Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Freundschaft mit diesem Caddar, wer immer er war. Rhiale fauchte, Sevanna hätte ihn zu den anderen gebracht, und die anderen Frauen begannen darüber zu streiten, ob der ›Binder‹ besser funktionieren würde als die ›Reisekammer‹.
Ein kleiner Teil von Galinas Verstand klammerte sich an die Erwähnung der Reisekammer. Sie hatte schon zuvor davon sprechen hören und sehnte sich danach, sie nur einen Moment in die Hände zu bekommen. Mit solch einem Ter’angreal würde sie befähigt zu Reisen, wie unzuverlässig es anscheinend auch war. Sie könnte … Keinerlei Hoffnung auf Flucht vermochte den Gedanken darüber standzuhalten, was Therava ihr antun würde, wenn die anderen beschlossen, der Bitte der Frau nachzukommen. Als die Weise Frau mit den Falkenaugen ihr Haar losließ, um sich an dem Gespräch zu beteiligen, warf sich Galina auf den Stab. Alles, selbst Sevanna gehorchen zu müssen, war besser, als Therava übergeben zu werden. Wäre sie nicht abgeschirmt gewesen, hätte sie die Macht gelenkt, um den Stab zu aktivieren.
Kaum umschlossen ihre Finger das glatte Material, als Therava einen Fuß daraufsetzte und ihre Hände schmerzhaft auf dem Boden festhielt. Keine der Weisen Frauen blickte auch nur zu Galina hin, die sich windend dalag und nutzlos freizukommen versuchte. Sie konnte sich nicht dazu bringen, allzu fest an ihrer Hand zu ziehen. Sie konnte sich dunkel daran erinnern, dass Herrscher ängstlich vor ihr erblasst waren, aber sie wagte es nicht, den Fuß dieser Frau zu bewegen.
»Wenn sie schwören soll«, sagte Therava und sah Sevanna streng an, »sollte sie schwören, uns allen hier zu gehorchen.« Alle außer Belinde, die nachdenklich die Lippen schürzte, äußerten Zustimmung.
Sevanna erwiderte Theravas Blick ebenso streng. »Gut«, pflichtete sie ihr schließlich bei. »Aber mir zuerst. Ich bin nicht nur eine Weise Frau, ich spreche auch als Clanhäuptling.«
Therava lächelte dünn. »Das stimmt. Zweien unter uns zuerst, Sevanna. Euch und mir.« Sevannas Miene wurde keinen Deut weniger herausfordernd, aber sie nickte widerwillig. Erst da nahm Therava ihren Fuß fort. Das Licht Saidars umgab sie, und ein Strang Geist berührte die Zahlzeichen am Ende des Stabes in Galinas Händen, genau wie es mit dem Eidstab gemacht wurde.
Galina zögerte einen Moment und krümmte die gequetschten Finger. Es fühlte sich auch genauso an wie beim Eidstab: nicht ganz wie Elfenbein, nicht ganz wie Glas, aber entschieden kühl an den Handflächen. Wenn es ein zweiter Eidstab war, konnte er auch verwendet werden, um jeden Eid, den sie jetzt leistete, rückgängig zu machen, sofern sie die Gelegenheit bekäme. Sie wollte kein Wagnis eingehen, wollte auf jeden Fall Therava gegenüber keinen Eid leisten. In ihrem bisherigen Leben hatte stets sie befohlen. Das Leben seit ihrer Gefangennahme war elend gewesen, aber Therava konnte sie zum Schoßhund machen! Wenn sie den Eid jedoch nicht leistete – würden sie zulassen, dass Therava sie zerbrach? Sie hegte nicht den geringsten Zweifel, dass die Frau genau das tun würde.
»Unter dem Licht und bei meiner Hoffnung auf Erlösung und Wiedergeburt« – sie glaubte nicht mehr an das Licht oder an eine Hoffnung auf Erlösung, und es war nicht nötig, mehr als ein einfaches Versprechen zu geben, aber sie erwarteten einen starken Eid – »schwöre ich, jeder hier anwesenden Weisen Frau in allem zu gehorchen, insbesondere Therava und Sevanna.« Die letzte Hoffnung, dass dieser ›Binder‹ etwas anderes wäre, schwand, als Galina spürte, wie sich der Eid um sie legte, als trüge sie plötzlich ein Kleidungsstück, welches sie von Kopf bis Fuß viel zu fest bedeckte. Sie warf den Kopf zurück und schrie, weil es plötzlich schien, als würde ihr die brennende Haut tief ins Fleisch gedrückt, aber hauptsächlich aus purer Verzweiflung.
»Seid still!«, befahl Therava scharf. »Ich will Euer Jammern nicht hören!« Galina biss geräuschvoll die Zähne zusammen, biss sich dabei auf die Zunge und kämpfte darum, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Jetzt war nur noch Gehorsam möglich. Therava sah sie stirnrunzelnd an. »Dann wollen wir einmal sehen, ob es wahrhaftig wirkt«, murrte sie und beugte sich näher heran. »Habt Ihr eine Gewalttat gegen irgendeine der hier anwesenden Weisen Frauen geplant? Antwortet wahrheitsgemäß und bittet um Strafe, wenn dem so ist. Die Strafe für Gewalt gegen eine Weise Frau«, fügte sie wie als Nachgedanken hinzu, »mag darin bestehen, wie
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