Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Männern und Frauen, die sie verraten hatten, »erlauben«, das zu entdecken, was sie für angebracht hielt, und nicht alles würde der Wahrheit entsprechen, so wie die Zahl der Leute, die Birgitte rekrutiert hatte.
»Und die andere Angelegenheit, Frau Harfor?«
»Noch nichts, meine Lady, aber ich bin sehr zuversichtlich«, sagte Reene noch grimmiger als zuvor. »Ich bin sehr zuversichtlich.«
Nach der Haushofmeisterin kamen zwei Kaufmannsdelegationen, zuerst eine große Gruppe Kandori mit edelsteinbesetzten Ohrringen und silbernen Gildenketten über der Brust und im Anschluss ein halbes Dutzend Illianer, deren schlichte Mäntel und Gewänder nur einen Hauch von Stickereien aufwiesen. Sie benutzte einen der kleinen Audienzräume. Die Wandteppiche, die den Marmorkamin flankierten, zeigten Jagdszenen und nicht den Weißen Löwen, und die polierten hölzernen Wandvertäfelungen waren nicht mit Schnitzwerk verziert. Es handelte sich um Kaufleute, nicht um Diplomaten, obwohl sich einige von ihnen anscheinend herabgesetzt fühlten, weil sie ihnen nur Wein anbot und nicht mit ihnen trank. Sowohl Kandori wie auch Illianer betrachteten die beiden Gardesoldatinnen misstrauisch, die ihr in den Raum gefolgt waren und sich an der Tür postiert hatten, obwohl sie mittlerweile von dem Anschlag auf ihr Leben gehört haben mussten. Sechs weitere Leibwächterinnen warteten draußen vor der Tür.
Die Kandori musterten Aviendha verstohlen, wenn sie Elayne nicht aufmerksam zuhörten, und die Illianer vermieden nach dem ersten überraschten Blick jeden Augenkontakt mit ihr. Zweifellos maßen sie der Anwesenheit einer Aiel Bedeutung zu, selbst wenn sie nur in einer Ecke auf dem Boden saß und schwieg, aber sowohl Kandori wie auch Illianer wollten das Gleiche, nämlich die Versicherung, dass Elayne den Wiedergeborenen Drachen auf keinen Fall verärgerte, damit er nicht seine Heere und Aiel losschickte, um Andor zu verwüsten, was den Handel empfindlich stören würde; natürlich sagten sie es nicht geradeheraus. So wie sie auch nicht erwähnten, dass sowohl die Aiel wie auch die Legion des Drachen nicht weit von Caemlyn entfernt große Heerlager unterhielten. Die höflichen Fragen nach ihren weiteren Plänen, nachdem sie nun das Drachenbanner und die Banner des Lichts aus Caemlyn entfernt hatte, reichten aus. Sie sagte ihnen, was sie allen sagte, dass Andor sich mit dem Wiedergeborenen Drachen verbünden würde, aber nicht seine Unterwerfung darstellte. Im Gegenzug wünschten sie ihr alles Gute und deuteten an, dass sie ihren Anspruch auf den Löwenthron von ganzem Herzen unterstützten, ohne das jedoch mit deutlichen Worten zu sagen. Schließlich wollten sie im Falle ihres Scheiterns von demjenigen, der die Krone eroberte, weiterhin in Andor willkommen geheißen werden.
Nachdem die Illianer ihre Verbeugungen und Hofknickse gemacht und gegangen waren, schloss Elayne einen Augenblick lang die Augen und massierte sich die Schläfen. Vor dem Mittagessen stand noch ein Treffen mit einer Delegation der Glasmacher auf der Tagesordnung, danach fünf weitere mit Kaufleuten und Handwerkern; es war ein geschäftiger Tag, voller glattzüngiger Platitüden und Doppeldeutigkeiten. Und da Nynaeve und Merilille weg waren, war sie am Abend mit dem Unterricht für die Windsucherinnen dran, eine bestenfalls weniger angenehme Erfahrung als die schlimmste Audienz mit Kaufleuten. Was ihr nur wenig Zeit lassen würde, um das Ter’angreal zu studieren, das sie aus Ebou Dar mitgebracht hatten, bevor sie dann so müde war, dass sie nicht länger die Augen offen halten konnte. Es war peinlich, wenn Aviendha sie halb zum Bett tragen musste, aber sie konnte nicht kürzertreten. Es gab zu viel zu tun und der Tag hatte nicht genug Stunden.
Bis zur Ankunft der Glasmacher war fast noch eine Stunde Zeit, aber Aviendha hatte für ihren Vorschlag, jetzt einen Blick auf die Gegenstände aus Ebou Dar zu werfen, nicht mal ein Lächeln übrig.
»Hat Birgitte mit dir gesprochen?«, wollte Elayne wissen, während ihre Schwester sie eine schmale Treppe beinahe hinaufzerrte. Vier Gardistinnen gingen voraus und die anderen folgten ihnen, und sie alle ignorierten beflissen ihre Unterhaltung mit Aviendha. Obwohl sie den Eindruck hatte, dass Rasoria Domanche, eine stämmige Jägerin des Horns mit blauen Augen und blonden Haaren, wie man es gelegentlich unter Tairenern fand, leicht schmunzelte.
»Brauche ich sie, um zu wissen, dass du zu viele Stunden im Palast verbringst und zu
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