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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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ohne Schlaf,
ohne Hoffnung? fragte sie sich. Nein — nicht ohne Hoffnung! Das nicht! Heute
würde sie etwas erfahren.
    »Was ist mit Leo, Mutter? Hält
er das Lokal weiter offen?«
    »Gegenwärtig muß er, sonst
verliert er die Lizenz. Aber er sagte mir, daß er das Hotel verkaufen und aufs
Land zurückgehen möchte. Es scheint so, daß der Mann, der seine kleine Farm
gekauft hat, nicht glücklich ist und lieber in die Stadt zurück will. Leo will
sie zurückkaufen.«
    »Das ist gut. Er hat sie nicht
gern aufgegeben. Aber wir werden ihn vermissen.«
    »Er sagt, daß er herkommen
wolle, wenn wir ihn brauchen sollten. Es wird für ihn auf der kleinen Farm
nicht genug zu tun geben. Er bot mir an, halbtags zu kommen, da seine Farm ja
nicht weit sei. Er könne uns dann beim Scheren der Schafe und bei der Ernte
helfen, wie er es immer gemacht hat.«
    »Das ist fein. Dann schaffen
wir es, Mutter! Ich habe mich auch entschlossen hierzubleiben — hier ist mein
Platz. Ich bin ein Narr gewesen, aber das ist nun vorbei.«
    Er hatte ihr von seiner blöden
Spielleidenschaft erzählt, aber nicht von Bills Darlehen. Das war die einzige
Bedingung, die Bill gemacht hatte. Er hatte ihm keinerlei Vorwürfe gemacht,
keine Moralpredigt gehalten, sondern nur gesagt: »Das wär’s! Nimm das Geld und
zahle alles ab. Schlecht für mich? Nicht ein bißchen! Du wirst es mir
zurückzahlen, wenn du kannst. Nur eins — das geht nur dich und mich an! Zu
niemandem ein Wort darüber, nicht einmal zu deiner Mutter!«
    Er hatte nicht hinzugefügt: »Und
auch nicht zu Beth.« Daraus hatte Alec geschlossen, daß seine Hoffnung zu
schwinden begann.
    Alice legte ihre Hand eine
Minute lang auf seine Schulter und sagte: »Du bist mir ein großer Trost, Junge.
Du und Jerry.«
    Gerade in dem Augenblick kam
Jerry langsam und ganz niedergeschlagen ins Haus. Sie wandten sich ihm erstaunt
zu. Er warf seine Mappe hin und rief: »Ich bin nicht in der Schule gewesen. Ich
kann nicht, Mutter. Heute nicht! Gestern war es schon schlimm genug. Eine wahre
Qual! Ich kann das nicht!«
    »Liebling, ich weiß, wie
schlimm es ist. Aber glaub mir, es ist noch viel schlimmer, wenn man sich gehen
läßt und nichts tut.«
    Er sah sie wehmütig an, und sie
dachte: Der arme kleine Kerl. Seine Augen waren rotgerändert, sein Haar
zerzaust und sein Gesicht totenblaß . Wie lange
dauerte es noch, bis er zusammenbrach? Erst war er so tapfer und männlich
gewesen, daß das ihr Herz beinahe mehr bedrückt hatte als seine jetzige
Schwäche. Er legte seine Arme um sie und flehte sie an: »Mutter, du hast keine
Ahnung, wie das ist. Die Gören fragen und fragen. Ein paar von ihnen fragen nicht, aber sie starren mich an und flüstern
miteinander. Ich will nicht herumhängen! Ich werde mir Maus nehmen und die
Landstraße entlangreiten. Vielleicht treffe ich Mr. Middleton. Den habe ich
gern. Vielleicht nimmt er mich mit, und wir suchen zusammen.«
    Suchen — wonach? Jeder Zoll
Boden rund um das Dorf war abgesucht worden. Was konnte ein Kind schon finden,
was der Polizei entgangen wäre? Aber als sie den verzweifelten Druck seiner
dünnen Arme spürte, gab sie nach. »Geh nur, wenn du willst!« meinte sie. »Laß
die Schule. Was schadet es? Mr. Spears wird es bestimmt verstehen.«
    Wie ein Pfeil schoß er davon.
Doch als er sein Pony eingefangen hatte, kam er für einen Augenblick zurück,
und plötzlich, ganz unversehens, drückte er ihr einen kleinen, festen Kuß
direkt auf die Nasenspitze. »Sei wieder ein bißchen fröhlich, Mutter. Ich
schwöre dir, wir finden sie!« Sie und Alec standen am Fenster, sahen ihm nach,
wie er schnell die Auffahrt hinunterritt und in die Hauptstraße einbog. Sie
sahen einander an und seufzten im Gedanken an die Enttäuschung, die ihn
sicherlich erwartete. Dann sage Alec: »Ich will lieber rausgehen und die Schafe
herauslassen«, und sie zwang sich, wieder an ihre Arbeit zu gehen.
     
    Jim und Bill Reynolds kamen
gerade aus dem Hotel und wollten in Bills Wagen steigen, als sie Jerry kommen
sahen. Der Junge hielt sein Pferd an und sagte: »Wo wollt ihr hin? Kann ich
mitkommen?«
    Jim, der selbst einen kleinen
Sohn hatte, erwiderte rasch: »Fein. Wir wollen nochmal die eine Strecke
ansehen. Es ist nicht weit von hier, aber wir wollen hinfahren. Willst du dein
Pony hierlassen und zu uns steigen?«
    Jerry schüttelte den Kopf:
»Nein, danke. Ich reite lieber. Ich will ganz genau auf die Straße achten, für
den Fall, daß da irgend etwas ...«
    Sie nickten und

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