Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
in heißem Wasser baden, bis sie es ertragen konnte, Kleidung anzulegen. Die Schmerzen dauerten manchmal Tage. Wenn ich nicht gekommen wäre, dann wären Eure Kopfschmerzen schließlich genauso schlimm geworden.« Sie trat hinter den Sessel und begann Egwenes Kopf zu massieren. Halimas Finger waren so geschickt, dass der Schmerz dahinschmolz. »Ihr könntet kaum eine andere Schwester so oft zu Heilen bitten, wie Ihr diese Schmerzen habt. Es ist nur Angespanntheit. Ich kann es spüren.«
»Vermutlich«, murmelte Egwene. Sie mochte die Frau recht gern, gleichgültig, was andere sagten, und nicht nur wegen ihres Talents, Kopfschmerzen zu lindern. Halima war bodenständig und offen, eine Frau vom Lande, gleichgültig, wie viel Zeit sie damit verbracht hatte, einen flüchtigen Anschein der Erfahrenheit einer Städterin zu erlangen, die ihren Respekt für die Amyrlin mit einer Art gutnachbarlichem Verhalten abwog, die Egwene als erfrischend empfand. Sie wirkte manchmal erschreckend, aber auch belebend. Selbst Chesa machte es nicht besser, aber Chesa war stets die Dienerin, auch wenn sie sich freundschaftlich verhielt, während Halima niemals auch nur die geringste Unterwürfigkeit zeigte. Und doch wünschte Egwene insgeheim, sie wäre nach Hause zurückgekehrt, als Cabriana von jenem Pferd fiel und sich den Hals brach.
Es wäre vielleicht nützlich gewesen, wenn die Schwestern Cabrianas Glauben übernommen hätten, dass Elaida noch immer beabsichtigte, die Hälfte von ihnen zu dämpfen und die übrigen zu zerbrechen, aber jedermann war überzeugt, dass Halima das irgendwie falsch dargestellt hatte. Sie schossen sich auf die Schwarze Ajah ein. Frauen, die nicht daran gewöhnt waren, vor irgendetwas Angst zu haben, hatten akzeptiert, dass das, was sie stets geleugnet hatten, existierte, und das brachte sie vor Angst halbwegs um den Verstand. Wie sollte sie die Schattenfreunde ausfindig machen, ohne die anderen Schwestern wie verschreckte Hühner auseinanderzutreiben? Wie sollte sie sie überhaupt daran hindern, früher oder später auseinanderzustieben? Licht, wie?
»Entspannung«, sagte Halima leise. »Euer Gesicht ist entspannt. Euer Nacken ist entspannt. Eure Schultern …« Ihre Stimme hatte etwas Hypnotisches, ein Summen, das fast jeden Teil von Egwenes Körper zu liebkosen schien, den sie entspannen wollte.
Einige Frauen mochten sie natürlich allein schon wegen ihres Aussehens nicht, obwohl ein besonders lüsterner Mann sie erträumt hatte, und viele behaupteten, sie schäkere mit allem, was Hosen trug, was Egwene nicht gutgeheißen hätte, aber Halima gab zu, dass sie gern Männer anschaute. Nicht einmal ihre schärfsten Kritiker behaupteten, sie habe jemals mehr getan als zu schäkern, und sie selbst reagierte auf jegliche Andeutung empört. Sie war keine Närrin – Egwene hatte das seit ihrer ersten Unterhaltung am Tag nach Logains Flucht gewusst, als die Kopfschmerzen begonnen hatten – und absolut nicht dumm oder verantwortungslos. Egwene vermutete, dass es sich mit ihr ähnlich verhielt wie mit Meri. Halima konnte nichts für ihr Gesicht oder ihre Art. Ihr Lächeln schien durch die Form ihres Mundes verlockend oder neckend. Sie lächelte Männer, Frauen und Kinder auf die gleiche Weise an. Es war wohl kaum ihr Fehler, dass die Leute glaubten, sie schäkere, wenn sie nur schaute. Außerdem hatte sie ihre Kopfschmerzen niemals jemand anderem gegenüber erwähnt. Hätte sie es getan, würden sie alle anwesenden Gelben Schwestern belagern. Daraus konnte man auf Freundschaft schließen, wenn nicht sogar auf Treue.
Egwenes Blick fiel auf die Papiere auf dem Schreibtisch, und ihre Gedanken schweiften unter Halimas massierenden Fingern ab. Fackeln, die in einen Heuhaufen gesteckt werden sollten. Es waren noch zehn Tage bis zur Grenze von Andor, es sei denn, Lord Bryne wäre bereit vorzudringen, ohne zu wissen warum und ohne dass vorher Widerstand geleistet wurde. Konnte sie diese Fackeln zehn Tage lang zurückhalten? Südhafen. Nordhafen. Die Schlüsselpositionen zu Tar Valon. Wie konnte sie Nicolas und Areinas sicher sein, angesichts Siuans Andeutungen? Sie musste anordnen, dass jede Schwester geprüft wurde, bevor sie Andor erreichten. Sie besaß das Talent, mit Metallen und Erzen umzugehen, aber es war unter den Aes Sedai selten. Nicola. Areina. Die Schwarze Ajah.
»Ihr spannt Euch schon wieder an. Hört endlich auf, Euch Gedanken über den Saal zu machen.« Die massierenden Finger hielten inne und begannen
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