Collection Baccara Band 0282
PROLOG
„Was für eine unmögliche Situation.“ König Mukhtar von El Deharia schritt gereizt in seinen Privatgemächern auf und ab.
Prinzessin Lina blieb unbeeindruckt, was ihr einen tadelnden Blick von ihrem Bruder einbrachte. „Du lächelst. Findest du das etwa komisch? Ich habe drei Söhne in heiratsfähigem Alter. Drei! Und keiner zeigt auch nur das geringste Interesse an einer Ehe. Nein, stattdessen scheinen sie alle mit ihrer Arbeit verheiratet zu sein. Warum amüsieren sie sich nicht ein bisschen wie andere Männer auch?“
Lina musste lachen. „Du beklagst dich, weil deine Söhne fleißig sind und keine Playboys? Was bedrückt dich außerdem? Zu viel Geld in der Schatzkammer? Dass die Krone zu schwer ist?“
„Du machst dich über mich lustig.“
„Als deine Schwester ist das geradezu meine Pflicht.“
„Mich plagen ernsthafte Sorgen“, beharrte er gekränkt. „Was soll ich machen? Ich brauche einen Erben und wünsche mir Enkelkinder. Und was tun meine Söhne? Qadir repräsentiert unser Königreich im Ausland und ist damit vollauf beschäftigt. As’ad kümmert sich Tag und Nacht um die wirtschaftlichen Belange, höchst erfolgreich, wie ich zugeben muss. Und Kateb? Der hat sich in die Wüste zurückgezogen und mimt den Beduinenfürsten.“
„Hm, ich wüsste vielleicht einen Rat für dich. Willst du ihn hören?“
„Ja, heraus damit.“ Mukhtar verschränkte die Arme vor der Brust.
Aber deine Körpersprache drückt das Gegenteil aus, dachte Lina amüsiert. An die gebieterische Attitüde ihres Bruders war sie natürlich längst gewöhnt. Dass er sie jetzt tatsächlich um Rat fragte, bedeutete großes Vertrauen, und Lina beschloss, besonders einfühlsam vorzugehen.
„Ich denke da an König Hassan von Bahania“, begann sie. „Er hat seine Söhne allesamt glücklich verheiratet.“
„Wie das?“ Mukhtars Interesse war geweckt.
„Na ja, er hat sie verkuppelt, wobei er nicht zimperlich vorgegangen ist.“ „Du willst sagen …“ „Er hat sich in ihr Privatleben eingemischt, Situationen herbeigeführt, um seine Söhne mit passenden Kandidatinnen in Kontakt zu bringen. Mit Erfolg.“
In Mukhtars Blick stand Ablehnung. „Ich bin der König von El Deharia. Ein solches Verhalten schickt sich nicht für ein Staatsoberhaupt.“
„Da gebe ich dir völlig recht.“ Lina unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. Sie wusste genau, was gleich kommen würde.
„Nun, du hingegen unterliegst nicht den Zwängen meiner Position. Du könntest an meiner Stelle …“ Seine Augen verengten sich. „Das hast du doch alles längst eingefädelt, oder?“
„Ich gebe zu, mir fallen da auf Anhieb ein paar junge Damen ein, die zu meinem Neffen passen könnten“, legte sie ihren Köder aus.
Mukhtar biss an, wie erwartet. „Da bin ich aber gespannt. Erzähl.“
1. KAPITEL
Prinz As’ad von El Deharia schätzte einen reibungslosen Tagesablauf, wofür sein sorgfältig ausgewähltes Personal mit stets gleichbleibender Routine sorgte. Seine Arbeit im Palast machte ihm Freude, und er liebte die Verantwortung, die mit dem Ausbau der Infrastruktur des aufstrebenden kleinen Königreichs verbunden war.
Natürlich könnte er seine Stellung als reicher Prinz und Scheich auch nutzen, um sich ein schönes Leben zu machen. So sahen das zumindest einige seiner ehemaligen Kommilitonen. Doch das war nicht As’ads Welt.
Seine einzige Schwäche war seine Tante Lina. Deshalb erlaubte er ihr auch, unangemeldet in sein Büro zu platzen. Eine Entscheidung, die er später bereuen würde, doch das wusste er jetzt noch nicht.
„As’ad, du musst sofort mitkommen!“, bestürmte die sonst so beherrschte Lina ihn aufgeregt. „Im Waiseninternat gibt es Ärger. Ein Stammesfürst aus der Wüste ist dort aufgetaucht und erhebt Anspruch auf drei Schwestern. Natürlich weigern die Mädchen sich, und eine der Lehrerinnen droht, vom Dach zu springen, wenn du die Sache nicht regelst.“
„Warum ich?“
„Du bist bekannt für deine Vernunft und deinen Sinn für Gerechtigkeit. Wer sonst wäre besser geeignet als du?“, erwiderte Lina – und wich seinem Blick aus.
Sofort kam ihm der Verdacht, manipuliert zu werden. Seine Tante setzte gern ihren Kopf durch, und dafür war ihr jedes Mittel recht.
Sie bedachte ihn mit einem unschuldsvollen Blick, in den sich schiere Verzweiflung mischte. „Da ist wirklich die Hölle los. Bitte komm, As’ad.“
Widerstrebend fügte er sich. Was blieb ihm auch anderes übrig?
Eine Viertelstunde
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