zu ihrem Feuer zurück. Hin und wieder schaute eine von ihnen in seine Richtung, bis er sich schließlich hinlegte.
Am zweiten Tag gelangten sie auf eine Straße, und Jaem legte seinen die Farbe verändernden Umhang ab. Die Straße bestand aus festgetretener Erde, durch die manchmal alte Pflastersteine hindurchschimmerten, aber sie kamen auch hier nicht wesentlich schneller voran, da sich die Straße durch eine zunehmend hügeligere Waldlandschaft schlängelte. Einige jener Hügel verdienten es, zumindest als kleine Berge bezeichnet zu werden, gezackte Erhebungen mit kahlen Klippen und aus dem Wald herausragenden felsigen Spitzen. Ein schmaler, aber beständiger Strom von Menschen eilte in beide Richtungen, hauptsächlich Gruppen verwahrloster Gestalten mit ausdruckslosen Gesichtern, die kaum genug Verstand zu haben schienen, dem hochrädrigen Ochsenkarren eines Bauern aus dem Weg zu gehen, und noch viel weniger einem Händlerzug mit seinen Planwagen, die, von sechs oder acht Pferden gezogen, eilig dahinfuhren. Bauernhöfe und Scheunen aus hellem Stein klebten an den Hängen der Hügel, und am Mittag des dritten Tages sahen sie das erste Dorf mit weiß verputzten Häusern, deren flache Dächer mit rötlichen Ziegeln gedeckt waren.
Aber die Nadelstiche blieben. Elayne behielt ihre abendlichen Besichtigungen bei. Als er sarkastisch bemerkte, er sei froh, dass sie zufrieden sei – es war in der zweiten Nacht, in der sie seitlich der Straße lagerten –, lächelte sie eines dieser bewusst erhabenen Lächeln und sagte: »Das solltest du auch sein, Meister Cauthon«, wodurch der Eindruck erweckt wurde, er habe jedes Wort ernst gemeint!
Als sie in Gasthöfen rasteten, besichtigte sie die Pferde in den Ställen und die Schlafplätze der Reiter auf den Heuböden. Die Bitte an sie, dies nicht mehr zu tun, brachte ihm nur eine kühl gewölbte Augenbraue, aber keine Antwort ein. Der Befehl, es nicht mehr zu tun, brachte ihm nicht einmal die gewölbte Augenbraue ein. Sie ignorierte ihn einfach vollkommen. Sie forderte ihn auf, Dinge zu tun, die er bereits selbst zu tun beschlossen hatte – wie, zum Beispiel, beim ersten Gasthof, wo es einen Hufschmied gab, alle Pferdehufe überprüfen zu lassen. Noch schmerzlicher war, dass sie ihn auch aufforderte, Dinge zu tun, um die er sich gekümmert hätte, wenn er vor ihr davon
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