Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan
makellos zu sein.
Der Mensch hat zwei Seiten. Die rechte Seite umfasst alles, was der Intellekt begreifen kann. Die linke Seite ist ein Reich unbeschreiblicher Gebilde; ein Reich, das mit Worten nicht zu erfassen ist. Die linke Seite wird vielleicht, falls es Verstehen ist, was da stattfindet, mit dem ganzen Körper verstanden; daher lässt sie sich nicht in Begriffe fassen.
Alle Fähigkeiten, Möglichkeiten und Errungenschaften des Schamanimus, von den einfachsten bis zu den erstaunlichsten, sind im menschlichen Körper angelegt.
Die Kraft, die das Schicksal aller Lebewesen regiert, wird der Adler genannt, nicht weil sie ein Adler wäre oder etwas mit einem Adler zu tun hätte, sondern weil sie dem Auge des Sehers als ein unermesslich großer schwarzer Adler erscheint, aufrecht stehend, wie Adler stehen, und aufragend bis ins Unendliche.
Der Adler verschlingt das Bewusstsein aller Geschöpfe, die, eben noch lebendig auf Erden und nunmehr tot, wie ein Schwärm Glühwürmchen zum Schnabel des Adlers aufschweben, um ihrem Besitzer, dem Daseinsgrund ihres Lebens, zu begegnen. Der Adler sortiert diese winzigen Flämmchen, streckt sie flach, ähnlich wie der Gerber ein Fell glättet, und verzehrt sie dann; denn Bewusstsein ist des Adlers Speise.
Der Adler, jene Macht, die das Schicksal aller Lebewesen regiert, spiegelt gleichermaßen und zugleich all diese lebenden Wesen wider. Darum ist es dem Menschen unmöglich, den Adler anzubeten, um Wohltaten zu flehen, auf Gnade zu hoffen. Der menschliche Anteil des Adlers ist zu gering, um ihn in seiner Ganzheit zu rühren.
Jedem Lebewesen wird, wenn es dies wünscht, die Kraft gewährt, einen Durchlass zur Freiheit zu suchen und dort hindurchzugehen. Einem Seher, der den Durchlass sieht, und den Geschöpfen, die dort hindurchgehen, ist offenkundig, dass der Adler diese Gabe gewährt, um das Bewusstsein zu verewigen.
Zur Freiheit hinüberzuwechseln bedeutet kein ewiges Leben, wie dies gemeinhin verstanden wird - das heißt, als immer währendes Leben. Vielmehr können Krieger ihr Bewusstsein behalten, das normalerweise im Augenblick des Todes aufgegeben wird. Im Augenblick des Überwechselns wird der Körper in seiner Ganzheit vom Wissen entflammt. Alle Zellen gleichzeitig werden ihrer selbst bewusst und bewusst auch der Ganzheit des Körpers.
Das Freiheitsgeschenk des Adlers ist keine Mitgift, sondern die Chance, eine Chance zu haben.
Ein Krieger fühlt sich nie im Belagerungszustand. Sich belagert zu fühlen bedeutet, dass man persönlichen Besitz hat, der einem genommen werden könnte. Ein Krieger hat nichts auf der Welt außer seiner Makellosigkeit, und Makellosigkeit kann nicht bedroht werden.
Es ist der erste Grundsatz der Kunst des Pirschens, dass Krieger selbst ihr Schlachtfeld wählen. Ein Krieger zieht nie in den Kampf, ohne zu wissen, wie die Umgebung beschaffen ist.
Alles Unnötige ablegen, dies ist der zweite Grundsatz der Kunst des Pirschens. Ein Krieger kompliziert die Dinge nicht. Er bemüht sich um Einfachheit. Er wendet all seine Konzentration auf, um zu entscheiden, ob er in den Kampf ziehen soll oder nicht, denn jeder Kampf ist ein Kampf um sein Leben. Dies ist der dritte Grundsatz der Kunst des Pirschens. Ein Krieger muss willens und bereit sein, hier und jetzt sein letztes Gefecht zu führen. Aber nicht auf überstürzte Art.
Ein Krieger entspannt sich und gibt sich hin. Er furchtet nichts. Nur dann wird die Kraft, die alle Menschen leitet, dem Krieger einen Weg eröffnen und ihm helfen. Nur dann. Dies ist der vierte Grundsatz der Kunst des Pirschens.
Wenn Krieger auf Widrigkeiten stoßen, die sie nicht überwinden können, treten sie einen Moment zurück. Sie lassen ihre Gedanken schweifen. Sie nehmen sich Zeit für etwas anderes. Alles ist dazu geeignet. Dies ist der fünfte Grundsatz der Kunst des Pirschens.
Krieger verdichten die Zeit. Dies ist der sechste Grundsatz der Kunst des Pirschens. Jeder Augenblick zählt. In einem Kampf ums Leben ist eine Sekunde eine Ewigkeit - eine Ewigkeit, die über den Ausgang entscheiden kann. Krieger wollen siegen, darum verdichten sie die Zeit. Krieger vergeuden keinen Augenblick.
Um den siebten Grundsatz der Kunst des Pirschens anzuwenden, muss man die anderen sechs angewendet haben: ein Pirscher drängt sich nie in den Vordergrund. Er schaut immer aus den Kulissen zu.
Die Anwendung dieser Grundsätze fuhrt zu drei Resultaten. Das erste ist,
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