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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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»Und außerdem möchte ich nicht, dass sie böse auf mich ist.«
    Lord Northwood dachte eine ganze Weile nach. Dann nahm er das Schmuckstück wieder zurück. Jane schickte sich an, ihm auch den Schlüssel zu geben, besann sich jedoch im letzten Moment anders und schloss ihre Finger so fest um das kleine Ding, dass sich die dünnen Kanten tief in ihre Handfläche gruben.
    »Also.« Mr Hall klatschte in die Hände und ging Richtung Klavier. »Es wird das Beste sein, wenn wir jetzt mit dem Unterricht beginnen, Miss Jane. Ich dachte, Sie würden vielleicht gerne ein kleines Liedchen lernen. Es heißt ›Pretty Bee‹«.
    Lorth Northwood, die Kette mit dem Medaillon immer noch in der Hand, verbeugte sich höflich vor Jane. »Wir werden uns bald wiedersehen.«
    »Danke, Sir.«
    Sie sah ihm nach, wie er zur Tür ging, wobei sie sich die ganze Zeit zu zwingen versuchte, ihn noch einmal zurückzurufen. Der Schlüssel hinterließ einen scharfen Abdruck auf ihrer Handfläche. Lord Northwood ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Janes Herz pochte so schwer, als ob es um jeden einzelnen Schlag kämpfen müsste. Sie wandte sich Mr Hall zu, der bereits die Noten durchblätterte.
    »Kommen Sie bitte, Miss Jane. Wir fangen mit den Tonleitern an.«
    Jane setzte sich an das große Instrument. Den Schlüssel ließ sie in ihre Tasche fallen, wo er liegen blieb und sich während des gesamten Unterrichts durch den Stoff ihrer Röcke bis auf die Haut durchzubrennen schien.

13
    Floreston Manor schmiegte sich in die Hügel von Devon. Die dazugehörigen Ländereien breiteten sich wie ein riesiger grüner Ozean um das Haus herum aus. Der Bau mit den efeuüberwucherten Ziegelmauern schien wie gemacht für diese Landschaft, als seien die beiden ein glückliches Ehepaar, das seine Jahre zusammen in Frieden und Eintracht verlebte. Ein schwerer Duft von Frühlingsblüten erfüllte die saubere, frische Luft.
    Alexander nahm einige tiefe Atemzüge, während er mit seinem Vater von der Kutsche die geschwungene Zufahrt hinaufging.
    »Kommt das Mädchen auch? Jane?«
    Alexander warf Rushton einen überraschten Blick zu. »Nein, sie bleibt bei ihrer Großmutter in London.«
    Der Earl machte ein verdrießliches Geräusch.
    »Woher kennst du Jane?«, wollte Alexander wissen.
    »Hab sie getroffen, als sie zum Unterricht bei deinem Bruder war. Nettes Mädchen. Kleine Nervensäge, aber recht klug.«
    »Dasselbe könnte man von ihrer Schwester auch sagen.«
    Er und Rushton tauschten einen bedeutungsvollen Blick, und beide schmunzelten. In Alexanders Nackenansatz löste sich ein Knoten. Sie gingen auf das Haus zu, vor dem die Dienerschaft in einer Reihe angetreten war, um sie zu begrüßen. Alles war hergerichtet und harrte ihrer Ankunft.
    »Sollte denn Lady Talia nicht auch kommen?«, fragte die Hausdame, Mrs Danvers, leicht besorgt.
    »Sie und Miss Kellaway treffen in Begleitung von Sebastian und Lord Castleford mit einem späteren Zug ein«, beruhigte Alexander sie. »Sie werden rechtzeitig zum Abendessen hier sein.«
    Er ging seinem Vater voraus in den Salon. Beide blieben vor einem riesigen Porträt von Lady Rushton stehen, das über dem Kamin hing. Es zeigte eine kühle Schönheit, die leicht die Augenbrauen hochzog und mit einem reserviert wirkenden Lächeln auf sie herunterblickte.
    Rushton hüstelte. »Weavers soll das sofort abnehmen. Und alle anderen auch.«
    Alexander ging, um dem Butler die entsprechenden Anweisungen zu erteilen. Als er zurückkam, stand sein Vater an der Anrichte und war eben dabei, zwei Gläser Sherry einzugießen.
    »Sie ist nicht wie sie, oder?«, fragte Rushton, ohne sich umzudrehen. »Miss Kellaway. Sie ist nicht wie deine Mutter.«
    »Himmel, nein.« Alexander hatte geantwortet ohne nachzudenken. Seine Mutter war schön gewesen, auf eine kühle, distanzierte Art, wie eine farbige Bleiglasscheibe vor einer leeren Wand. Keine Wärme, kein Licht, keine leuchtenden, durchscheinenden Farben. In all diesen Jahren hatte Alexander nur äußerst selten das Gefühl gehabt, seine Mutter bestünde aus mehr als Schönheit und vollendeten Manieren.
    Lydia dagegen … was sie betraf, so war er überzeugt, dass selbst die Ewigkeit nicht ausreichen würde, um die ganze Tiefe und Komplexität ihres Wesens zu ergründen.
    »Auch nicht wie Chiltons Tochter?«, fragte Rushton weiter.
    Alexander unterdrückte ein humorloses Lachen. »Nein. Ganz und gar nicht.«
    In Rushtons Miene glomm etwas auf – Mutmaßung, Spekulation. Dieser

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