Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Bewegung inne, sich Luft zuzufächeln. »Ihr meint den Gesandten der Weißmäntel?«
»Ja. Und den Inquisitor der Hand des Lichts.« Der alte Mann tippte mit einem knotigen Finger seitlich an seine Hakennase. Beide schienen mehrmals gebrochen gewesen zu sein. »Kein Mann, den man stören sollte, wenn man nicht unbedingt muss, und selbst dann würde ich noch dreimal darüber nachdenken.«
Mat summte unbewusst einige Töne aus ›Sturm von den Bergen‹ vor sich hin. Tatsächlich – kein Mann, den man stören sollte. Zweifler waren die unangenehmsten Weißmäntel. Ein Weißmantel-Inquisitor, dessen Ruf eine Schattenfreundin folgte.
»Danke …« Mat zuckte zusammen. Der Bursche war fort, von der Menge verschluckt. Seltsam, aber er war ihm irgendwie vertraut erschienen. Vielleicht ein weiterer, vor langer Zeit gestorbener Bekannter aus jenen alten Erinnerungen. Vielleicht … Dann traf es ihn, als wäre das Schauspiel eines Feuerwerkers in seinem Kopf explodiert. Ein weißhaariger Mann mit Hakennase. Dieser alte Mann war im Silberkreis gewesen, hatte nicht weit von der Frau entfernt gestanden, die gerade in Carridins Palast verschwunden war. Mat drehte seinen Hut in den Händen und blickte unbehaglich die Stirn runzelnd zum Palast. Er konnte die Würfel in seinem Kopf plötzlich fallen spüren, und das war stets ein schlechtes Zeichen.
KAPITEL 15
Insekten
C arridin schaute nicht sofort von dem Brief auf, den er gerade schrieb, als Lady Shiaine, wie sie sich nannte, hereingeführt wurde. Drei Ameisen kämpften vergebens in der nassen Tinte, waren gefangen. Alles andere mochte sterben, aber Ameisen und Schaben und alle anderen Arten von Ungeziefer schienen zu gedeihen. Er drückte den Tintenlöscher vorsichtig hinab. Er würde nicht wegen ein paar Ameisen von vorn beginnen. Das Versäumnis, diesen Bericht abzuschicken, oder der Bericht über das Versäumnis, würde ihn genauso verdammen wie diese widerlichen Insekten, aber die Angst vor noch einem anderen Versäumnis wütete in ihm.
Er sorgte sich nicht darum, dass Shiaine lesen könnte, was er geschrieben hatte. Es war in einer außer ihm nur zwei anderen Menschen bekannten Geheimschrift verfasst. Es waren so viele Banden ›Drachenverschworener‹ am Werk, eine jede vom Kern ihrer vertrauenswürdigsten Männer gestärkt, und so viele andere, die Banditen oder sogar wahrhaftig diesem Schmutz al’Thor verschrieben sein mochten. Letzteres würde Pedron Niall vielleicht nicht gefallen, aber sein Befehl hatte gelautet, Altara und Murandy in Blut und Chaos zu tauchen, aus denen nur Niall und die Kinder des Lichts sie retten könnten, ein Wahnsinn, der eindeutig diesem sogenannten Wiedergeborenen Drachen zur Last gelegt werden sollte, und das hatte er getan. Angst hielt beide Länder gepackt. Erzählungen darüber, dass die Hexen durch das Land marschierten, waren ein zusätzlicher Lohn. Hexen Tar Valons und Drachenverschworene, Aes Sedai, die junge Frauen verschleppten und falsche Drachen ernannten, Dörfer in Flammen und an Scheunentore genagelte Männer – das war bei den auf der Straße gehandelten Gerüchten jetzt alles das Gleiche. Niall wäre erfreut und würde weitere Befehle senden. Es war unvorstellbar, wie er von Carridin erwartete, Elayne Trakand aus dem Tarasin-Palast zu entführen.
Noch eine Ameise lief über den mit Elfenbein-Einlegearbeiten versehenen Tisch auf das Blatt Papier, die er mit dem Daumen zerdrückte. Und ein Wort bis zur Unleserlichkeit verschmierte. Der gesamte Bericht müsste neu geschrieben werden. Er sehnte sich sehr nach etwas zu trinken. Auf dem Tisch an der Tür stand eine Kristallflasche mit Weinbrand, aber er wollte nicht, dass die Frau ihn trinken sah. Er unterdrückte ein Seufzen, schob den Brief beiseite und zog ein Taschentuch aus seinem Ärmel, um sich die Hand abzuwischen. »Also, Shiaine, könnt Ihr endlich über Fortschritte berichten? Oder seid Ihr nur wegen des Geldes gekommen?«
Sie lächelte ihn von einem hohen, verzierten Armsessel aus träge an. »Eine Suche erfordert Ausgaben«, sagte sie fast im Akzent einer andoranischen Adligen. »Besonders wenn wir erreichen wollen, dass keine Fragen gestellt werden.«
Die meisten Menschen hätten sich beim Anblick Jaichim Carridins – durch sein stählernes Gesicht, die tief liegenden Augen und den weißen Wappenrock über seinem Umhang mit der auf den karmesinroten Hirtenstab der Hand eingedrückten Sonne der Kinder des Lichts – unbehaglich gefühlt. Aber nicht Mili
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