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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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schließlich auf ihre Uhr sah und fand, daß die Zeit längst verstrichen war, die der Hauptmann ihr für ihren Besuch zugebilligt hatte, war sie imstande, sehr freundlich zu sagen: »Sie waren so nett zu mir! Der wundervolle Tee, Ihre reizende Katze! Dieser Einblick in Ihr gemütliches Leben! Sie haben mich so liebenswürdig empfangen, und ich bin Ihnen so dankbar dafür! Erlauben Sie mir, mich ein klein wenig dafür erkenntlich zu zeigen? Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit. Wollen Sie nicht etwas kaufen, vielleicht etwas für Ihre schöne Katze?« Damit beendete sie ihre Rede etwas unsicher und legte eine Zehn-Shilling-Note auf den Tisch.
    Aber sobald das geschehen war, merkte sie, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Ihr psychologisches Verständnis, auf das sie sich so viel zugute hielt, hatte sie im Stich gelassen. Die Nicols mochten arm sein, sie mochten auch auf Geld versessen sein, aber sie besaßen ihren Stolz. Sie waren sehr entzückt und geschmeichelt gewesen, sich mit einer wirklichen Dame aus der Stadt unterhalten zu dürfen, die erste, die sie jemals besucht hatte; aber es wäre ihnen nicht im Traume eingefallen, sich den Tee bezahlen zu lassen. »Sie waren uns sehr willkommen«, erklärte Jakob bestimmt. »Wir brauchen kein Geld.«
    Das war außerordentlich peinlich für Augusta, aber sie erkannte, daß sie nicht auf ihrem Wunsch beharren durfte. Sie wollte die Nicols ja keinesfalls beleidigen, aber sie wäre zufriedener gewesen, wenn sie dem Hauptmann später hätte erzählen können, daß sie diesen armen Leuten eine kleine finanzielle Hilfe hatte zukommen lassen. Sie blickte sich um. Gab es denn nichts in diesem Durcheinander, das sie ihnen hätte abkaufen können, um ihnen auf diese Weise die Zehn-Shilling-Note dalassen zu können?
    Auf einmal sah sie etwas — eine große, glitzernde Brosche, die mitten in einem Haufen Papier auf dem Kasten am Herd lag. Ihrer Meinung nach war es ein scheußliches Ding, ein ganz gewöhnliches Schmuckstück aus der Bekleidungsindustrie. Modeschmuck, den niemand wirklich tragen konnte. Aber es würde ihr vielleicht den Vorwand liefern, und sie jubelte scheinheilig: »Oh, was für eine schöne Brosche! Wirklich etwas ganz Besonderes! Ob ich die wohl kaufen kann?«
    Florrie und Jakob verständigten sich mit einem Blick: »Laß sie ihr«, sagte der alte Mann. »Gib sie weg! Schenk sie ihr.«
    Aber Florrie zögerte. Bei aller Liederlichkeit, Schläue und Habgier steckte doch noch ein Rest von angeborener Anständigkeit in ihr. Sie schützte Armut vor, wo gar keine Armut bestand; sie war darauf aus, von jedermann Hilfe anzunehmen und auch so zu tun, als ob sie diese Hilfe dringend nötig hätte. Aber es gab zwei Dinge, die Florrie nicht fertigbrachte — sie konnte ihre Tiere nicht verkümmern lassen, und sie würde niemals stehlen. Bedächtig erklärte sie: »Sie gehört uns eigentlich gar nicht richtig — ich habe sie auf der Straße gefunden.«
    »Aber wenn das so ist und niemand danach gefragt hat, dann gehört sie Ihnen doch wirklich!«
    »Ich weiß nicht recht. Die Person, die sie hatte, konnte nicht bestätigen, daß sie ihr gehörte. Ich wollte sie ihr zurückgeben. Jakob ging damit los in der letzten Nacht und dachte, sie würde ihm vielleicht eine kleine Belohnung geben als Finderlohn; aber die Straße war ganz still und dunkel, und da kam er zurück, und am nächsten Tage war’s zu spät.«
    Augusta verstand überhaupt nicht, wovon Florrie da erzählte, und dachte, daß die alte Frau es wohl selbst nicht wußte. Sie sagte rasch, denn der Hauptmann konnte in jedem Augenblick da sein: »Aber das war nicht Ihr Fehler! Was man findet, kann man doch behalten, wenn sich niemand meldet! Überlassen Sie die Brosche mir! Ich gebe Ihnen gern zehn Shilling dafür und betrachte es als eine ganz reizende Erinnerung an meinen Besuch bei Ihnen!« Im stillen beschloß sie freilich: Ich werfe das Ding gleich in die Mülltonne beim Hotel, wenn ich zurückkomme...
    Florries Augen befragten Jakob, und er nickte. Für den Zehn-Shilling-Schein konnten sie ein hübsches Halsband für den neuen Hund kaufen. Sie nahm das Geld mit der einen schmutzigen Hand entgegen, mit der anderen schob sie Mrs. Wharton die Brosche zu.
    »Da, nehmen Sie! Stecken Sie sie an Ihren hübschen Mantel!«
    Aber das war nun doch zuviel! Augusta schrak förmlich vor den unappetitlichen kleinen Händen und vor der Riesenbrosche zurück. »Oh, nicht an diesen Mantel«, beeilte sie sich zu sagen. »Die Farben

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