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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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wollte ihn nicht anlügen. Und sie wollte auch nicht, dass es so klang, als wäre sie nicht dankbar für den Unterricht bei Mr Hall.
    »Ich mag Mr Hall«, sagte sie daher nach kurzem Zögern. »Er ist ein ziemlich guter Lehrer. Aber ich glaube einfach nicht, dass ich viel Talent für Musik habe.«
    Er hielt den Blick auf sie gerichtet, während seine Finger immer noch spielerisch über das Klavier hüpften.
    Jane betrachtete seine Hände. »Spielen Sie denn, Sir?«
    Er verzog den Mund. »Nein. Ich habe keinerlei musikalische Begabung. Obwohl … an eine Melodie kann ich mich in der Tat noch erinnern.«
    Er setzte sich und bog die Finger durch, wobei er die exaltierte Art und Weise nachahmte, mit der sein Bruder dies zu tun pflegte. Jane kicherte und schob sich etwas näher an das Instrument heran. Lord Northwood schlug eine recht provisorische Version von »Greensleeves« an. Nachdem er geendet hatte, drehte er sich mit einem breiten Grinsen zu Jane um.
    »Das ist alles, was ich noch kann«, gestand er. »Ich hatte als Kind eine Zeit lang Unterricht, aber offenbar hat mein Bruder den Großteil unserer musikalischen Begabung für sich gehortet. Ich fand das schon immer ein bisschen unfair.«
    Wieder musste Jane lächeln. Ein seltsames Gefühl der Erleichterung machte sich in ihr breit, obwohl sie nicht so recht erklären konnte, warum. »Ja, Sir, das ist schon komisch, nicht wahr? Dass manchen Leuten bestimmte Dinge ganz leichtfallen, die andere furchtbar schwer finden.«
    »Mmm. Sehr merkwürdig, in der Tat. Sie allerdings verfügen ja über ein geradezu enzyklopädisches Wissen, was Insekten betrifft.«
    »Das ist aber nicht eigentlich ein Talent. Jeder kann etwas über Insekten lernen. Aber nicht alle können so Klavier spielen wie Mr Hall. Oder komplizierte mathematische Gleichungen lösen wie Lydia. Nicht jeder Mensch hat etwas … trägt etwas in sich, das er anbieten kann.«
    Lord Northwood blickte auf seine Hände hinunter, die immer noch locker auf den Klaviertasten lagen. »Jeder Mensch hat etwas anzubieten, Miss Jane.«
    »Ich nicht.« Sie blinzelte verlegen und war besorgt, selbstmitleidig geklungen zu haben, obwohl sie doch einfach nur eine Tatsache hatte feststellen wollen. Aber Lord Northwood warf ihr nur einen fragenden Blick zu.
    »Warum sagen Sie so etwas?«
    »Ich besitze keine außergewöhnlichen Fähigkeiten wie Mr Hall oder Lydia. Oder mein Vater. Er war sehr gut in seinen Übersetzungen. Nur wenige hätten tun können, was er geleistet hat.«
    »Vielleicht studieren Sie ja eines Tages Entomologie. Schreiben Bücher. Halten Vorlesungen. Entdecken Dinge über Insekten, die bisher noch keiner wusste.«
    Dieser Gedanke war Jane noch nie gekommen. Angesichts der Vorstellung, etwas zu entdecken, das niemand auf der ganzen Welt bisher gewusst hatte – und dass Lord Northwood offenbar glaubte, sie könnte so etwas schaffen –, begann es vor Begeisterung in ihr zu kribbeln.
    »Nun«, meinte sie und verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln, »es dürfte ziemlich schwierig werden, Dinge zu entdecken, wenn man damit beschäftigt ist, Tanzen zu lernen und wie man eine Gabel richtig hält. Nicht gleichzeitig, natürlich.«
    Lord Northwood lachte sein tiefes, dröhnendes, wunderbares Lachen. Auf seinem Gesicht erschienen Lachfältchen, und seine Augen blitzten.
    »Ah, Alexander. Hast du dich endlich entschlossen, dir von mir ein oder zwei Dinge beibringen zu lassen!« Mr Hall betrat den Raum. »Anstatt, wie üblich, umgekehrt.«
    Lord Northwood verdrehte die Augen und warf Jane einen schelmischen Verschwörerblick zu, den das Mädchen mit einem breiten Grinsen erwiderte.
    »Ganz im Gegenteil, Bastian, hier gilt es, eine überaus liebenswürdige junge Dame in der hohen Kunst des Klavierspiels zu unterweisen.« Lord Northwood erhob sich. »Achte bitte darauf, dass du sie nicht zum Gähnen langweilst.«
    Er nahm seinen Mantel von der Lehne eines Stuhles neben dem Piano. Als er ihn ausschüttelte, um ein paar Falten zu glätten, blitzte etwas Metallisches auf und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Teppich.
    Jane und der Viscount bückten sich gleichzeitig, um den Gegenstand aufzuheben. Northwood war schneller und umschloss ihn fest mit der Hand, doch Jane hatte die feine Gravur des
Fenghuang
auf dem silbernen Gehäuse schon gesehen.
    Sie richtete sich auf. Verwirrung quoll in ihr hoch. Lord Northwood und Mr Hall tauschten einen bedeutungsvollen Blick. Mr Hall räusperte sich unbehaglich.
    Jane, deren

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