Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
geliebt. Er holte seinen Schnaps dort — er ist ein schwerer Trinker — , und manchmal blieb er noch und trank in der Bar weiter.«
Wright zuckte die Achseln. »Das ist doch höchst verdächtig. — Sind Kinder da?«
»Nein, keine, und kein Testament. Cox ist Alleinerbe.«
»Ach ja, ein armer Ehemann ist immer der erste Verdächtige, sogar wenn es keinen Streit gegeben hat. Da hätten wir’s also. Sieht nicht gerade rosig aus. Gibt es eine Hilfskraft hier?«
»Sonst schon, bloß heute nicht. Clara Masters, das Mädchen, das hier arbeitet, ist ganz durchgedreht. Wir haben sie nach Hause geschickt. Sie ist ein zuverlässiges Kind und kommt am Nachmittag, um aufzuräumen. Leo Cox wird sicher jemanden mit der Schankkonzession betrauen. Aber zehn Meilen weiter ist ein ganz gutes Lokal, >Siedlers Wappen< dort sind Sie bestens untergebracht!«
Wright war ins Hotel gegangen und schaute sich um. »Ich werde zunächst mal hier schlafen, das heißt, wenn Cox nichts dagegen hat. Es ist besser, am Tatort zu bleiben. Im Kühlschrank wird schon etwas zu essen sein, und vielleicht kann uns das Mädchen ab morgen versorgen. Viel Platz ist nicht, aber sauber ist es.«
»Das macht Clara. Mrs. Cox lag die Hausarbeit nicht besonders. Das Mädchen kam ganz gut mit ihr zurecht, wiewohl jeder sich wunderte, wie sie das fertigbrachte. Wenn Sie sich entschieden haben, hole ich Clara, damit sie Ihnen etwas richtet, während wir uns umsehen.«
Nachdem der Inspektor und sein Gefährte den Raum sorgfältig inspiziert hatten, setzte Wright sich mit seinen Notizen hin und ging schnell die Hinweise durch, die der Sergeant ihm gegeben hatte.
»Soweit ich sehe, scheint es drei Verdachtsmöglichkeiten zu geben — wenn man außer acht läßt, daß es jemand von außerhalb war. Natürlich könnte es sich um einen Gelegenheitseinbrecher handeln, der von irgendeinem Rennen nach Hause kam und sich hier für seine Verluste entschädigen wollte. Oder auch um einen Profi, der erfahren hatte, daß Mrs. Cox nicht abschloß. Doch lassen wir das erstmal. Natürlich müssen wir weiter auf Fingerabdrücke achten und auf Fremde, die hier herum auftauchen. Aber zunächst wollen wir voraussetzen, daß es jemand aus dem Ort war, der einen Groll auf diese Frau hatte.«
»Davon gibt es viele. Die Leute mochten Mrs. Cox alle nicht.«
»Ja, so sieht’s aus. Sie war unbeliebt — aber doch kaum so, daß sie jemand deswegen hätte ermorden wollen. Wie schon gesagt, steht der Ehemann an erster Stelle. Sie haben von Mrs. Sutherland gehört, daß Leo Cox in der Mordnacht nicht in seinem Bett geschlafen hat. Er erschien tatsächlich erst nach zehn auf der Bildfläche, dazu in schlechtester Verfassung. Nach seiner Darstellung kaufte er eine Flasche Whisky bei seiner Frau in der Kneipe und geriet mit ihr in Streit. Ziemlich durcheinander, ging er bis zu einem alten Schuppen an der Straße. Dort öffnete er die Flasche, trank sie fast aus und schlief an Ort und Stelle ein. Keine sehr glaubhafte Geschichte, und keiner kann sie bestätigen.«
»Niemand weiß etwas von einem Testament — ich bin bei dem Rechtsanwalt von Mrs. Cox gewesen und habe danach gefragt — , Cox bekommt ihr Geld und die Kneipe dazu. Er wird wahrscheinlich gleich hierherziehen.«
»Dann wollen wir ihn uns mal näher ansehen. Ich habe schon nach ihm geschickt. Was für ein Mensch ist er denn?«
»Heute morgen war er sehr mürrisch, als ich ihn traf. Aber natürlich steckte ihm seine Sauferei noch in den Knochen, falls seine Geschichte stimmt. Außerdem hatte er einen ordentlichen Schrecken gekriegt. Mrs. Sutherland, die ihn beschäftigt, eine sehr nette Frau, sagte, daß er seine Frau trotz der Trennung und aller Streitereien noch immer liebe. Ich kam nicht weit mit ihm - er blieb bei seiner Geschichte.«
»Ich verstehe. Und was ist mit dem Magazin-Verwalter? Heißt er nicht Watkins? Er hat gegen zehn Uhr abends einen Mann ins Hotel gehen sehen. Übrigens, hat der Arzt schon den genauen Zeitpunkt des Todes angegeben?«
Der Sergeant zog eine Grimasse: »Irgendwann zwischen neun Uhr abends und vier morgens. Als er die Leiche gegen neun Uhr untersuchte, war sie bereits einige Zeit tot.«
»Na, und dieser andere Bursche, der Farmer aus dem Ort, Bill Reynolds? Er kam doch so gegen zehn Uhr zu Fuß zum Lokal, nachdem er seinen Wagen an einer Ecke hatte stehenlassen, wo er von Green, dem Ortspolizisten, gesehen wurde. Der Magazin-Verwalter, Watkins, ließ gerade seine Katze ’raus und sah, wie er
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