Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Tage gewesen war, aber niemand würde es als kühl bezeichnen, und der einfache Trick, Hitze oder Kälte zu ignorieren, wurde erst gelehrt, wenn man die Stola trug. »Ich weiß, dass ich zuerst Tiana Sedai hätte bitten sollen, Euch aufsuchen zu dürfen, Mutter, aber sie hätte niemals zugelassen, dass sich eine Novizin dem Amyrlin-Sitz nähert.«
»Worüber wollt Ihr mit mir sprechen, Kind?«, fragte Egwene. Die Frau war mindestens sechs oder sieben Jahre älter als sie, aber dies war die angemessene Anrede für eine Novizin.
Nicola machte sich an ihrem Rock zu schaffen und trat dann näher. Große Augen begegneten Egwenes Blick vielleicht offener, als es bei einer Novizin hätte der Fall sein sollen. »Mutter, ich möchte so viel wie möglich lernen.« Sie zupfte an ihrem Gewand, aber ihre Stimme klang kühl und beherrscht und einer Aes Sedai angemessen. »Ich möchte nicht behaupten, sie hielten mich zurück, aber ich bin sicher, dass ich stärker werden kann, als sie sagen. Ich weiß einfach, dass ich es kann. Ihr wurdet niemals zurückgehalten, Mutter. Niemand hat jemals so schnell so viel Kraft erlangt wie Ihr. Ich möchte nur die gleiche Chance erhalten.«
Eine Bewegung in den Schatten hinter Nicola erwies sich als eine weitere Frau mit verschwitztem Gesicht, in einem Kurzmantel und weiter Hose und mit einem Bogen. Ihr Haar hing ihr, mit sechs Bändern zum Zopf geflochten, bis auf die Taille herab, und sie trug Stiefel mit hohen Absätzen.
Nicola Baumhügel und Areina Nermasiv bildeten ein merkwürdiges Freundespaar. Wie viele der älteren Novizinnen – es wurden jetzt auch Frauen geprüft, die fast zehn Jahre älter waren als Egwene, obwohl viele Schwestern murrten, sie seien zehn Jahre zu alt, um die Disziplin der Novizin zu erlernen –, wie viele jener älteren Frauen war Nicola, allen Berichten nach, begierig darauf zu lernen, und sie besaß ein Potenzial, das unter den lebenden Aes Sedai nur von dem Nynaeves, Elaynes und Egwenes selbst übertroffen wurde. Tatsächlich machte Nicola offensichtlich große Fortschritte, häufig in dem Umfang, dass ihre Lehrer sie zurückhalten mussten. Einige behaupteten, sie hätte begonnen, Gewebe aufzunehmen, als kenne sie sie bereits. Nicht nur das, sie zeigte bereits zwei Talente, obwohl die Fähigkeit, Ta’veren zu ›sehen‹ geringer war, während das Haupttalent, das Vorhersagen, sich auf eine Art zeigte, dass niemand verstand, was sie Vorhergesagt hatte. Sie selbst erinnerte sich im Nachhinein an keines ihrer Worte. Alles in allem war Nicola von den Schwestern bereits als eine Novizin hervorgehoben worden, auf die man, trotz ihres späten Beginnens, achten müsste. Die umstrittene Übereinkunft, Frauen zu prüfen, die älter als siebzehn oder achtzehn Jahre waren, war wahrscheinlich Nicola zu verdanken.
Areina war jedoch eine Jägerin des Horns, die genauso prahlte wie ein Mann und herumsaß und von Abenteuern erzählte, die sie erlebt hatte und noch erleben würde, wenn sie nicht mit ihrem Bogen übte. Sie hatte diese Waffe wahrscheinlich von Birgitte übernommen, ebenso wie ihre Art, sich zu kleiden. Sie schien gewiss an kaum etwas anderem als dem Bogen Gefallen zu finden, außer gelegentlich auf recht kühne Art zu schäkern, wenn auch nicht mehr in letzter Zeit. Vielleicht machten die langen Tage unterwegs sie zu müde dafür, wenn auch nicht fürs Bogenschießen. Egwene konnte nicht verstehen, warum sie noch immer mit ihnen reiste. Es war kaum wahrscheinlich, dass Areina glaubte, das Horn von Valere würde auf ihrer Marschroute auftauchen, und sie konnte unmöglich auch nur vermuten, dass es in der Weißen Burg versteckt war. Sehr wenige Menschen wussten das. Egwene war sich nicht einmal sicher, dass Elaida es wusste.
Areina trat wie eine Närrin auf, aber für Nicola empfand Egwene eine gewisse Zuneigung. Sie verstand die Unzufriedenheit der Frau, verstand, dass sie alles sofort lernen wollte. Sie war genauso gewesen. Und vielleicht war sie noch immer so. »Nicola«, sagte sie freundlich, »wir unterliegen alle bestimmten Beschränkungen. Ich werde, um ein Beispiel zu nennen, niemals an Nynaeve Sedai heranreichen, was auch immer ich tue.«
»Aber wenn ich doch nur die Chance bekäme, Mutter.« Nicola rang tatsächlich flehend die Hände und auch ihre Stimme klang flehentlich, aber sie begegnete Egwenes Blick noch immer vollkommen offen. »Die Chance, die Ihr hattet.«
»Weil ich keine Wahl hatte – weil ich es nicht besser wusste –, habe ich
Weitere Kostenlose Bücher