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Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gesicht, und große dunkle Augen blickten so angespannt, dass er fast ihre Berührung spüren konnte. Ihre Hose aus brokatdurchwirkter grüner Seide saß wie eine zweite Haut, und der dazu passende Seidenmantel war geöffnet, sodass er ihre cremefarbene, sich mit jedem Atemzug hebende und senkende Bluse sehen konnte. Er betete darum aufzuwachen. Nicht Angst oder Zorn oder Schuld wegen Colavaere oder Lews Therins Verschwinden hatten ihn dazu getrieben, sich zurückzuziehen.
    »In vier Tagen findet ein Fest statt«, sagte sie heiter, »bei Halbmond. ›Tag der Reue‹ nennen sie es aus einem unbestimmten Grund, aber in dieser Nacht wird getanzt. Gesittete Tänze, wie ich hörte, aber jeder Tanz ist besser als gar keiner.« Sie legte vorsichtig einen dünnen Lederstreifen in das Buch und legte es auf den Boden neben sich. »Wenn ich die Näherin heute beauftrage, reicht die Zeit gerade noch, ein neues Kleid anfertigen zu lassen. Das heißt, wenn du mit mir tanzen willst.«
    Er riss den Blick von ihr los und bemerkte ein mit einem Tuch abgedecktes Tablett neben den hohen Türen. Schon der Gedanke an Essen war ihm unangenehm. Die verdammte Nandera sollte niemanden hereinlassen! Und am wenigsten Min. Er hatte ihren Namen nicht erwähnt, hatte aber gesagt niemand! »Min, ich … Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich …«
    »Schafhirte, du siehst aus wie durch die Mangel gedreht. Jetzt verstehe ich, warum Alanna so außer sich war, auch wenn ich nicht begreife, woher sie es wusste. Sie hat mich geradezu angefleht, mit dir zu sprechen, nachdem die Töchter des Speers sie ungefähr zum fünften Mal abgewiesen hatten. Nandera hätte sogar mich nicht hineingelassen, wenn sie nicht in Sorge gewesen wäre, weil du nicht isst, und selbst dann musste ich noch ein wenig betteln. Du schuldest mir etwas, Bauernjunge.«
    Rand zuckte zusammen. Bilder von ihm selbst blitzten in seinem Kopf auf – wie er an ihren Kleidern zerrte und sich Min wie ein geistloses Tier aufzwang. Er schuldete ihr mehr, als er jemals wiedergutmachen konnte. Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und zwang sich dann, sich zu ihr umzuwenden. Sie hatte die Füße hochgezogen, sodass sie jetzt im Schneidersitz auf dem Stuhl saß, und hatte die Fäuste auf die Knie gestützt. Wie konnte sie ihn so ruhig ansehen? »Min, es gibt keine Entschuldigung für das, was ich getan habe. Wenn es Gerechtigkeit gäbe, würde ich an den Galgen wandern. Wenn ich es könnte, würde ich mir den Strick selbst um den Hals legen. Ich schwöre, dass ich es tun würde.« Die Worte schmeckten bitter. Er war der Wiedergeborene Drache, und sie würde bis zur Letzten Schlacht auf Gerechtigkeit warten müssen. Welch ein Narr er gewesen war, dass er über Tarmon Gai’don hinaus hatte leben wollen. Er verdiente es nicht.
    »Wovon sprichst du, Schafhirte?«, fragte sie zögernd.
    »Ich spreche von dem, was ich dir angetan habe«, stöhnte er. Wie hatte er ausgerechnet ihr das antun können? »Min, ich weiß, wie schwer es für dich ist, mit mir im gleichen Raum zu sein.« Wie konnte er sich so an ihre Weichheit erinnern, an die Seidigkeit ihrer Haut, nachdem er ihr die Kleider vom Leib gerissen hatte? »Ich hätte niemals geglaubt, dass ich ein Tier wäre, ein Ungeheuer.« Aber er war es. Er verabscheute sich für das, was er getan hatte, und er verabscheute sich noch mehr, weil er es erneut tun wollte. »Die einzige Entschuldigung, die ich vorbringen kann, ist Wahnsinn. Cadsuane hatte recht. Ich habe Stimmen gehört. Lews Therins Stimme, dachte ich. Kannst du …? Nein. Nein, ich habe kein Recht, dich zu bitten, mir zu vergeben. Aber du sollst wissen, wie leid es mir tut, Min.« Es tat ihm leid, doch seine Hände sehnten sich verzweifelt danach, ihren bloßen Rücken hinabzugleiten und über ihre Hüften. Er war ein Ungeheuer. »Es tut mir schrecklich leid. Das sollst du zumindest wissen.«
    Sie saß regungslos da und sah ihn an, als hätte sie niemals zuvor jemanden wie ihn gesehen. Jetzt konnte sie aufhören, etwas vorzugeben. Jetzt konnte sie sagen, wie sie wirklich über ihn dachte, und wie abscheulich auch immer es wäre – es wäre nicht halbwegs ausreichend abscheulich.
    »Darum hast du mich also von dir ferngehalten«, sagte sie schließlich. »Hör mir zu, du Einfaltspinsel. Ich hätte mich beinahe zu Tode geheult, weil ich einen Tod zu viel erlebt habe, und du, du hättest beinahe aus demselben Grund das Gleiche getan. Was wir getan haben, mein unschuldiges Lamm, war,

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