Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
darum, dass jemand seine Waren stehlen könnte, denn in einer Ecke des Stands kauerte ein einäugiger Bursche auf einem Stuhl, der vielleicht Mühe gehabt hatte, aufrecht darin zu stehen, mit einem langen, mit Nägeln beschlagenen Knüppel zwischen den wuchtigen Knien. »Ich kann Euch jedes Muster anfertigen, wie mein Lord sehen kann, und ich habe natürlich Proberinge da, um die erforderliche Größe festzustellen.«
»Zeigt mir diesen.« Mat deutete blindlings irgendwohin. Er brauchte einen Grund, um hier stehen zu bleiben, bis die Frau weiterging. Vielleicht konnte er die Zeit nutzen, um zu entscheiden, was er tun sollte.
»Ein gutes Beispiel für den jetzt sehr beliebten Längsstil. Dieser Ring ist aus Gold, aber ich fertige auch Silberarbeiten an. Nun, ich glaube, die Größe ist richtig. Wenn mein Lord ihn anprobieren möchte? Wollen mein Lord vielleicht den ausgezeichneten Schliff betrachten? Bevorzugt mein Lord Gold oder Silber?«
Mit einem Brummen, von dem er hoffte, dass es als Antwort auf irgendeine dieser Fragen gewertet würde, schob Mat den angebotenen Ring auf den Ringfinger seiner linken Hand und gab vor, das dunkle Oval des geschliffenen Steins zu betrachten. Aber in Wahrheit sah er nur, dass er so lang wie sein Fingergelenk war. Mit gesenktem Kopf beobachtete er aus den Augenwinkeln die Frau – so gut es durch Lücken in der Menge möglich war. Sie hielt eine breite, flache, goldene Halskette ins Licht.
In Ebou Dar gab es eine Bürgerwehr, aber keine sehr erfolgreiche, die in den Straßen nur selten zu sehen war. Wenn er die Frau anzeigte, würde sein Wort gegen ihres stehen, und selbst wenn man ihm glaubte, würde sie vielleicht sogar bei dieser Anschuldigung gegen ein paar Münzen freikommen. Die Bürgerwehr war preiswerter als ein Richter, aber beide konnten gekauft werden, wenn nicht ein Mächtiger zusah, und selbst dann war es möglich, wenn genug Gold geboten wurde.
Ein Aufruhr in der Menge gab plötzlich einen Weißmantel frei, dessen konischer Helm und langes Kettenhemd wie Silber schimmerten und dessen weißer Umhang mit der flammenden goldenen Sonne sich bauschte, als er einherschritt, zuversichtlich, dass sich ein Weg vor ihm eröffnen würde. Was natürlich geschah. Kaum jemand war bereit, sich den Kindern des Lichts in den Weg zu stellen. Dennoch wurden die Blicke eines jeden, der die Augen von dem Mann mit dem steinernen Gesicht abwandte, durch anerkennende Blicke anderer ersetzt. Die Frau mit dem scharf geschnittenen Gesicht sah ihn nicht nur offen an, sie lächelte sogar. Eine gegen sie vorgebrachte Beschuldigung würde sie vielleicht – oder vielleicht auch nicht – ins Gefängnis bringen, aber das konnte dann der Funke sein, der in der ganzen Stadt Erzählungen über Schattenfreunde im Tarasin-Palast anregte. Weißmäntel waren gut darin, den Pöbel aufzuwiegeln, und für sie waren Aes Sedai Schattenfreunde. Als das Kind des Lichts an der Frau vorüberging, legte sie die Kette, offensichtlich bedauernd, zurück und wandte sich zum Gehen.
»Gefällt der Stil meinem Lord?«
Mat zuckte zusammen. Er hatte den mageren Mann und den Ring vergessen. »Nein, ich möchte nicht …« Er zog stirnrunzelnd an dem Ring. Er wollte sich nicht bewegen!
»Nicht ziehen. Ihr könntet den Stein zerbrechen.« Jetzt, wo er kein potenzieller Kunde mehr war, war Mat auch nicht länger ein Lord. Der Bursche rümpfte die Nase und beobachtete ihn scharf, damit er nicht davonliefe. »Ich habe etwas Fett. Deryl, wo ist die Dose mit dem Fett?« Der Wächter blinzelte und kratzte sich den Kopf, als frage er sich, was eine Dose mit Fett sei. Der weiß befiederte Hut hatte die Brücke bereits halbwegs überquert.
»Ich werde ihn nehmen«, fauchte Mat. Es war keine Zeit zu feilschen. Er nahm eine Handvoll Münzen aus seiner Manteltasche und warf sie auf den Ladentisch – überwiegend Gold und ein wenig Silber. »Genügt das?«
Die Augen des Ringmachers quollen hervor. »Es ist etwas zu viel«, erwiderte er mit zitternder Stimme. Seine Hand zögerte über den Münzen, und dann schob er Mat mit zwei Fingern einige Silbermünzen wieder zu. »So viel?«
»Gebt sie Deryl«, grollte Mat, als der verdammte Ring plötzlich doch noch von seinem Finger glitt. Der magere Mann sammelte schnell die restlichen Münzen ein. Es war zu spät, um den Handel rückgängig zu machen. Mat fragte sich, wie viele Goldstücke er zu viel bezahlt hatte. Er stopfte den Ring in seine Tasche und eilte hinter der Schattenfreundin
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