Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
die Macht gelenkt worden war, ob von einem Mann oder einer Frau, aber die Richtung würde reichen müssen. Sie hoffte, dass es keine … Pannen geben würde. Dort draußen befanden sich auch ihre Leute. Doch wenn die Warnung zusammen mit einem Angriff kam, konnte es keinen Zweifel geben.
Das Wort hatte ihren Mund noch nicht ganz verlassen, als im Norden des Waldes auch schon eine Flammensäule in die Höhe wuchs, gefolgt von der nächsten und der übernächsten, eine schwankende Linie, die nordwärts raste. Callandor leuchtete in den Händen des jungen Jahars wie eine Flamme. Der Konzentration auf Elzas Gesicht nach zu urteilen sowie der Art und Weise, wie sie ihre Fäuste in ihre Röcke krallte, war überraschenderweise sie diejenige, die diese Ströme lenkte.
Merise ergriff eine Handvoll vom schwarzen Haar des Jungen und zog sanft an seinem Kopf. »Ruhig, mein Hübscher«, murmelte sie. »Oh, ganz ruhig, mein wunderschöner starker Mann.« Er lächelte sie an, es war ein hinreißendes Lächeln.
Cadsuane schüttelte kaum merklich den Kopf. Die Beziehung einer Schwester zu ihrem Behüter zu verstehen war immer schwierig, vor allem bei den Grünen, aber sie konnte nicht einmal annähernd ergründen, was sich zwischen Merise und ihrem Jungen abspielte.
Ihre eigentliche Aufmerksamkeit galt jedoch einem anderen Jungen. Nynaeve schwankte; sie stöhnte vor Ekstase, als diese unglaubliche Menge Saidar durch sie hindurchfloss, aber Rand saß da wie ein Stein, und Schweiß rann über sein Gesicht. Seine Augen war leer, wie polierte Saphire. War er sich überhaupt dessen bewusst, was um ihn herum geschah?
Die Schwalbe drehte sich unter ihrer Hand an ihrer Kette.
»Dort«, sagte sie und zeigte auf die Ruinen von Shadar Logoth.
Rand konnte Nynaeve nicht länger sehen. Er konnte überhaupt nichts mehr sehen, auch nichts mehr fühlen. Er schwamm in wogenden Flammenseen, kroch über zusammenbrechende Eisberge. Die Fäulnis floss wie die Gezeiten eines Ozeans und drohte ihn davonzuspülen. Wenn er auch nur einen Augenblick lang die Kontrolle verlor, würde sie alles mit sich reißen, was ihn ausmachte, und es ebenfalls in die Röhre spülen. Genauso schlimm – oder vielleicht sogar noch schlimmer – war die Tatsache, dass trotz des Stroms an Schmutz, der durch die seltsame Blume floss, der Makel auf der männlichen Hälfte der Quelle nicht abzunehmen schien. Er war wie Öl, das in einer so dünnen Schicht auf dem Wasser schwamm, dass man es erst dann bemerkte, wenn man die Oberfläche berührte; es bedeckte die Unermesslichkeit der männlichen Hälfte und war selbst ein Ozean für sich. Er musste durchhalten. Er musste es. Aber für wie lange? Wie lange konnte er durchhalten?
Falls er wieder rückgängig machen konnte, was al’Thor mit der Quelle angestellt hatte, überlegte Demandred, als er Shadar Logoth durch sein Tor betrat, es plötzlich und unvermittelt ungeschehen machte, würde das den Mann vielleicht töten oder zumindest die Fähigkeit zum Lenken der Macht aus ihm herausbrennen. Er hatte al’Thors Plan ergründet, sobald ihm klar geworden war, wo sich der Zugangsschlüssel befand. Ein brillantes Vorhaben, wie er neidlos anerkannte, aber wahnsinnig gefährlich. Lews Therin war ein großartiger Pläneschmied gewesen, wenn auch sicher nicht so brillant, wie alle immer behauptet hatten. Nicht annähernd so brillant wie Demandred.
Aber ein Blick auf die mit Geröll übersäte Straße, und er dachte nicht mehr daran, etwas zu verändern. Neben ihm erhob sich eine unvollständige blasse Kuppel, deren zerschmetterte Spitze sich etwa zweihundert Fuß oder noch höher über der Straße befand, und aus dem Himmel darüber fiel das Licht des Vormittags. Doch vom gezackten Rand der Ruine bis zur Straße hinunter war die Luft voller Schatten, so als würde bereits die Nacht hereinbrechen. Die Stadt … bebte. Er konnte es durch die Stiefelsohlen hindurch fühlen.
Feuer schoss im Wald empor, große durch Saidin verursachte Explosionen schleuderten mit Flammenzungen Bäume in die Luft, die auf ihn zurasten, aber er webte bereits ein Wegetor. Er sprang hinein, ließ es verschwinden und lief so schnell er konnte zwischen den von Schlingpflanzen umklammerten Bäumen hindurch, pflügte durch Schneefelder, stolperte über im Schlamm verborgene Steine, wurde aber nicht langsamer, nicht einen Moment lang. Er war Soldat gewesen. Noch immer rennend hörte er die erwarteten Explosionen, und er wusste, dass sie so sicher auf die Stelle
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