Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
ein Tier getötet zu werden.« Sie zog einen Finger ausdrucksvoll über ihre Kehle und ergriff dann mit derselben Hand ihren Gürteldolch.
Galina rang in panischer Angst nach Luft und scheute vor der Frau zurück. Sie konnte ihren Blick jedoch nicht von Therava lösen, und sie konnte die Worte nicht aufhalten, die sie zitternd ausstieß. »D-d-das habe ich geplant, g-gegen Euch alle! B-bitte b-bestraft mich d-dafür!« Würde man sie jetzt töten? Sollte sie nach alledem hier sterben?
»Anscheinend wirkt der ›Binder‹ so, wie Euer Freund behauptet hat, Sevanna.« Therava nahm Galina den Stab aus den schlaffen Händen und steckte sie hinter ihren Gürtel, während sie sich aufrichtete. »Und anscheinend werdet Ihr nun doch Weiß tragen, Galina Casban.« Aus einem unbestimmten Grund lächelte sie darüber erfreut. Aber sie sprach noch weiter. »Ihr werdet Euch demütig verhalten, wie es einer Gai’chain geziemt. Wenn ein Kind Euch befiehlt zu springen, werdet Ihr springen, es sei denn, jemand von uns hat etwas anderes gesagt. Und Ihr werdet Saidar nicht berühren und nicht die Macht lenken, es sei denn, jemand von uns befiehlt es Euch. Lasst den Schild los, Belinde.«
Der Schild verschwand, und Galina kniete am Boden und blickte ins Leere. Die Quelle schimmerte quälend gerade außer Sicht. Sie hätte ebenso gut versuchen können, Flügel zu entwickeln, wie sich danach auszustrecken.
Armbänder klirrten, als Sevanna zornig das Schultertuch richtete. »Ihr nehmt Euch zu viel heraus, Therava. Er gehört mir; gebt ihn mir!« Sie streckte die Hand aus, aber Therava kreuzte nur die Arme unter der Brust.
»Es hat Treffen der Weisen Frauen gegeben«, belehrte die Frau mit dem unbeugsamen Blick Sevanna. »Wir sind zu gewissen Entscheidungen gelangt.« Die Frauen, die mit ihr gekommen waren, versammelten sich hinter ihr und stellten sich Sevanna alle gegenüber. Belinde schloss sich ihnen eilig an.
»Ohne mich?«, fauchte Sevanna. »Wagt eine von Euch, eine Entscheidung ohne mich zu treffen?« Ihr Tonfall blieb so fest wie je, aber ihr Blick zuckte zu dem Stab hinter Theravas Gürtel, und Galina glaubte bei ihr Unbehagen zu bemerken. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie es mit Freuden registriert.
»Eine Entscheidung musste ohne Euch getroffen werden«, sagte Tion mit tonloser Stimme.
»Ihr sprecht als Clanhäuptling, wie Ihr so häufig betont«, fügte Emerys hinzu, ein spöttisches Funkeln in den großen grauen Augen. »Weise Frauen müssen manchmal miteinander sprechen, ohne dass ein Clanhäuptling zuhört. Oder jemand, der als Clanhäuptling spricht.«
»Wir haben beschlossen«, sagte Therava, »dass Ihr den Rat einer Weisen Frau ebenso braucht wie ein Clanhäuptling. Ich werde Euch beraten.«
Sevanna richtete das Schultertuch und betrachtete die ihr gegenüberstehenden Frauen. Ihre Miene war unlesbar. Wie machte sie das? Sie konnten sie wie ein Ei unter einem Hammer zerschmettern. »Und welchen Rat gebt Ihr mir, Therava?«, fragte sie schließlich mit eisiger Stimme.
»Mein dringender Rat lautet, unverzüglich aufzubrechen«, erwiderte Therava ebenso eisig. »Diese Seanchaner sind zu nahe und in der Überzahl. Wir sollten nach Norden in die Verschleierten Berge ziehen und ein Lager errichten. Von dort können wir Gruppen auf die Suche nach den anderen Septen schicken. Es könnte lange dauern, die Shaido wieder zu vereinen, Sevanna. Euer Feuchtländer-Freund hat uns vielleicht in alle neun Ecken der Welt verstreut. Bis zur Wiedervereinigung sind wir verwundbar.«
»Wir werden morgen aufbrechen.« Wäre Galina sich nicht sicher gewesen, Sevanna in- und auswendig zu kennen, hätte sie geglaubt die Frau klänge sowohl verdrießlich als auch ärgerlich. Ihre grünen Augen blitzten. »Wir ziehen jedoch ostwärts. Auf diese Weise entfernen wir uns auch von den Seanchanern, und die Länder im Osten sind im Aufruhr, reif zum Pflücken.«
Es entstand ein langes Schweigen. Dann nickte Therava. »Ostwärts.« Sie sprach das Wort sanft aus, die Sanftheit von seidenverhülltem Stahl. »Aber denkt daran, dass Clanhäuptlinge stets bedauern mussten, wenn sie den Rat einer Weisen Frau zu häufig abwiesen. Das könnte auch Euch passieren.« Ihre Miene drückte gleichermaßen Drohung aus wie ihre Stimme, und doch lachte Sevanna!
»Denkt Ihr daran, Therava! Denkt Ihr alle daran! Wenn ich den Geiern überlassen werde, gilt das für Euch alle ebenfalls! Dafür habe ich gesorgt.«
Alle Frauen außer Therava wechselten
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