Das Rätsel
Jeffrey legte sich auf dem Schoß ein paar Papiere und Notizen zurecht, dann sah er den Direktor an.
»Ich bin froh, dass Sie heute Morgen herkommen konnten, um uns hinsichtlich Ihrer Fortschritte auf den neuesten Stand zu bringen«, begann Manson, um augenblicklich von Starkweather unterbrochen zu werden, der murmelte: »Oder auch mangelnden Fortschritte«, was ihm einen bösen Blick des Direktors einbrachte. Wie zuvor saß Agent Martin unerschütterlich auf seinem Stuhl und wartete auf eine Frage, bevor er den Mund aufmachte – der gesunde Selbsterhaltungstrieb eines erfahrenen Beamten.
»Oh, ich glaube, das ist nicht ganz fair, Mr. Starkweather«, wies ihn der Direktor zurecht. »Ich denke, der gute Professor weiß inzwischen wesentlich mehr als bei seiner Ankunft …«
Jeffrey nickte.
»Es geht für uns darum, wie wir uns die Kenntnisse des Professors am besten zunutze machen können. Wie können sieuns weiterhelfen? Welchen Vorteil ziehen wir daraus? Habe ich recht, Professor?«
»Ja«, erwiderte er.
»Und ich vermute, dass wir zumindest eine wichtige Klärung herbeigeführt haben, nicht wahr, Professor?«
Jeffrey zögerte, räusperte sich und nickte wieder. »Ja«, bestätigte er vorsichtig. »Es sieht so aus, als ob unsere Zielperson tatsächlich mit mir verwandt ist.« Das Wort
Vater
brachte er nicht über die Lippen, während Mr. Bundy da weniger Skrupel kannte:
»Der kranke Bastard, der uns den ganzen Laden durcheinanderbringt, ist also Ihr Vater!«
Jeffrey drehte sich halb zur Seite. »Einiges spricht dafür. Wenn es auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht auszuschließen ist, dass es sich um ein äußerst geschicktes Täuschungsmanöver handelt. Das heißt, jemand, der mit meinem Vater sehr vertraut war und Einzelheiten von ihm weiß, die er nur von ihm selbst haben konnte. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein solches Täuschungsmanöver handelt, äußerst gering.«
»Und außerdem, wozu sollte das jemand tun?«, fragte Manson. Er hatte eine beruhigende, gelassene Stimme, wie ein synthetisches Schmiermittel, die sich deutlich von der polternden und hektischen Sprechweise der anderen beiden Staatsvertreter abhob. Jeffrey schätzte, dass ein Mann mit solcher Selbstbeherrschung eine bemerkenswerte Persönlichkeit war. »Ich meine, wozu sollte jemand zu einer solchen Täuschung greifen? Welchen Zweck könnte er damit verfolgen? Nein, ich denke, wir können mit ziemlicher Sicherheit da von ausgehen, dass der Professor zumindest schon einmal die erste Aufgabe, die wir ihm anvertraut haben, gemeistert hat: Er hat korrekt den Urheber unserer
Probleme
ermittelt.«
Manson schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: »Meinen Glückwunsch, Professor.«
Jeffrey nickte, auch wenn ihm auf der Zunge lag, dass der Urheber ihrer Probleme umgekehrt ihn ausfindig gemacht hatte, womit sie wohl auch gerechnet haben müssten, nachdem sie seinen Namen und sein Bild so auffällig in der Zeitung positioniert hatten. Er verkniff sich die Bemerkung.
»Ich dachte, er ist hier, um den Hurensohn zu finden, damit wir ihn uns vornehmen können«, warf Starkweather ein. »Die Glückwünsche können warten, bis es so weit ist.«
Der zerknitterte Bundy beeilte sich, noch eins draufzusetzen: »Verstehen und Fortschritt sind nicht dasselbe. Mich interessiert nur, ob wir dem Mann so weit näher gekommen sind, dass wir ihn verhaften und uns um andere Dinge im Leben kümmern können. Eines ist wohl unbestreitbar, meine Herren: Je länger sich die Sache hinzieht, desto stärker ist unser aller Zukunft bedroht.«
»Sie meinen sicher Ihrer aller politische Zukunft?«, hakte Jeffrey mit einem sarkastischen Unterton nach. »Oder auch Ihre finanzielle Zukunft. Natürlich läuft beides vermutlich auf ein und dasselbe hinaus.«
Bundy rutschte auf dem Sofa umher und lehnte sich irritiert nach vorn, um etwas zu erwidern, als Manson die Hand hob. »Ich darf doch bitten, meine Herren, das hatten wir alles schon mindestens ein halbes Dutzend Mal.« Er wandte sich Clayton zu, während er zugleich einen altmodischen Brieföffner vom Schreibtisch nahm, ein schönes Stück mit geschnitztem Holzgriff, in dessen Klinge die Sonne aufblitzte. Manson drückte sich die scharfe Kante in die Hand, als wollte er testen, wie gut sie geschliffen war. »Wir konnten nie davon ausgehen, dass dies eine leichte Verhaftung wird, selbst mit der kompetenten Unterstützung des Professors. Und eswird auch schwierig bleiben, trotz allem, was wir
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