Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
gewusst hätte. Mat konnte sich nicht vorstellen, wie sie herausbekommen hatte, dass Tad Kandel einen Furunkel an seinem Gesäß zu verbergen versuchte, oder dass Lawdrin Mendair nicht weniger als fünf Flaschen Brandy in seinen Satteltaschen versteckte. Er war mehr als verärgert, Dinge tun zu müssen, nachdem sie ihn dazu aufgefordert hatte, aber Kandels Furunkel musste herausgeschnitten und Mendairs Brandy ausgegossen werden, und noch ein Dutzend andere Dinge mussten erledigt werden.
Mat betete inständig, dass sie ihm einmal etwas auftrug, was nicht getan werden musste, nur einmal, damit er es ihr verweigern konnte. Nachdrücklich, vollkommen verweigern konnte! Die Herausgabe des Ter’angreals abermals zu fordern, wäre der krönende Höhepunkt gewesen, aber sie erwähnte es niemals wieder. Er erklärte den Reitern, dass sie nicht verpflichtet seien, ihr zu gehorchen, aber sie begannen erfreut zu lächeln, wenn sie ihnen Komplimente darüber machte, wie gut sie sich um ihre Pferde kümmerten, und streckten die Brust heraus, wenn sie ihnen sagte, sie machten einen guten Eindruck auf sie. An jenem Tag, an dem er Vanin vor ihr die Hand an die Stirn legen sah und ihn ohne die leiseste Spur von Ironie »Vielen Dank, meine Lady« murmeln hörte – an diesem Tag verschluckte Mat sich fast an seiner Zunge.
Er versuchte, freundlich zu sein, aber keine der Frauen reagierte darauf. Aviendha belehrte ihn, dass er keine Ehre besäße, und wenn er Elayne nicht mehr Respekt erweisen könne, würde sie es selbst übernehmen, ihn Respekt zu lehren. Aviendha! Die Frau, der er noch immer unterstellte, dass sie nur auf eine Gelegenheit wartete, Elayne die Kehle durchzuschneiden! Sie nannte Elayne ihre Nächst-Schwester! Vandene und Adeleas starrten ihn an, als wäre er ein seltener, auf ein Brett aufgespießter Käfer. Er erbot sich, mit der Jägerin Schießübungen zu veranstalten – der Bogen, den sie trug, musste ihre Phantasie angeregt haben; ihr Name als Jägerin war Birgitte –, aber sie sah ihn nur sehr eigenartig an und lehnte höflich ab. Danach mied sie ihn. Sie hing wie ein Mühlstein an Elayne, außer wenn diese in seine Nähe kam. Und Nynaeve …
Sie mied ihn schon den ganzen Weg seit Salidar, als würde er schlecht riechen. Am dritten Abend ihrer Reise, der ersten in einem Gasthaus, einem kleinen Haus namens Der Hochzeitsdolch , sah Mat sie im Stall eine verschrumpelte Möhre an ihre gedrungene Stute verfüttern, und er beschloss, dass er mit ihr zumindest über Bode sprechen könnte. Nicht jeden Tag ging die Schwester eines Mannes davon, um eine Aes Sedai zu werden, und Nynaeve würde wissen, was Bode zu bewältigen hatte. »Nynaeve«, sagte er, während er auf sie zuging, »ich möchte mit dir reden …« Aber weiter kam er nicht.
Sie sprang nahezu senkrecht in die Luft und kam mit geballter Faust wieder zum Stehen, obwohl sie sie sofort in den Falten ihrer Röcke verbarg. »Lass mich in Ruhe, Mat Cauthon«, sagte sie deutlich hörbar. »Verstanden? Lass mich in Ruhe!« Und sie floh, zwängte sich an ihm vorbei und bewegte sich dermaßen starr, dass er erwartete, ihr Zopf würde wie ein Katzenschwanz senkrecht in die Luft ragen. Ihrem Verhalten nach roch er nicht nur schlecht, sondern hatte bestimmt irgendeine Krankheit, die sowohl ekelerregend als auch ansteckend war. Wenn er auch nur in ihre Nähe zu kommen versuchte, versteckte sie sich hinter Elayne und starrte ihn über die Schulter hinweg an, beinahe so, als wollte sie ihm die Zunge herausstrecken. Frauen waren schlichtweg verrückt.
Zumindest waren Thom und Juilin bereit, den Tag über neben ihm zu reiten, wann immer Elayne nicht ihre Aufmerksamkeit forderte. Manchmal tat sie es, einfach um sie von ihm fernzuhalten, dessen war Mat sich sicher, obwohl er nicht ergründen konnte warum. Wenn sie ein Gasthaus gefunden hatten, teilten die beiden am Abend sehr gerne einen oder zwei Krüge Bier oder gewürzten Wein mit ihm und Nalesean. Es waren ländliche, ruhige Schenkräume mit Ziegelsteinwänden, wo das einzige Vergnügen darin bestand, eine Tigerkatze zu beobachten, und die Wirtin selbst am Tisch bediente – unvermeidlicherweise eine Frau mit Hüften, die den Eindruck erweckten, als würde sich ein Mann bei dem Versuch hineinzukneifen die Finger brechen. Sie sprachen hauptsächlich über Ebou Dar, wovon Thom einiges wusste, obwohl er niemals dort gewesen war. Nalesean war jederzeit bereit, so oft von seinem dortigen Besuch zu erzählen, wie es
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