Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Flüssen aufgetrieben. Dann zündete er seine Pfeife mithilfe der Macht an, während sie einen Donnergänger aussandten, um von einem der Lagerfeuer einen brennenden Zweig zu holen. Als schließlich alle Pfeifen entzündet waren, setzten sie sich bequem zurecht und schmauchten genüsslich. So konnte man miteinander sprechen.
Die Unterhaltung zog sich genauso lang hin wie seine Diskussion mit den Lords, und das nicht, weil es so viel zu besprechen gab, sondern weil Rand allein mit den Feuchtländern gesprochen hatte. Die Aiel waren äußerst empfindlich, was ihren Ehrbegriff anging. Ihr Leben wurde von Ji’e’toh regiert, von Ehre und Pflicht, und die Regeln waren genauso kompliziert und eigenartig wie ihr Humor. So sprachen sie über die Aiel, die sich noch auf dem Weg von Cairhien her befanden, davon, wann Mat ankommen werde und was man, wenn überhaupt etwas, in Bezug auf die Shaido unternehmen solle. Sie unterhielten sich über die Jagd und Frauen und ob Branntwein genauso gut sei wie Oosquai , und über den Humor. Doch selbst der geduldige Bruan hob schließlich resignierend die Hände und gab es auf, Rand die Witze der Aiel erklären zu wollen. Was beim Licht war lustig daran, wenn eine Frau aus einem Irrtum heraus ihren Mann erstach, gleich unter welchen Umständen, oder wenn ein Mann schließlich mit der Schwester der Frau verheiratet war, die er eigentlich hatte heiraten wollen? Han murrte und schnaubte und weigerte sich, zu glauben, dass Rand solche Witze wirklich nicht verstehe; er lachte so schallend über die Sache mit dem erstochenen Ehemann, dass er beinahe umgefallen wäre. Das Einzige, worüber sie sich nicht unterhielten, war der bevorstehende Krieg gegen Illian.
Als sie aufbrachen, blinzelte Rand zur Sonne empor, die bereits den halben Weg zum Horizont zurückgelegt hatte. Han wiederholte noch einmal die Geschichte von dem erstochenen Ehemann, und die aufbrechenden Häuptlinge schmunzelten wieder darüber. Rand klopfte die Pfeife an seiner Handkante aus und zertrat die letzte Glut mit der Ferse im Staub. Es blieb immer noch genug Zeit, um nach Caemlyn zurückzukehren und mit Bashere zu beraten, aber er ging ins Zelt zurück, setzte sich hin und beobachtete unter den geöffneten Zeltwänden durch, wie die Sonne sank. Als sie den Horizont berührte und sich blutrot verfärbte, brachten ihm Enaila und Somara einen Teller Eintopf mit Hammelfleisch, genug für zwei Männer, ein rundes Fladenbrot und eine Kanne Pfefferminztee, die sie zum Abkühlen in einen kleinen Eimer Wasser gestellt hatten.
»Ihr esst nicht genug«, sagte Somara und versuchte dabei, sein Haar glatt zu streichen, bevor er den Kopf wegdrehen konnte.
Enaila beäugte ihn genau. »Wenn Ihr Aviendha nicht so meiden würdet, könnte sie dafür sorgen, dass Ihr genug esst.«
»Erst weckt er ihr Interesse, und dann rennt er vor ihr weg«, knurrte Somara. »Ihr müsst sie wieder für Euch interessieren. Warum bietet Ihr Aviendha nicht an, ihr Haar zu waschen?«
»So offensichtlich sollte er es nicht machen«, sagte Enaila energisch. »Es reicht vollkommen aus, wenn er ihr anbietet, ihr Haar auszubürsten. Er will ja wohl nicht, dass sie ihn für dreist hält.«
Somara schniefte. »Sie hält ihn ganz bestimmt nicht für dreist, wenn er vor ihr wegläuft. Ihr könnt auch zu zurückhaltend sein, Rand al’Thor.«
»Ihr seid Euch doch darüber im Klaren, dass keine von Euch meine Mutter ist, oder?«
Die beiden in den Cadin’sor gekleideten Frauen blickten sich verwirrt an. »Glaubst du, das war wieder so ein Feuchtländerwitz?«, fragte Enaila und Somara zuckte die Achseln.
»Ich weiß nicht. Er wirkt gar nicht heiter.« Sie klopfte Rand auf den Rücken. »Ich bin sicher, es war ein guter Witz, aber Ihr müsst ihn uns erklären.«
Rand litt schweigend und biss lediglich die Zähne aufeinander. Beim Essen beobachteten sie ihn weiterhin. Sie verfolgten buchstäblich jeden einzelnen Bissen, bis er ihn im Mund hatte. Es wurde auch nicht besser, als sie mit seinem Teller gingen und stattdessen Sulin hereinkam. Sulin gab ihm einige plumpe und äußerst unzüchtige Ratschläge, wie er Aviendhas Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken könne. Unter den Aiel war das etwas, wie es beispielsweise eine Erstschwester ihrem Erstbruder raten konnte.
»Ihr müsst in ihren Augen wohl züchtig und zurückhaltend erscheinen«, sagte ihm die weißhaarige Tochter, »aber auch wieder nicht so zurückhaltend, dass sie Euch für langweilig hält. Bittet sie
Weitere Kostenlose Bücher