Das Raetsel der Liebe
sollten nicht über mich spotten, Mylord. Sie wissen sehr wohl, dass ich mir gerne Rätsel ausdenke, wobei das erste, das ich Ihnen gab, tatsächlich auch nichts weiter war – nur ein einfaches Rätsel. Das hier ist ein echtes Problem.«
»Und Sie sind der Meinung, ich kann es lösen.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Trotz seiner Verwirrung überlief Alexander wieder dieses Prickeln freudiger Erwartung, ein Gefühl, das nur diese Frau bei ihm auslösen konnte. Ein Gefühl, das so rund und voll und angenehm und würzig war wie der Geschmack russischen Schwarzbrots.
»Aber doch angedeutet«, beharrte er. »Ansonsten hätten Sie mir das Angebot wohl kaum gemacht.«
»Nun …« Ihre Lippen rundeten sich, so lieblich und verlockend, dass er seinen Mund auf ihren pressen und spüren wollte, wie sie sich ihm hingab …
»… vielleicht sind Andeutungen ja doch nicht immer ganz so unklar, wie man denkt«, beendete sie ihren Satz.
Alexander warf das Blatt Papier auf den Tisch und stemmte die Hände in die Hüften. Da stand sie nun – Lydia Kellaway. Wie ein kleines schwarzes Kaninchen in ihrem kohlefarbenen Kleid, das Blau ihrer Augen und die leichte Röte ihrer Wangen die einzigen Farbtupfer.
Einen flüchtigen, unerwarteten Moment lang fragte er sich, wie sie wohl in Hellblau oder Grün aussehen würde, mit Straußenfedern am Hut, die Wangen und Lippen rot geschminkt.
Nein. Dieses Bild gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht.
Er räusperte sich. »Wie mir scheint, Miss Kellaway, war mein Verhalten, was das Medaillon Ihrer Mutter betrifft, ziemlich unfair. Und wenn Sie jemals Sebastian erzählen, dass ich das gesagt habe, dann werde ich es bis ans Ende meiner Tage leugnen. Abgesehen davon haben Sie Ihren Wunsch, es wieder zu besitzen, mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Ich hege nicht die Absicht, Ihnen weiteren Kummer zu bereiten. Daher werde ich es Ihnen zurückgeben, und zwar jetzt gleich.«
Ein kurzes Aufflackern von Überraschung huschte über ihr Gesicht, dann nahmen ihre Lippen wieder die geschwungene Form eines Lächelns an. »Sie glauben, Sie schaffen es nicht.«
»Verzeihung?«
»Sie glauben, Sie können die Aufgabe nicht lösen.«
»Das stimmt nicht.«
»Und ich möchte nicht bemitleidet werden, Mylord, nicht im Geringsten.«
»Ich bemitleide Sie nicht«, schnappte Alexander. »Ich versuche lediglich, mich wie ein Gentleman zu verhalten, was mir im Moment nicht gerade leicht gemacht wird.«
»Ein Gentleman wickelt seine Geschäfte auf faire und gerechte Art und Weise ab.«
Alexander versuchte, nicht mit den Zähnen zu knirschen. »Genau das tue ich gerade.«
»Mir das Medaillon meiner Mutter aus Mitleid zurückzugeben ist weder fair noch gerecht. Sollten Sie allerdings den Wunsch haben, ihre Niederlage einzugestehen, dann werde ich den Siegerkranz gerne annehmen und meinen Gewinn einfordern.«
Alexander stand einen Moment lang fassungslos da. Dann ging er mit drei langen Schritten quer durch den Raum auf sie zu, packte sie bei den Schultern und drückte sie so schnell gegen die Wand, dass sie erstaunt aufkeuchte. Ohne ihr die geringste Möglichkeit zur Gegenwehr zu lassen, presste er seine Lippen stürmisch auf ihre, getrieben von dem plötzlich auflodernden Verlangen, sie mit seinem Kuss bis ins Mark zu versengen.
Ihr Körper versteifte sich unter seinem Griff, sie ballte die Hände zu Fäusten und stemmte sich gegen seine Brust. Er küsste sie härter, wollte sie zwingen, ihn einzulassen. Hitze wallte durch seine Adern, doch obgleich sie etwas nachgab, blieben ihm ihre Lippen verschlossen.
Ein mathematisches Problem, Herrgott noch mal! Das einzige Problem, das er lösen wollte, war das weiche, geschmeidige, das er in den Armen hielt.
Alexander stöhnte frustriert auf, legte eine Hand tief auf ihren Rücken und zog sie so nahe an sich, wie er irgend konnte. Seine Frustration steigerte sich ins Unermessliche, als eine wahre Kaskade von Röcken und Unterröcken sein Verlangen bremste, ihren Körper zu spüren. Er fuhr mit der Zungenspitze über ihren Mundwinkel. Als sie ihre Lippen endlich öffnete, um einzuatmen, drang er mit einem heißen Stoß seiner Zunge in sie ein.
Ahhh.
Ihn überkam die reinste Befriedigung, die ein Mann empfinden kann, als er spürte, wie sie sich ergab, wie ihre Hände sich entkrampften und ihre vollen Lippen sich ihm weiter öffneten. Er legte eine Hand in ihren Nacken und bog ihren Kopf zur Seite, um noch tieferen Zugang zu finden.
Sie legte ihm die Hände
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