Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Quintara, wie auch die eng anliegende Halskette aus geflochtenem Gold. Aviendha billigte es nicht. Die obere Hälfte des Gewands, das Mieder, lag genauso eng an wie die Halskette, und eine ovale Aussparung im Stoff gab die innere Wölbung ihrer Brüste frei. Dort damit herumzulaufen, wo jedermann es sehen konnte, war etwas anderes, als es in den Schwitzzelten zu zeigen. Die Menschen auf den Straßen der Stadt waren keine Gai’shain . Ihr eigenes Gewand hatte einen hohen Kragen, dessen Spitzenbesatz ihr Kinn streifte, und es gab keine Aussparungen im Stoff.
»Außerdem«, fuhr Birgitte fort, »sollte man glauben, Marigan würde dich mehr beunruhigen. Mich beunruhigt sie sehr.«
Natürlich registrierte Nynaeve den Namen. Sie stöhnte heftiger und setzte sich auf. »Wenn sie uns holen kommt, werden wir uns mit ihr befassen müssen. Wir werden … wir werden …« Sie atmete tief ein und sah die anderen scharf an, als stritten sie mit ihr. Aber dann sagte sie mit schwacher Stimme: »Glaubt Ihr, sie wird es tun?«
»Es nützt nichts, sich aufzuregen«, belehrte Elayne sie weitaus ruhiger, als Aviendha hätte bleiben können, wenn sie geglaubt hätte, dass einer der Schattenbeseelten sie ausersehen hätte. »Wir werden einfach tun müssen, was Egwene gesagt hat, und dabei möglichst vorsichtig sein.« Nynaeve murmelte etwas Unhörbares, was wahrscheinlich gut so war.
Erneut entstand Schweigen. Elayne blickte noch düsterer drein als zuvor, und Birgitte stützte ihr Kinn auf eine Hand, während sie stirnrunzelnd ins Leere blickte. Nynaeve murrte weiterhin leise, aber sie hielt jetzt beide Hände auf die Körpermitte gepresst und hielt von Zeit zu Zeit inne, um zu schlucken. Das Spritzen des Wassers schien lauter denn je, und die Schreie der Vögel ebenso.
»Ich habe auch nachgedacht, Nächstschwester.« Aviendha und Elayne waren noch nicht so weit, sich als Erstschwestern anzunehmen, aber sie war sich jetzt sicher, dass sie es tun würden. Sie strichen einander bereits übers Haar und teilten jede Nacht im Dunkeln ein weiteres Geheimnis, das sie noch niemals jemand anderem erzählt hatten. Diese Min jedoch … Das musste später besprochen werden, wenn sie allein waren.
»Worüber?«, fragte Elayne abwesend.
»Über unsere Suche. Wir rechnen mit Erfolg, aber wir sind noch immer genauso weit davon entfernt wie zu Anfang. Ist es sinnvoll, verfügbare Waffen nicht einzusetzen? Mat Cauthon ist ein Ta’veren , aber wir meiden ihn tunlichst. Warum nehmen wir ihn nicht mit uns? Mit seiner Hilfe könnten wir die Schale endlich finden.«
»Mat?«, rief Nynaeve ungläubig aus. »Genauso gut könntest du dich in Nesseln setzen! Ich würde den Mann nicht einmal ertragen, wenn er die Schale in seiner Manteltasche hätte.«
»Oh, sei doch still, Nynaeve«, murmelte Elayne leidenschaftslos. Sie schüttelte verwundert den Kopf und bemerkte den plötzlich finsteren Blick der anderen Frau nicht. Die Bezeichnung »heikel« beschrieb Nynaeve nur schwach, aber sie waren alle an ihre Art gewöhnt. » Warum habe ich nicht daran gedacht? Es ist so offensichtlich !«
»Vielleicht«, murmelte Birgitte trocken. »Ihr hattet eine solch schlechte Meinung von dem Schurken, dass Ihr nicht erkennen konntet, dass Mat nützlich sein könnte.« Elayne sah sie kühl an, das Kinn emporgereckt, dann grinste sie plötzlich und nickte widerwillig. Sie nahm Kritik nicht leicht an.
»Nein«, sagte Nynaeve mit einer Stimme, die gleichzeitig scharf und schwach klang. Die kränkliche Hautfarbe ihres Gesichts hatte sich noch verstärkt, aber sie schien nicht mehr durch das Heben und Senken des Schiffes verursacht. »Das kannst du nicht wirklich meinen! Elayne, du weißt, wie wütend er werden kann und wie stur er ist. Er wird darauf bestehen, seine Soldaten wie eine Festtagsparade heranzubringen. Versuche einmal, im Rahad etwas zu finden, wenn dir Soldaten über die Schulter sehen. Versuche es nur! Er wird nach zwei Schritten anführen wollen und mit diesem Ter’angreal vor uns protzen. Er ist tausendmal schlimmer als Vandene oder Adeleas oder sogar Merilille. So wie er sich verhält, könnte man durchaus denken, wir schritten in die Höhle des Löwen, nur um den Löwen zu sehen!«
Birgitte stieß einen Laut aus, der vielleicht Belustigung ausdrücken sollte, und wurde drohend angesehen. Daraufhin nahm sie wieder einen solch unschuldigen Gesichtsausdruck an, dass Nynaeve vor Empörung schnaubte.
Elayne war vernünftiger. »Er ist ein Ta’veren ,
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