Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan
wachsam, stets auf der Hut. Es ist spannender, nicht zu wissen, hinter welchem Busch sich der Hase versteckt, als so zu tun, als wüssten wir alles.
Solange der Mensch glaubt, er sei das Wichtigste auf der Welt, kann er die Welt, die ihn umgibt, nicht wirklich würdigen. Er ist wie ein Pferd mit Scheuklappen; er sieht nur sich selbst, getrennt von allem anderen.
Der Tod ist ewig unser Gefährte. Er ist immer zu unserer Linken, eine Spanne weit hinter uns. Der Tod ist der einzige weise Ratgeber, den ein Krieger hat. Immer wenn er glaubt, dass alles schief geht und seine Vernichtung droht, kann er sich an seinen Tod wenden und fragen, ob dem so ist. Sein Tod wird ihm sagen, dass er sich irrt, dass nichts von Bedeutung ist außer der Berührung des Todes. Sein Tod wird ihm sagen: »Noch habe ich dich nicht berührt. «
Immer wenn ein Krieger beschließt, etwas zu tun, muss er die Sache durchführen, aber er muss für das, was er tut, die Verantwortung übernehmen. Ganz gleich, was er tut, er muss vor allem wissen, warum er es tut, und dann muss er seine Taten durchführen, ohne an ihnen zu zweifeln oder sie zu bereuen.
In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine Zeit für Reue oder Zweifel. Es gibt nur Zeit für Entscheidungen Welche Entscheidungen, das spielt keine Rolle. Nichts könnte wichtiger oder weniger wichtig sein als alles andere. In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine kleinen oder großen Entscheidungen. Es gibt nur Entscheidungen, die ein Krieger im Angesicht seines unausweichlichen Todes trifft.
Ein Krieger muss lernen, an der richtigen Wegbiegung erreichbar oder unerreichbar zu sein. Für einen Krieger ist es nutzlos, ungewollt jederzeit erreichbar zu sein, wie es für ihn nutzlos ist, sich zu verstecken, wenn jedermann weiß, dass er sich versteckt.
Nicht verfügbar zu sein bedeutet für den Krieger, dass er die Welt, die ihn umgibt, nur behutsam berührt. Vor allem vermeidet er achtsam, sich oder andere zu erschöpfen. Er benutzt Menschen nicht und presst sie nicht aus, bis sie zum Nichts schrumpfen, besonders nicht Menschen, die er liebt.
Sobald der Mensch sich sorgt, klammert er sich aus Verzweiflung an alles; und sobald er sich anklammert, erschöpft er unweigerlich sich selbst oder denjenigen, dasjenige, woran er sich anklammert. Ein Jäger-Krieger hingegen weiß, dass ihm das Wild immer wieder in die Falle gehen wird, darum sorgt er sich nicht. Sich sorgen heißt, sich verfügbar, ungewollt verfügbar machen.
Ein Jäger-Krieger steht auf vertrautem Fuß mit seiner Welt, und doch ist er nicht verfügbar für diese Welt. Er klopft leise an, bleibt so lange wie nötig und geht rasch wieder fort, kaum eine Spur hinterlassend.
Ein Jäger-Krieger sein heißt nicht nur, das Wild zu fangen. Ein Jäger- Krieger fängt nicht deshalb Wild, weil er Fallen stellt oder weil er die Gewohnheiten seiner Beute kennt, sondern weil er selbst keine Gewohnheiten hat. Dies ist sein Vorteil. Er ist anders als die Tiere, denen er nachstellt und die durch schwerfällige Routine und berechenbare Gewohnheiten festgelegt sind; er ist frei, beweglich, unberechenbar.
Für einen gewöhnlichen Menschen ist die Welt unheimlich, weil er, falls er ihrer nicht überdrüssig ist, mit ihr hadert. Für einen Krieger ist die Welt unheimlich, weil sie erstaunlich, Ehrfurcht gebietend, geheimnisvoll, unergründlich ist. Ein Krieger muss die Verantwortung dafür übernehmen, dass er hier ist in dieser wunderbaren Welt, zu dieser wunderbaren Zeit.
Ein Krieger muss lernen, so zu handeln, dass jede Tat zählt, denn er wird nur noch kurze Zeit hier sein in dieser Welt, tatsächlich zu kurz, um all ihre Wunder zu erleben.
Taten haben Macht. Besonders wenn der handelnde Krieger weiß, dass diese Taten sein letztes Gefecht sind. Das ist ein sonderbares, verzehrendes Glück, zu handeln im vollen Wissen, dass dies, was immer er tut, seine letzte Tat auf Erden sein kann.
Ein Krieger soll seine Aufmerksamkeit auf die Verbindung zwischen ihm selbst und dem Tod konzentrieren. Ohne Reue oder Trauer oder Sorge soll er seine Aufmerksamkeit auf die Tatsache richten, dass er keine Zeit hat, und seine Taten entsprechend fließen lassen. Er soll dafür sorgen, dass jede seiner Taten sein letztes Gefecht auf Erden sein könnte. Nur unter dieser Bedingung werden seine Taten die Macht haben, die ihnen gebührt. Sonst werden sie, solange er lebt, die Taten eines Narren sein.
Ein Jäger-Krieger weiß, dass sein Tod auf ihn
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