Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
Flamme versiegelte Nachforschungen.« Pevara runzelte leicht die Stirn, aber sie sagte nicht, dass Seaine in diesem Falle schweigen sollte. Seaine hatte vielleicht die meisten ihrer Streiche als Mädchen ausgeheckt, aber Pevara war diejenige mit der größten Unverfrorenheit gewesen und hatte die besten Nerven bei der Durchführung bewiesen. »Sie war sehr vorsichtig, aber als ich ein wenig darüber nachgedacht hatte, erkannte ich, was sie von mir wollte. Ich soll …« Bei den letzten Worten versagte ihr der Mut. »… Schattenfreunde aus der Burg vertreiben.«
Pevaras Augen, die so dunkel wie ihre eigenen blau waren, versteinerten. Ihr Blick schwenkte zum Kaminsims, wo Miniaturen ihrer Familie in einer geraden Linie aufgereiht standen. Sie waren alle in ihrer Novizinnenzeit gestorben, Eltern, Brüder und Schwestern, Tanten, Onkel und alle anderen, bei einem rasch unterdrückten Aufstand von Schattenfreunden ermordet, die überzeugt worden waren, dass der Dunkle König bald aus seinem Gefängnis ausbrechen würde. Darum war Seaine sicher gewesen, dass sie ihr trauen konnte. Pevara hatte die Rote Ajah erwählt – obwohl Seaine noch immer glaubte, sie hätte in der Grünen Ajah genauso viel Erfolg gehabt und wäre dort glücklicher gewesen –, weil sie glaubte, dass eine Rote, die Männer jagte, welche die Macht lenken konnten, die besten Aussichten hatte, Schattenfreunde aufzuspüren. Sie war sehr gut darin. Ihr rundliches Äußeres verdeckte einen stählernen Kern. Und sie besaß den Mut, ruhig zu sagen, was auszusprechen Seaine nicht fertiggebracht hatte.
»Die Schwarze Ajah. Nun, kein Wunder, dass Elaida vorsichtig war.«
»Pevara, ich weiß, dass sie deren Existenz stets heftiger geleugnet hat als jegliche drei anderen Schwestern zusammengenommen, aber ich bin fest überzeugt, dass sie das gemeint hat, und wenn sie sicher ist …«
Ihre Freundin winkte ab. »Ihr braucht mich nicht zu überzeugen, Seaine. Ich bin schon zu dem Schluss gekommen, dass die Schwarze Ajah existiert, seit …« Hier zögerte Pevara seltsamerweise und spähte wie eine Wahrsagerin auf dem Jahrmarkt in ihren Teebecher. »Was wisst Ihr über die Ereignisse unmittelbar nach dem Aiel-Krieg?«
»Zwei Amyrlins starben plötzlich innerhalb von fünf Jahren«, sagte Seaine vorsichtig. Sie nahm an, dass die andere Frau die Ereignisse in der Burg meinte. Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie, als sie vor fünfzehn Jahren und nur ein Jahr nach Pevara zur Sitzenden erhoben wurde, auf kaum etwas außerhalb der Burg geachtet, und auch auf Ereignisse innerhalb der Burg nicht allzu sehr. »Viele Schwestern sind in jenen Jahren gestorben, soweit ich mich erinnere. Wollt Ihr also sagen, Ihr glaubt, dass die … Schwarze Ajah damit zu tun hatte?« Endlich. Sie hatte es ausgesprochen, und der Name hatte ihr nicht die Zunge verbrannt.
»Ich weiß es nicht«, sagte Pevara leise und schüttelte den Kopf. »Ihr habt gut daran getan, intensiv nachzudenken. Damals wurden … Dinge … getan und der Flamme versiegelt.« Sie atmete zitternd ein.
Seaine drängte sie nicht. Sie hatte selbst etwas einem Verrat Ähnliches begangen, indem sie dasselbe Siegel gebrochen hatte, und Pevara würde selbst entscheiden müssen. »Es wird sicherer sein, sich Berichte anzusehen, als Fragen zu stellen, ohne eine Ahnung davon zu haben, wen wir tatsächlich befragen. Eine Schwarze Schwester muss logischerweise in der Lage sein, trotz der Eide zu lügen.« Sonst wäre die Schwarze Ajah schon längst entlarvt worden. Der Name schien ihr mit zunehmendem Gebrauch leichter über die Lippen zu kommen. »Wenn eine Schwester aufgeschrieben hat, sie hätte das eine getan, wir aber beweisen können, dass sie etwas anderes getan hat, dann haben wir eine Schattenfreundin gefunden.«
Pevara nickte. »Ja, aber wir müssen vorsichtig sein. Vielleicht hat die Schwarze Ajah nichts mit der Spaltung zu tun, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen würden. Ich denke, wir müssen uns das letzte Jahr genauer ansehen.«
Seaine stimmte dem widerwillig zu. Sie würden bezüglich der letzten Monate weniger Berichte lesen können, sondern mehr Fragen stellen müssen. Noch schwerer war die Entscheidung, wen sie an ihren Nachforschungen teilhaben lassen wollten. Besonders nachdem Pevara sagte: »Es war mutig von Euch, zu mir zu kommen, Seaine. Ich habe Schattenfreunde gekannt, die ihre Brüder, Schwestern und Eltern getötet haben, um zu
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