Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
es erzwungen, Nicola, und das ist gefährlich.« Sie hatte diesen Begriff zum ersten Mal gehört, als Siuan sich dafür entschuldigte, etwas bei ihr erzwungen zu haben. Dies war eine der wenigen Gelegenheiten gewesen, bei denen Siuan wirklich reumütig gewirkt hatte. »Ihr wisst, dass Ihr, wenn Ihr mehr von Saidar lenkt, als Ihr könnt, riskiert, ausgebrannt zu werden, bevor Ihr jemals Eure volle Stärke erreicht. Ihr solltet Euch besser in Geduld üben. Die Schwestern werden Euch ohnehin erst etwas anderes sein lassen, wenn Ihr bereit dazu seid.«
»Wir sind auf demselben Flussboot nach Salidar gekommen wie Nynaeve und Elayne«, sagte Areina plötzlich. Ihr Blick war mehr als direkt – er war herausfordernd. »Und Birgitte.« Sie sprach den Namen aus irgendeinem Grund verbittert aus.
Nicola machte eine abwehrende Handbewegung. »Das ist unwichtig.« Aber sie klang seltsamerweise nicht, als meinte sie das ernst.
Egwene hoffte, dass ihr Gesicht nur halb so ausdruckslos blieb wie Nicolas und versuchte, ein plötzliches Unbehagen zu unterdrücken. ›Marigan‹ war auch auf diesem Boot nach Salidar gekommen. Eine Eule schrie, und sie erschauderte. Einige Menschen glaubten, dass der Schrei einer Eule im Mondlicht schlechte Nachrichten bedeutete. Sie war nicht abergläubisch, aber … »Was ist unwichtig?«
Die beiden Frauen wechselten Blicke, und Areina nickte.
»Ich ging vom Fluss zum Dorf.« Nicola sah Egwene, trotz ihres vermeintlichen Zögerns, gerade in die Augen. »Areina und ich hörten Thom Merrilin und Juilin Sandar miteinander sprechen. Der Gaukler und der Diebefänger. Juilin sagte, wenn Aes Sedai in dem Dorf wären – wir waren noch nicht sicher – und sie erführen, dass Nynaeve und Elayne vorgegeben hatten, Aes Sedai zu sein, wären wir alle gefährdet.«
»Der Gaukler sah uns und bedeutete Juilin zu schweigen«, warf Areina ein, während sie den Köcher an ihrer Taille betastete, »aber wir hatten es gehört.« Ihre Stimme war genauso hart wie ihr Blick.
»Ich weiß, dass sie jetzt beide Aes Sedai sind, Mutter, aber wären sie nicht noch immer in Schwierigkeiten, wenn jemand es herausfände? Ich meine – die Schwestern? Jeder, der vorgibt, eine Schwester zu sein, ist in Schwierigkeiten, wenn sie es herausfinden – auch noch Jahre später.« Nicolas Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber ihr Blick schien Egwenes plötzlich festhalten zu wollen. Sie beugte sich eifrig ein wenig vor. »Jedermann. Nicht wahr?«
Durch Egwenes Schweigen ermutigt, grinste Areina. Ein bei Nacht unangenehmes Grinsen. »Ich hörte, Elayne und Nynaeve wurden aus der Burg geschickt, um irgendeine Aufgabe für Siuan Sanche zu erledigen, als sie noch Amyrlin war. Außerdem hörte ich, dass Ihr gleichzeitig von ihr fortgeschickt wurdet. Und in alle möglichen Schwierigkeiten gerietet, als Ihr zurückkamt.« Sie war eine Meisterin der Andeutungen. »Erinnert Ihr Euch, dass sie Aes Sedai zu sein vorgaben?«
Sie standen da und sahen sie an, Areina unverschämt auf ihrem Bogen lehnend und Nicola so erwartungsvoll, dass die Luft hätte knistern sollen.
»Siuan Sanche ist eine Aes Sedai«, sagte Egwene kalt. »Und Nynaeve al’Meara und Elayne Trakand ebenfalls. Ihr werdet ihnen den angemessenen Respekt erweisen. Für Euch sind sie Siuan Sedai, Nynaeve Sedai und Elayne Sedai.« Die beiden blinzelten überrascht. Egwenes Magen rebellierte vor Zorn. Nach allem, was sie heute Nacht durchgemacht hatte, wurde sie noch von diesen beiden erpresst …? Ihr fiel kein Wort ein, das hart genug gewesen wäre, dies zu beschreiben. Elayne wäre sicherlich eines eingefallen. Elayne hörte den Stallburschen und Wagenführern und anderen zu und merkte sich Worte, die sie gar nicht hören sollte. Egwene entfaltete ihre Stola und legte sie sich sorgfältig um die Schultern.
»Ich glaube, Ihr versteht nicht, Mutter«, sagte Nicola hastig, aber nicht ängstlich, sondern nur in dem Bemühen, ihre Ansicht zu verdeutlichen. »Ich war nur besorgt, dass jemand herausfinden könnte, dass Ihr …« Egwene ließ sie nicht weitersprechen.
»Oh, ich verstehe durchaus, Kind.« Die törichte Frau war ein Kind, wie alt sie auch sein mochte. Alle älteren Novizinnen machten Schwierigkeiten, üblicherweise dadurch, dass sie Aufgenommenen gegenüber, die sie lehren sollten, unverschämt auftraten, aber selbst die Dümmsten besaßen genug Verstand, Unverschämtheit den Schwestern gegenüber zu vermeiden. Es verwandelte ihre Wut in glühenden Zorn, dass
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