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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weitere würden für ihn sterben. Dieses Recht hatte er ihnen zugestanden, möge das Licht ihn dafür verbrennen! Wenn er sie also um seinetwillen sterben ließ, musste er sich wohl oder übel auch von ihnen bemuttern lassen. Sein frisches Hemd war im Nu schweißnass, und an dem Mantel zeigten sich schon dunkle Flecken.
    »Ihr braucht die Aes Sedai, al’Thor.« Rand hoffte, dass Bashere wenigstens halb so hartnäckig sei, wenn es zum Kampf käme. Dieser Ruf hing ihm jedenfalls an, aber er kannte eben nur den Ruf und das, was er in diesen wenigen Wochen beobachtet hatte. »Ihr könnt Euch nicht leisten, sie zum Gegner zu haben, und wenn sie nicht wenigstens glauben, Euch in gewissem Maße steuern zu können, kann es leicht dazu kommen. Die Aes Sedai sind schwer zu durchschauen; niemand weiß, was sie tun werden und warum.«
    »Was ist, wenn ich Euch sage, dass Hunderte von Aes Sedai bereit sind, mich zu unterstützen?« Rand war sich der lauschenden Andoraner bewusst; er musste vorsichtig sein und durfte nicht zu viel sagen. Nicht, dass er selbst viel wusste. Was ihm bekannt war, konnte auch auf Übertreibung und bloßer Hoffnung beruhen. Er bezweifelte auf jeden Fall die ›hunderte‹, was Egwene auch andeuten mochte.
    Basheres Augen verengten sich. »Falls eine Abordnung von der Burg eingetroffen wäre, wüsste ich es, also …« Seine Stimme wurde leise, und er flüsterte: »Die Spaltung? Hat sich die Burg wirklich gespalten?« Es klang, als könne er die eigenen Worte kaum glauben. Jedermann wusste, dass man Siuan Sanche vom Amyrlin-Sitz gestoßen und einer Dämpfung unterzogen hatte. Den Gerüchten nach war sie hingerichtet worden. Doch eine Spaltung in der Burg war für die meisten Menschen bloße Mutmaßung, und nur wenige glaubten tatsächlich daran. Nichts hatte der Weißen Burg bisher etwas anhaben können. Dreitausend Jahre lang hatte sie wie ein Monolith über den gekrönten Häuptern gethront. Aber der Mann aus Saldaea gehörte zu jenen, die für alle Möglichkeiten ein offenes Ohr hatten. Er fuhr im Flüsterton fort und trat näher an Rand heran, damit die Andoraner auch wirklich nichts verstehen konnten: »Das müssen dann die Rebellen sein, die bereit sind, Euch zu unterstützen. Mit ihnen könnt Ihr durchaus bessere Bedingungen aushandeln, denn sie brauchen Euch, genau wie Ihr sie braucht, vielleicht sogar noch mehr. Doch Rebellen, auch wenn sie Aes Sedai sind, haben politisch nicht das Gewicht der Weißen Burg, vor allem, was die Kronen betrifft. Gewöhnliche Menschen sehen da vielleicht keinen Unterschied, aber Könige und Königinnen schon.«
    »Sie sind trotzdem Aes Sedai«, sagte Rand genauso leise, »wer auch immer dahinterstecken mag.« Und was auch immer sie sein mögen, dachte er sarkastisch. Aes Sedai … Diener des Ganzen … die Halle der Diener ist zerschmettert … für immer zerbrochen … zerbrochen … Ilyena, meine Liebste … Gewaltsam unterdrückte er Lews Therins Gedanken. Manchmal waren sie ihm ja auch eine echte Hilfe und versorgten ihn mit Informationen, die er benötigte, aber sie wurden so überwältigend stark. Falls er wirklich eine Aes Sedai hier hätte – eine Gelbe, denn die verstanden am meisten vom Heilen –, könnte sie vielleicht … Es hatte eine Aes Sedai gegeben, der er vertraute, wenn auch erst kurz vor ihrem Tod, und Moiraine hatte ihm noch einen Rat in Bezug auf die Aes Sedai gegeben, in Bezug auf jede andere Frau, die Stola und Ring trug. »Ich werde niemals einer Aes Sedai vertrauen«, krächzte er ganz leise. »Ich werde sie benutzen, weil ich sie brauche, aber ob Burg oder Rebellen, so weiß ich doch genau, dass sie versuchen werden, mich zu benutzen, weil das eben ihre Art ist. Ich werde ihnen niemals trauen, Bashere.«
    Der Mann aus Saldaea nickte bedächtig. »Dann benutzt sie, wenn Ihr könnt. Aber bedenkt eines: Niemand widersteht ihnen lange. Irgendwann geht jeder den Weg, den die Aes Sedai vorschreiben.« Plötzlich lachte er kurz auf. »Artur Falkenflügel war der Letzte, soweit ich weiß. Das Licht senge meine Augen, aber vielleicht seid Ihr der zweite.«
    Das Schaben von Stiefelsohlen kündete von einem Neuankömmling im Hof. Es war einer von Basheres Männern, ein breitschultriger junger Kerl mit einem spitzen Nasenrücken, einen Kopf größer als sein General, und mit einem prachtvollen schwarzen Vollbart unter dem gezwirbelten Schnurrbart. Sein Gang ließ darauf schließen, dass er eher daran gewöhnt war, einen Sattel unter sich zu haben

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