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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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zurückholen konnte, kam Vida Cox und nahm sie. Ich ging noch am
selben Abend zu ihr hin und sagte ihr, daß die Brosche ein Geschenk von einem
Freund sei, und gab ihr ein Pfund dafür.«
    »Und das verdammte Frauenzimmer
gab sie wirklich weg? Oh, sie verdiente... sie verdiente...« Der größere Mann
hielt inne und sah auf seine Hände. Beth schrie fast. Die Hände eines Mörders!
Mit größter Selbstbeherrschung fuhr sie fort: »Ja, sie überließ sie mir. Ich
versteckte sie in der Nacht und trug eine Imitation davon zum Tanz. Niemand
kann sie finden, wenn ich ihm nicht die Stelle zeige.«
    Zunächst herrschte langes
Schweigen, dann begann der kleinere Mann: »Lügt sie, Harry? Sie hat doch vorher
das Blaue vom Himmel heruntergelogen. Sagt sie jetzt die Wahrheit?«
    Der Große grinste. »Ich denke
schon. Sie will ja ihren hübschen Hals retten. Also los, heraus damit. Wo hast
du sie versteckt?«
    »Wenn ich es Ihnen sage, lassen
Sie mich dann gehen?«
    Sie wußte, daß sie dummes Zeug
redete. Sie konnten sie ja gar nicht gehen lassen. Sie wußte ja viel zuviel . Aber sie mußte ihre Rolle weiterspielen, mußte so
tun, als traute sie ihnen.
    Blitzschnell kam die Antwort:
»Natürlich! Du wirst schon den Mund halten; du steckst ja selber viel zu tief
drin. Natürlich lassen wir dich gehen. Wo ist die Brosche?«
    Sie begann, ihnen eine
detaillierte, wenn auch ziemlich verworrene Beschreibung zu geben. Sie erzählte
ihnen von einer Pferdekoppel, beschrieb ganz genau den Weg, der zu dem alten
Gasthaus führte, und sprach von einem Gehölz, wo unter den Bäumen üppiges
Farnkraut wüchse. Sie erklärte, die Brosche befände sich in einer kleinen
Tasche verpackt in einem Loch in der Spitze eines abgestorbenen Baumes. Sie
rechnete damit, daß es sie einige Zeit kosten würde, die Suche zu
bewerkstelligen. Sie würden ja wohl auch warten, bis es anfing zu dunkeln,
schon aus Angst, entdeckt zu werden. Sie mußten doch annehmen, daß der ganze
Bezirk jetzt in Alarmbereitschaft war. Sie sprach schnell, schwatzte drauflos,
und als sie fertig war, sagte sie: »Und nun sagen Sie mir, wo ich bin! Ich kann
Ihnen dann viel besser erklären, wie Sie gehen müssen, wenn ich weiß, von wo
aus Sie starten.«
    Sie überlegten sich die Sache,
tauschten Blicke, und dann sagte Harry zu dem Kleineren: »Warum eigentlich
nicht? Wir müssen wissen, welche Richtung wir einschlagen sollen. Es kann ja
nichts schaden, wenn wir’s ihr sagen. Sie ist uns hier sicher, und wenn sie
schreit und ruft, kann niemand sie hören. Also gut, mein Herzchen: Du befindest
dich in einem alten Haus an einer hübschen ruhigen Straße in der Nähe eines
Flusses, der uns sehr gelegen kommt, wenn du uns zum Narren hältst.«
    Sofort wußte Beth, was er
meinte. Sie war in dem alten Gasthaus, wo früher einmal der Flußhandel abgewickelt wurde. Das war etwa zwanzig Meilen von zu Hause entfernt. Die
grünen Papierschnipsel mußten eigentlich gar nicht so weit weg von ihrem Dorf
auf die Straße gefallen sein. Ihre Hoffnung wuchs. Aber die Männer durften auf
keinen Fall mißtrauisch werden. Also sagte sie nur ungeduldig: »Ich weiß nicht,
was Sie meinen. Gehen Sie nun endlich, um nach der Brosche zu suchen, oder
nicht?«
    Harry sagte: »Wir müssen warten,
bis es dunkel wird.« Wie frech sie geworden waren! Beth wußte nur zu gut, daß
sie sie nicht eine Stunde länger am Leben lassen würden, wenn sie die Brosche
gefunden hatten. Sie würden sie nicht finden, und sie mußte sie unbedingt dazu
bringen, weiterzusuchen. Sie mußte einfach Zeit gewinnen
    »Sie wird nicht leicht zu
finden sein. Es wäre ja viel besser, wenn ich mitkäme und Ihnen die Stelle
zeigte!« meinte sie harmlos.
    Darauf brachen sie nur in
schallendes Gelächter aus. »Und du entwischst uns mit dem ersten Wagen, den du
kommen siehst? Das könnte dir so passen.« Damit gingen sie, nur um bald mit dem
Essen wiederzukommen, das genauso kümmerlich war wie das vorige. Sie fühlte
sich schon wieder recht elend, und sie durfte auf keinen Fall die Nerven verlieren.
    Der Tag zog sich in die Länge,
und die zweite Nacht brach herein. Beth wußte, daß sie in dem alten Gasthaus
allein war, aber die Tür war fest verriegelt und das Fenster mit Brettern
verbarrikadiert. Wenn nicht jemand kam, solange die Männer weg waren, den sie
um Hilfe anrufen konnte, gab es keine Hoffnung mehr. Aber es kam niemand. Kein
Schritt war draußen zu hören, und von Angst und Schwäche völlig erschöpft,
schlief Beth schließlich

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