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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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worden.«
    »Erdrosselt! Oh!« Das war alles, was Alice herauszubringen vermochte; aber Beth sagte streng: »Wie konntest du das denn hören? Willst du damit sagen, daß Ben alle diese kleinen Kinder hat zuhören lassen, wie er telefonierte?«
    »Aber nein! Die anderen Kinder sind zur Schule gegangen. Ich - na, ich dachte eben: Wenn ich schon die Leiche entdeckt habe, kann ich nun auch hören, was passiert ist. Ich schlüpfte in den Hinterhof, und da war die Tür offen...«
    »Oh, Jerry«, sagte Alice leise, »wie konntest du nur!«
    »Also wieder herumgeschnüffelt«, erklärte Beth ärgerlich. »Eines Tages wirst du damit nochmal in richtige Schwierigkeiten kommen. Du solltest dich schämen! Aber du siehst nicht ein bißchen entsetzt oder auch nur betroffen aus.«
    »Warum sollte ich denn? Keiner wird traurig sein! Niemand hatte sie gern. Die Leute haben immer bloß gesagt, sie wünschten, jemand würde sie ermorden.«
    »Aber Jerry, das muß doch schrecklich für dich gewesen sein! Sicher bist du ganz durcheinander«, sagte seine Mutter liebevoll. »Du solltest heute lieber daheim bleiben und dich etwas hinlegen.«
    Jerry sah sie erstaunt, aber auch ein klein wenig spöttisch an. Was Frauen bloß immer für ein Theater machten! Was sollte ihn denn aus der Fassung gebracht haben? Er hatte nur den Rücken einer Frauenleiche gesehen und hatte nicht mal gewußt, daß sie tot war, sondern gemeint, sie wäre bloß betrunken oder schliefe. Er fühlte sich absolut nicht so, als ob er zu Hause bleiben und sich hinlegen müßte. Viel lieber wollte er so schnell wie möglich in die Schule, um den anderen Kindern zu erzählen, was er gesehen und gehört hatte.
    Er tröstete sie: »Ich fühle mich wohl, Mutter, und brauche nicht in der Schule zu fehlen! Du weißt doch, daß wir in Kürze Prüfungen haben. Ich dachte nur, daß ich dir diese Sache von Mrs. Cox erzählen sollte, ehe irgend jemand anderer kommt, der dir den Mord vielleicht nicht so zartfühlend beigebracht hätte. Aber nun weißt du alles, und ich laufe lieber wieder in die Schule zurück.«
    Damit stand er auf, langte sich geistesabwesend zwei Rosinenbrötchen von dem Blech, das seine Mutter gerade aus dem Herd genommen hatte, schulterte männlich seinen Ranzen und rief: »Bis später, Leute! Macht euch keine Sorgen!« Es war ein glänzender Abgang, ähnlich dem, den er kürzlich in einem Western-Film gesehen hatte.
    Nachdem er hinausgegangen war, herrschte vollkommenes Schweigen. Alec saß noch am Tisch, aber er schien sich erst jetzt seiner Umgebung bewußt zu werden. Wortlos stand er auf und verließ den Raum.
    Alice sank auf einen Stuhl und stützte den Kopf in ihre Hände. »Furchtbar«, sagte sie, »furchtbar! Die arme Frau! Wer kann denn nur so etwas getan haben?«
    »Vielleicht ein Einbrecher«, sagte Beth, entgegen ihrer eigenen Überzeugung. »Aber natürlich kann jeder in Verdacht geraten, Mutter. Wo ist denn Leo?«
    Alice schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Aber niemals würde Leo... nein, Beth!«
    »Ich sage ja nicht, daß er es getan hat, aber er ist schließlich der Ehemann, und sie haben sich viel gezankt. Letzte Nacht war er nicht hier, und jetzt ist er immer noch nicht da. Auch Alec, Mutter, war lange draußen.«
    Mit fester Stimme erwiderte Alice: »Ich weiß. Ich habe ihn heimkommen hören. Aber Alec hatte doch keine Ahnung. Er sagte, daß er nicht in der Nähe des Gasthauses gewesen wäre. Das hast du doch gehört, Beth!«
    »Natürlich! Und ich weiß auch, daß er die Wahrheit gesagt hat; aber die Polizei wird jeden fragen, wo er gewesen ist und was er gemacht hat. Ach, Mutter, ich hoffe, sie finden irgendeinen Rumtreiber oder einen Einbrecher, vielleicht irgend jemanden, der auf seinem Heimweg nach den Pferderennen durchs Dorf kam. Bloß keinen, der hier wohnt!«
    Aber Alice war dagegen, irgend jemanden zu verdächtigen. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Es — bestimmt wird es sich als ein Unfall herausstellen! Und ausgerechnet der arme kleine Jerry mußte sie finden! Eine gräßliche Sache für ein Kind! Das wird er sein Leben lang nicht vergessen.«
    Beth mußte lächeln, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Mutter, er hat jede Minute genossen! Er ist nicht herzlos, aber bedenke doch, er hat sie gar nicht wirklich gesehen! Und dem Himmel sei Dank, daß er sie nicht gesehen hat, wenn Wilkie meint, sie sei erdrosselt worden!«
    Gerade in diesem Augenblick schaute Jerry Mr. Spears treuherzig und bekümmert an: »Tut mir leid, daß

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