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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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sie ganz in ihr
Schicksal ergeben da, erschöpft vor Erregung, vor Übermüdung und vor Hunger.
Wenn sie durch das kleine Loch im Fußboden schaute, konnte sie sehen, daß das
Tageslicht vergangen war. Sollte sie etwa die ganze Nacht in diesem
schrecklichen, dumpfen Gefängnis bleiben?
    Es war vollkommen dunkel
geworden, als sie endlich draußen Schritte hörte. Ein Schlüssel wurde ins
Schlüsselloch geschoben, und die Tür quietschte, als sie geöffnet wurde. Sie
sprang auf und wollte gerade versuchen, in die Dunkelheit und Freiheit zu
springen, als sie mit rauher Hand ergriffen, ihre
Hände gefesselt und etwas Grobes, Dunkles über ihren Kopf gezogen wurde, an dem
sie fast erstickt wäre. Dann fühlte sie sich von derben Armen hochgehoben, wie
ein Sack über eine Schulter geworfen und im Dunkel niedergesetzt.
    Die Decke wurde ihr vom Kopf
gezogen, und sie hörte eine Stimme: »Sie ist noch hinüber. Das haben wir gut
gemacht! Die kann keinen Lärm machen.« Und ehe sie feststellen konnte, wo sie
war, stampften die Schritte wieder schwer über die Dielen, die Tür wurde
verschlossen, und sie war abermals allein.
    Aber hier war wenigstens Luft
und Platz. Sie streckte die Hände aus und tastete die vier Wände ihres neuen
Gefängnisses ab. Es war kein großer Raum, aber er war doch besser als der
Wagen, in dem sie bis jetzt eingesperrt gewesen war. Sie fand ein Fenster, das
aber von außen fest mit Brettern vernagelt war.
    Sie stolperte über einen Stuhl
und tastete sich weiter vorsichtig an der Wand entlang, bis sie an ein Bett
kam. Es war ein schmales Gestell mit einer Wollmatratze und Bettzeug, das nicht
gerade sauber roch. Beth schauderte angeekelt zurück und dachte an ihr Zimmer
daheim mit den weißen Möbeln, den bunten Gardinen und der sauberen Bettwäsche.
Sie schluchzte leise auf, riß sich dann aber wieder zusammen: Jetzt war keine
Zeit für Tränen.
    Sie hatte schließlich ihren
Widerwillen überwunden und lag auf dem Bett, als sie auf einmal hörte, wie sich
ein Schlüssel im Schlüsselloch drehte und ein Mann hereinkam. Er trug eine
Kerze in der einen Hand und in der anderen ein Tablett mit etwas zu essen. Das
flackernde Kerzenlicht beleuchtete einen Augenblick lang das Gesicht des
Mannes. Dann setzte er das Tablett nieder und hielt eine Hand vor die Flamme,
so daß sein Gesicht im Dunkeln war. Aber der Augenblick hatte genügt. Beth
hatte das unangenehme dunkle Gesicht wiedererkannt. Das war doch der große
Mann, der versucht hatte, ihr an der Tür Bücher zu verkaufen, und zwar an dem
Morgen, als der Schulbasar stattgefunden hatte! Natürlich! Er hatte seinen
kleinen Wagen am Tor stehen lassen.
    Eine Vorahnung ließ sie ganz
still liegen und keinen Laut von sich geben. Sie fühlte, daß es das beste war,
möglichst wenig von dem zu sehen, was rings um sie vorging. Sie hielt die Augen
geschlossen und tat, als wäre sie halb bewußtlos . Ein
Spiel, um Zeit zu gewinnen. Was immer das alles bedeutete, wer immer diese
Männer waren; sie wollte Zeit gewinnen. Sie lag anscheinend bewußtlos und erschöpft da und ließ den Kopf zur Seite herabhängen.
    Der Mann sprach über seine
Schulter hinweg zu einem anderen, der in der Tür stand: »Sie ist noch immer
nicht richtig bei sich. Am besten, man läßt sie allein. Jetzt würden wir doch
nichts aus ihr ’rauskriegen.«
    Dann eine andere Stimme: »Wir
haben keine Zeit mehr zu verlieren. Mach, daß sie aufwacht!«
    Der erste Mann beugte sich über
sie und rief sie laut an. Da von ihr keine Antwort kam, rüttelte er sie grob an
der Schulter: »Du, wach auf!«
    Sie öffnete die Augen, starrte
leer vor sich hin, und mit einem leisen Stöhnen schloß sie sie wieder. Dann
hörte sie seine Stimme, laut und gereizt: »Das ist nicht gut! Wir wollen noch
bis zum Morgen warten. Sie hat eine Beule an der Stirn. Die stammt von dem
Steigbügel. Eine leichte Gehirnerschütterung, nehme ich an. Hoffentlich geht
sie nicht ganz drauf.«
    Der zweite Mann kam von der
Türe herbei und guckte sie an. Beth mußte sich verzweifelt anstrengen, um nicht
mit den Augenlidern zu zucken. Widerwillig sagte der Kerl: »Du hast recht. So
geht es nicht. Am Morgen wird sie wohl wieder bei sich sein. Sie soll erst mal
ordentlich schlafen.« Er kicherte unangenehm. Dann hörte sie, wie ihre Schritte
sich entfernten, die Tür zuschlug und sie wieder allein war.
    Sie setzte sich im Bett auf und
erkannte dankbar, daß sie die Kerze dagelassen hatten. Sie war nur klein, aber
sie half ihr doch, ihre

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