Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
dieser Jahreszeit könnte es noch eine Woche oder länger dauern, bis sie hier eintreffen. Tenobia von Saldaea ist die Bemerkung entschlüpft – oder sie hat so getan –, dass ihnen bekannt ist, dass Ihr in Verbindung mit einer gewissen Person steht oder sie zumindest näher kennt, an der sie offensichtlich ein Interesse haben. Sie wissen irgendwoher von Eurer Anwesenheit in Fahne, als dort gewisse Dinge geschahen.« Mellar runzelte verwirrt die Stirn, aber niemand klärte ihn auf. »Ich habe wegen der anderen Schwestern nicht enthüllt, dass wir das Schnelle Reisen beherrschen, aber ich sagte, ich könnte bald mit einer Antwort zurück sein.«
Elayne wechselte einen Blick mit Birgitte, die ebenfalls mit den Schultern zuckte, obwohl es in ihrem Fall weder aus Gleichgültigkeit noch Geringschätzung geschah. Elayne hatte gehofft, die Grenzländer gegen ihre Konkurrenten bei der Thronanwärterschaft ins Spiel bringen zu können, aber das größte Problem bestand darin, dass sie nicht wusste, wie sie als die Hohe Herrin von Trakand und Tochter-Erbin einer toten Königin etablierten Herrschern gegenübertreten sollte. Birgittes Schulterzucken besagte, sei dankbar, dass sich dieses Problem gelöst hat, aber Elayne fragte sich, wie die Leute aus den Grenzlanden etwas erfahren hatten, das nur ganz wenigen bekannt war. Und wenn sie es wussten, wie viele dann noch? Sie würde ihr ungeborenes Kind beschützen!
»Wärt Ihr bereit, unverzüglich zurückzureiten, Merilille?«, fragte sie. Die Schwester erklärte sich sofort einverstanden, und der Ausdruck in ihren Augen deutete an, dass sie jede Art von Gestank ertragen würde, wenn sie nur den Windsucherinnen noch eine Zeit lang aus dem Weg gehen konnte. »Dann reiten wir zusammen. Wenn sie sich bald mit mir treffen wollen, gibt es dafür keinen besseren Tag als heute.« Sie wussten zu viel, um das herauszuschieben. Nichts durfte ihr Kind bedrohen. Nichts!
KAPITEL 27
Königinnen und Könige zu überraschen
S ie konnte natürlich nicht einfach verkünden, dass sie ging; das wäre zu einfach gewesen.
»Das ist nicht klug, Schwester«, sagte Aviendha unheilvoll, während Merilille loseilte, um sich frisch zu machen. Und wie sie sich beeilte; die Graue schien schon Ausschau nach dem Meervolk zu halten, bevor sie die Wohnzimmertür erreicht hatte. Wenn eine Schwester von Elaynes Stellung sagte, geh, dann ging Merilille. Elayne saß an ihrem Schreibpult, und Aviendha stand über sie gebeugt, die Arme verschränkt und das Schultertuch so um den Kopf geschlungen, dass sie wie eine Weise Frau aussah. »Das ist sogar alles andere als klug.«
»Klug?«, knurrte Birgitte und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Klug? Das Mädchen würde nicht wissen, was ›klug‹ ist, wenn es sie in die Nase beißt! Warum diese Eile? Lass Merilille tun, was diese Grauen am besten können, soll sie eine Unterredung in ein paar Tagen oder auch Wochen arrangieren. Königinnen hassen es, überrascht zu werden, und Könige verabscheuen es geradezu. Glaubt mir, ich weiß es aus eigener Erfahrung. Sie finden eine Möglichkeit, es dich bereuen zu lassen.« Der Behüterbund spiegelte ihre Wut und Enttäuschung wider.
»Ich will sie ja überraschen, Birgitte. Vielleicht hilft es mir ja herauszufinden, was sie alles über mich wissen.« Elayne verzog das Gesicht und schob das vollgekleckerte Blatt zur Seite und nahm ein neues aus dem Papierkästchen aus Rosenholz. Merililles Neuigkeiten hatten ihre Müdigkeit verscheucht, aber in klarer, sauberer Handschrift zu schreiben schien schwierig zu sein. Außerdem musste auch die Formulierung stimmen. Das sollte kein Brief von der Tochter-Erbin von Andor sein, sondern von Elayne Trakand, Aes Sedai der Grünen Ajah. Sie mussten das sehen, was sie wollte.
»Versuch du ihr, Verstand beizubringen, Aviendha«, murmelte Birgitte. »Und falls du es nicht schaffst, sollte ich schon mal damit anfangen, eine halbwegs anständige Eskorte zusammenzustellen.«
»Keine Eskorte, Birgitte. Nur du. Eine Aes Sedai und ihre Behüterin. Und Aviendha natürlich.« Elayne hielt beim Schreiben inne, um ihre Schwester anzulächeln, aber sie erwiderte das Lächeln nicht.
»Ich kenne deinen Mut, Elayne«, sagte Aviendha. »Ich bewundere deinen Mut. Aber selbst Sha’mad Conde weiß, wann es vorsichtig zu sein gilt!« Sie sprach von Vorsicht? Aviendha würde Vorsicht nicht mal dann erkennen, wenn sie sie … nun, wenn sie sie in die Nase biss!
»Eine Aes Sedai und ihre Behüterin?«,
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