Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
bereitwillig mitspielte, obwohl es, nach ihren bleichen Wangen und dem emporgereckten Kinn zu urteilen, nicht mehr lange dauern konnte.
»Nynaeve war vermutlich wirklich dort«, sagte Reanne schließlich, während sie mit den anderen beiden Blicke wechselte. »Wenn Elayne sie gelehrt hätte durchzukommen, hätte sie selbst es wohl besser gemacht. Einige Menschen leben in fortwährendem Nebel.« Garenia schnaubte und nickte dann zögernd. Berowin nickte für Nynaeves Geschmack viel zu prompt.
»Bitte«, sagte sie höflich. Sie konnte höflich sein, wenn sie dazu Veranlassung hatte, was auch immer man von ihr behaupten mochte. »Wir müssen unbedingt ein Ter’angreal finden, das vom Meervolk die Schale der Winde genannt wird. Es befindet sich in einem staubigen alten Lagerraum irgendwo im Rahad, und ich glaube, dass Eure Gilde, Euer Kreis, diesen Ort kennt. Bitte helft uns.« Drei jäh versteinerte Gesichter sahen sie an.
»Es gibt keine Gilde «, sagte Frau Corly kühl, »nur einige Freundinnen, die in der Weißen Burg keinen Platz bekommen haben …« Wieder dieser ehrfurchtsvolle Tonfall. »… und die gelegentlich ausreichend töricht sind, eine Hand auszustrecken, wenn es nötig ist. Wir betreiben keinen Handel mit Ter’angrealen , Angrealen oder auch Sa’angrealen . Wir sind keine Aes Sedai.« ›Aes Sedai‹ hallte ebenfalls ehrfürchtig wider. »Auf jeden Fall seid Ihr nicht hier, um irgendwelche Fragen zu stellen. Wir haben noch weitere Fragen an Euch, um festzustellen, wieweit Ihr gediehen seid, woraufhin Ihr aufs Land gebracht und der Obhut einer Freundin übergeben werdet. Sie wird Euch bei sich behalten, bis wir entscheiden, was als Nächstes zu tun ist. Bis wir sicher sein können, dass Euch die Schwestern nicht verfolgen. Ihr habt ein neues Leben vor Euch, eine neue Chance, wenn Ihr sie nur erkennen wollt. Was auch immer Euch von der Burg ferngehalten hat, gilt hier nicht, ob es ein Mangel an Geschicklichkeit oder Angst oder etwas anderes ist. Niemand wird Euch drängen, zu lernen oder zu tun, was Ihr nicht lernen oder tun könnt. Es genügt, was Ihr seid. Nun?«
»Es reicht«, sagte Elayne mit eisiger Stimme. »Es reicht schon lange , Nynaeve. Oder beabsichtigst du, auf dem Land wer weiß wie lange abzuwarten? Sie haben sie nicht , Nynaeve.« Sie nahm den Großen Schlangenring aus ihrer Gürteltasche und steckte ihn sich an den Finger. So wie sie die sitzenden Frauen betrachtete, hätte niemand geglaubt, dass sie abgeschirmt war. Sie war eine Königin der Geduld. Sie war vom Scheitel bis zur Sohle eine Aes Sedai. »Ich bin Elayne Trakand, Hohe Herrin des Hauses Trakand. Ich bin die Tochter-Erbin von Andor und Aes Sedai der Grünen Ajah, und ich fordere , sofort freigelassen zu werden.« Nynaeve stöhnte.
Garenia verzog angewidert das Gesicht, und Berowins Augen weiteten sich entsetzt. Reanne Corly schüttelte kläglich den Kopf, aber als sie sprach, klang ihre Stimme eisenhart. »Ich hatte gehofft, Setalle Anan hätte Euch bezüglich dieser Lüge umgestimmt. Ich weiß, wie schwer es ist, stolz zur Weißen Burg aufzubrechen und dann nach Hause zurückkehren und sein Versagen zugeben zu müssen. Aber das erwähnt man niemals, nicht einmal scherzhaft!«
»Ich mache keine Scherze«, sagte Elayne gelassen.
Garenia beugte sich stirnrunzelnd vor, und ein Strang Luft bildete sich bereits, als Frau Corly eine Hand hob. »Und Ihr, Nynaeve? Beharrt Ihr auch auf diesem … Wahnsinn?«
Nynaeve atmete tief durch. Diese Frauen mussten wissen, wo sich die Schale der Winde befand. Sie mussten es einfach wissen!
»Nynaeve!«, sagte Elayne übellaunig. Sie würde sie dies nicht vergessen lassen. Sie hatte eine Art, auf jedem kleinen Fehltritt herumzureiten, dass einem der Boden unter den Füßen schwand.
»Ich bin eine Aes Sedai der Gelben Ajah«, sagte Nynaeve erschöpft. »Der wahre Amyrlin-Sitz, Egwene al’Vere, hat uns in Salidar zur Stola erhoben. Sie ist nicht älter als Elayne. Ihr müsst davon gehört haben.« Die drei harten Mienen änderten sich keinen Deut. »Sie hat uns ausgesandt, die Schale der Winde zu finden, mit der wir das Wetter wieder heilen können.« Noch immer kein Anzeichen von Veränderung. Sie versuchte, ihren Zorn im Zaum zu halten. Sie versuchte es wirklich. Er drang gegen ihren Willen hervor. »Das müsst Ihr doch auch wollen! Seht Euch nur um! Der Dunkle König erstickt die Welt! Wenn Ihr auch nur eine Ahnung habt, wo sich die Schale befindet, dann sagt es uns!«
Frau Corly
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