Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
und goss Wasser aus einem Silberkrug, als wäre es Wein, während er düster beobachtete, wie die feineren Sachen in die Kehlen der Reiter wanderten. »Eingelegte Wachteleier, mein Lord«, verkündete er mit Grabesstimme. »Sie wären sehr gut für Euer Frühstück in Ebou Dar geeignet gewesen.« Und: »Die allerfeinste geräucherte Zunge, mein Lord. Wenn mein Lord nur wüsste, was ich durchgemacht habe, um in diesem armseligen Dorf in Honig geräucherte Zunge zu bekommen, ohne die Zeit zu haben, etwas anderes zu suchen, wobei uns das Beste bereits von den Aes Sedai weggeschnappt wurde.« Größten Kummer schien ihm aber zu bereiten, dass Lopin für Nalesean gekochte Lerchen gefunden hatte. Jedes Mal, wenn Nalesean eine davon zwischen seinen Zähnen zermahlte, wurde Lopins selbstgefälliges Lächeln noch breiter und Nerims Gesicht noch länger. Was das Essen betraf, war unübersehbar, dass die Männer lieber ein Stück Lammfleisch und eine Schale Suppe bekommen hätten als noch so viel in Honig geräucherte Zunge oder Gänseleberpastete. Olver sah sehnsuchtsvoll zum Feuer der Frauen.
»Möchtest du mit ihnen essen?«, fragte Mat ihn. »Es ist in Ordnung, wenn du das möchtest.«
»Ich mag geräucherten Aal«, antwortete Olver tapfer. Und dann fügte er in düsterem Tonfall hinzu: »Sie könnte vielleicht etwas hineintun.« Sein Blick folgte Aviendha bei jeder Bewegung, und er schien auch gegen die Jägerin eingenommen, vielleicht weil sie viel Zeit mit freundlichem Geplauder mit den Aielfrauen verbrachte. Aviendha musste den Blick des Jungen gespürt haben, weil sie ihn schließlich ansah und die Stirn runzelte.
Mat wischte sich übers Kinn, schaute zum Feuer der Aes Sedai und bemerkte, dass Jaem nicht da war. Vanin murrte, weil er noch einmal hinausgeschickt wurde, aber Mat tat dies aus demselben Grund, weshalb er den Mann den Tag über, obwohl Jaem das Gleiche tat, hatte vorausgehen und die Gegend erkunden lassen. Er wollte sich nicht auf das verlassen, was die Aes Sedai ihm mitzuteilen beliebten. Er hätte Nynaeve vielleicht vertraut – er glaubte nicht, dass sie ihn tatsächlich belügen würde; Nynaeve war als Dorfheilerin auf Lügner stets schlecht zu sprechen gewesen –, aber sie spähte ständig auf sehr misstrauische Art über Adeleas’ Schulter zu ihm hinüber.
Zu seiner Überraschung erhob sich Elayne, sobald sie ihre Mahlzeit beendet hatte, und glitt über die unsichtbare Linie. Einige Frauen schienen einfach über den Boden zu schweben. »Willst du mich begleiten, Meister Cauthon?«, fragte sie kühl. Nicht wirklich höflich, aber auch nicht grob.
Er bedeutete ihr vorauszugehen, und sie schwebte in den mondbeschienenen Wald jenseits der Wachen. Das goldene Haar fiel um ihre Schultern, umrahmte ein Gesicht, das jeden Mann anzog, und das Mondlicht dämpfte ihre Anmaßung. Wenn sie etwas anderes gewesen wäre, als sie war … Und er meinte damit nicht, dass sie eine Aes Sedai war oder dass sie zu Rand gehörte. Dann begann Elayne zu sprechen, und er vergaß alles andere.
»Du besitzt ein Ter’angreal «, sagte sie ohne lange Vorrede und ohne ihn anzusehen. Sie schwebte einfach dahin, ließ die Blätter auf dem Boden rascheln, als erwarte sie von ihm, dass er ihr wie ein Jagdhund folgte. »Einige glauben, dass Ter’angreale rechtmäßig den Aes Sedai gehören, aber ich verlange nicht von dir, es mir auszuhändigen. Niemand wird es dir nehmen. Diese Dinge müssen jedoch überprüft werden. Daher möchte ich, dass du mir das Ter’angreal jeden Abend überlässt, wenn wir rasten. Ich werde es dir jeden Morgen wiedergeben, bevor wir aufbrechen.«
Mat sah sie von der Seite an. Sie meinte es zweifellos ernst. »Es ist sehr freundlich von dir, dass du mir lassen willst, was mir gehört. Aber wie kommst du darauf, dass ich eines besitze, eines dieser … wie hast du es genannt? Ein Ter-sowieso?«
Oh, sie erstarrte bei diesen Worten tatsächlich und sah ihn argwöhnisch an. Er war überrascht, keine Funken aus ihren Augen sprühen zu sehen, die die Nacht erleuchteten. Aber ihre Stimme war reinstes, kristallklares Eis. »Du weisst sehr wohl , was ein Ter’angreal ist, Mat Cauthon. Ich hörte Moiraine im Stein von Tear mit dir darüber sprechen.«
»Im Stein?«, fragte er sanft. »Ja, ich erinnere mich an den Stein. Wir hatten dort alle eine schöne Zeit. Erinnerst du dich an etwas, das dir ein Recht gibt, Forderungen an mich zu stellen? Ich nicht. Ich bin nur hier, um dich und Nynaeve davor zu
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