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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Er hatte von Tachykardie, Blutdruckanstieg, Tremor und Kopfschmerzen gesprochen. Und bereits nach wenigen Minuten hatten diese Symptome eingesetzt. Alle. Ihr Herz raste. Jeden einzelnen dieser Herzschläge spürte sie im ganzen Körper, als hätte sich ihr Herz in einen Presslufthammer oder eine Hochdruckpumpe verwandelt. Alles um sie herum schien sich im Rhythmus ihrer viel zu schnellen Herzschläge auf und ab zu bewegen, sogar das Bett bebte. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie kaum in der Lage war, ein Glas Wasser zu halten, und sie hatte das Gefühl, dass ihr Kopf spätestens in wenigen Minuten platzen würde.
    Sie versuchte, die Nebenwirkungen des wehenhemmenden Medikaments als harmlos abzutun und sich einzureden, dass sie sich schon noch daran gewöhnen würde. Um sich abzulenken, grübelte sie darüber nach, wie der Stein der Fatima in ihre Hosentasche gekommen war. Sie hatte keine Erklärung dafür, höchstens eine Amnesie, eine akute Bewusstseinsstörung, die sie unbedingt den behandelnden Kollegen melden musste. Ein überaus unangenehmer Gedanke. Sie wollte auf keinen Fall in die »Psycho-Ecke« gesteckt werden. Da war die andere Möglichkeit schon viel besser, selbst wenn sie noch so abwegig war. Vielleicht war das Auftauchen des Steins in ihrer Hosentasche wieder eines seiner Rätsel. Vielleicht hatte der Stein der Fatima erneut etwas mit ihr vor…
    Argwöhnisch betrachtete Beatrice den Saphir in ihren zitternden Händen. Das Neonlicht über ihrem Bett brach sich in ihm und versprühte blaue Funken, die an den Zimmerwänden hin und her tanzten. Er war schön. Wunderschön. Sie schloss ihre Hand um den Stein. Er fühlte sich seltsam vertraut an – warm und kühl und beruhigend zugleich. Warum nur hatte sie bisher so eine Angst vor ihm gehabt? Er tat ihr doch nichts. Im Gegenteil. In dieser Situation beruhigte er sie mehr als Dr. Wagners Versprechen, dass sie per Monitor überwacht werde und alle fünfzehn Minuten eine Schwester oder ein Arzt zu ihr komme.
    Beatrice öffnete ihre Faust wieder. Leuchtend und strahlend, als hätte eine unsichtbare Hand in ihm ein Licht angezündet, lag der Stein mitten auf ihrer Handfläche. Er sah aus wie ein ruhiges, freundliches Auge. Dabei handelte es sich lediglich um das Bruchstück eines Auges, wenn man jener alten Legende überhaupt Glauben schenken wollte. Es wurde erzählt, dass es ein Stück jenes Auges von Fatima, der Lieblingstochter des Propheten Mohammed, war, das sie geopfert hatte, um die zerstrittenen Söhne Allahs wieder zu vereinen.
    Beatrice sank erschöpft zurück. Das Beben des Bettes wurde immer stärker, es fühlte sich an, als würde sie auf Katzenkopf-Pflaster Fahrrad fahren. Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren und ihr Kopf… Ihr Schädel fühlte sich an wie ein Luftballon, der zu stark aufgeblasen worden war und jeden Moment zu platzen drohte.
    Und dann fing es an. Ganz langsam begann sich alles um sie herum zu drehen. Der Perfusor, der Beistelltisch, sogar die Wände und die Tür bewegten sich immer schneller, als hätte sich der Überwachungsraum im Kreißsaal plötzlich in ein Karussell verwandelt.
    Es geht tatsächlich wieder los!, dachte Beatrice. Sie merkte zu ihrer eigenen Überraschung, dass sie, obwohl sie sich die ganze Zeit über eingeredet hatte, nicht an die geheimnisvollen Kräfte des Steins zu glauben, fest mit ihnen gerechnet hatte. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass Buchara nicht das Ende war. Aber was wollte der Stein jetzt von ihr? Würde er sie wieder in eine andere Zeit bringen? Wenn ja, wohin würde die Reise diesmal gehen?
    Das ist ein ziemlich ungewöhnliches Urlaubsroulette, dachte Beatrice und biss sich auf die Lippe, um nicht unpassenderweise zu kichern. Vielleicht war sie ja doch ein Fall für die Psychiatrie.
    Das Zimmer drehte sich immer schneller, bis alle Gegenstände ihre Konturen verloren und miteinander zu einem rasenden Wirbel verschmolzen. Nach einer Weile öffnete sich in der Mitte dieses Strudels ein gähnendes schwarzes Loch.
    Es ist so weit, dachte Beatrice und schloss vertrauensvoll ihre Augen. Und in diesem Moment wusste sie, dass sie nicht verrückt war. Das hier geschah wirklich, und es war gut so. Wo auch immer der Stein der Fatima sie hinführen würde, es würde nicht zu ihrem Schaden sein.
    Sie spürte, wie ein starker Sog sie erfasste und aus dem Bett hob. Immer schneller drehte sie sich um ihre eigene Achse. Ihr wurde übel. Und bevor sie es sich anders überlegen konnte und doch

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