Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Wiedergeborenen Drachen herankommen durfte – wie viel stärker mussten sie dann den Amyrlin-Sitz beschützen? Lelaine klang fast, als bedauere sie es, höchstwahrscheinlich, weil sie mit Romanda übereinstimmte. Das hatte fast beider Zungen gelähmt. Ohne sie – ohne sie beide – läge der Konsens außer Reichweite! Wenn sie also die Erlaubnis nicht bekäme …
Leane räusperte sich. »Ihr könnt kaum etwas erreichen, wenn Ihr heimlich geht, Mutter, und der Saal wird es früher oder später herausfinden. Ich glaube, Ihr würdet danach kaum noch eine Stunde Zeit für Euch allein haben. Nicht dass sie es wagen würden, Euch bewachen zu lassen, aber es gibt andere Möglichkeiten. Ich kann Beispiele aus … gewissen Quellen nennen.« Sie zitierte die verborgenen Aufzeichnungen nur dann, wenn sie sich hinter einem Lauschschutz befanden.
»Bin ich so durchschaubar?«, fragte Egwene kurz darauf. Nur Wagen waren hier um sie herum und jenseits der Wagen die dunklen Erhebungen schlafender Wagenführer und Pferdehändler und aller anderen, die nötig waren, um so viele Fahrzeuge mitzuführen. Es war bemerkenswert, wie viele Fahrzeuge über dreihundert Aes Sedai benötigten, wenn nur wenige sich herabließen, auch nur eine Meile weit in einem Wagen oder auf einem Karren zu reisen. Aber da waren Zelte und die Ausrüstung und Nahrungsmittel und tausend andere Dinge, die zum Unterhalt der Schwestern und ihrer Bediensteten nötig waren.
»Nein, Mutter«, antwortete Leane leise lachend. »Ich habe mir einfach überlegt, was ich tun würde. Aber es ist allgemein bekannt, dass ich meine Würde und meinen Verstand verloren habe. Der Amyrlin-Sitz kann mich kaum als Vorbild nehmen. Ich glaube, Ihr müsst den jungen Meister al’Thor nach seinem Gutdünken handeln lassen, zumindest für eine Weile, während Ihr Euch um das unmittelbar vor Euch Liegende kümmert.«
»Sein Gutdünken führt uns vielleicht alle zum Krater des Verderbens«, murrte Egwene, aber das war kein Argument. Es musste eine Möglichkeit geben, sich um das unmittelbar vor ihr Liegende zu kümmern, und Rand dennoch davon abzuhalten, gefährliche Fehler zu begehen, aber sie konnte sie noch nicht erkennen. »Dies ist der schlechteste Platz für einen tröstlichen Spaziergang, den ich jemals gesehen habe. Ich denke, ich könnte genauso gut zu Bett gehen.«
Leane neigte den Kopf. »In diesem Fall, Mutter, wenn Ihr verzeiht – in Lord Brynes Lager ist ein Mann … Wer hat schließlich schon einmal von einem Grünen ohne auch nur einen einzigen Behüter gehört?« Da sie plötzlich schneller sprach, hätte man glauben können, sie wollte zu einem Geliebten. Wenn Egwene bedachte, was sie über Grüne gehört hatte, bestand vielleicht gar kein solch großer Unterschied.
Bei den Zelten war inzwischen auch das letzte Feuer mit Erde erstickt worden. Niemand riskierte einen Flächenbrand, wenn das Land zundertrocken war. Einige wenige Rauchfäden stiegen im Mondlicht träge von Stellen auf, wo nicht genug Erde aufgehäuft worden war. In einem Zelt murmelte ein Mann im Schlaf etwas, und hier und dort drang ein Husten oder Schnarchen hervor, aber ansonsten lag das Lager still und ruhig da. Egwene war überrascht, als jemand aus den Schatten vor ihr heraustrat, besonders da es jemand mit dem einfachen weißen Gewand einer Novizin war.
»Mutter, ich muss mit Euch sprechen.«
»Nicola?« Egwene hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, sich Namen und Gesichter aller Novizinnen einzuprägen, was keine einfache Aufgabe war, wenn man bedachte, dass Schwestern die ganze Heerstraße entlang nach Mädchen und jungen Frauen suchten, die lernen konnten. Obwohl die aktive Suche schlecht angesehen war – der Brauch forderte, dass das Mädchen fragen musste oder dass man wartete, bis sie zur Burg kam –, wurden im Lager jetzt zehnmal so viele Novizinnen ausgebildet, wie die Weiße Burg in Jahren aufgenommen hatte. Nicola war jedoch eine derjenigen, an die man sich erinnern musste, auch weil Egwene häufig genug bemerkt hatte, dass die junge Frau sie ansah. »Tiana wäre nicht erfreut, wenn sie Euch so spät noch wach fände.« Tiana Noselle war die Herrin der Novizinnen und gleichermaßen für eine tröstliche Schulter, wenn eine Novizin Kummer hatte, wie für eine unnachgiebige Haltung bekannt wenn es um Regeln ging.
Die andere Frau regte sich, als wollte sie davoneilen, richtete sich aber dann gerade auf. Schweiß glänzte auf ihren Wangen. In der Dunkelheit war es kühler, als es am
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